Porträt

24-Stunden-Pflege bleibt unersetzbar

Rund 6.000, vor allem weibliche, Pflegekräfte betreuen derzeit im Burgenland rund 3.000 betroffene Menschen. Und der Bedarf dürfte in den nächsten Jahren aus demographischen Gründen noch deutlich ansteigen. Die Pflegekräfte kommen hauptsächlich aus Rumänien oder Bulgarien, sie durch einheimisches Personal zu ersetzen, erscheint auf Grund der Masse schlicht unmöglich.

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Trotz Pflegemodell des Landes bleibt die 24-Stunden-Betreuung ein tragendes Angebot in der Versorgung

 

Als Hans Peter Doskozil (SPÖ) 2019 Landeshauptmann des Burgenlandes wurde, postulierte er nach der Landtagswahl 2020, bei der die SPÖ die absolute Mehrheit erreichte, unter anderem, mit der Pflege dürften keine Geschäfte gemacht werden. Was viele als direkten Angriff gegen die 24-h-Betreuung verstanden. Denn die liegt im Burgenland meist in der Hand privater Unternehmen. Doch die Macht der Realität lässt die Pflegeagenturen durchaus zuversichtlich in die Zukunft schauen.

So wie Thomas Oswald, Inhaber der Agentur OK Altenpfleger aus Oberwart. Derzeit beschäftigt er rund 400 Pfleger*innen und kann sich derzeit kaum vor neuen Nachfragen helfen. Grundsätzlich meint er zur Pflegepolitik des Landes: „Ich finde es toll, was hier im Burgenland umgesetzt wird. Da sind wir österreichweit Vorreiter.“ Egal, ob es um die Anstellung pflegender Angehöriger beim Land geht, oder um die finanzielle Unterstützung des Landes im Pflegebereich. So können Klienten der 24-Stunden-Pflege einkommensabhängig bis zu 600 Euro Landesunterstützung im Monat bekommen.

Basiswissen für Betreuer*innen und pflegende Angehörige

Die Pfleger*innen, die noch immer als selbstständige Unternehmer*innen tätig sind, arbeiten in der Regel beim Klienten zwei bis drei Wochen und werden dann von Kollegen*innen abgelöst. Früher gab es oft den Vorwurf, die wären gar nicht oder nur sehr mangelhaft ausgebildet. Daher bietet die OK Altenpflege, gemeinsam mit Experten, nun Onlinekurse vor allem für neue Betreuer*innen an (www.1a-betreut.com). Aber auch für Angehörige. Dabei werden leicht verständlich die Basics der Pflege übermittelt. Egal, ob es um die richtige Pflege geht, Blutdruckmessen oder den Umgang mit Diabetes. Damit will man in der Pflege neue Standards setzen. Der Grundkurs kostet 147 Euro und kann innerhalb von rund drei Wochen absolviert werden. Mit Prüfungen, Tests und einem Abschlusszertifikat.

Keinen Einfluss auf die derzeitige Form der 24-Stunden-Betreuung sieht Oswald durch das neue Pflegemodell des Landes. Es sieht unter anderem vor, dass es künftig im Burgenland 71 Stützpunkte für die mobile und teilstationäre Pflege geben soll. „Das betrifft uns zurzeit nicht!“ Wohl aber Einrichtungen wie Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe, die das neue, geplante System scharf kritisieren und es „unausgegoren“ bezeichnen.

Über eins sind sich alle Beteiligten einig: Der Bedarf an Pflege und vor allem an Pflegekräften wird in den nächsten Jahren stark ansteigen. Pflegekräfte sind schon jetzt schwer zu bekommen – und aus dem Burgenland kaum zu rekrutieren. Was auch die Kosten für die Pflege im Land in den nächsten Jahren explodieren lassen wird. Oswald: „Ganz ehrlich, im Burgenland sind wir im Pflegebereich dennoch weit besser aufgestellt als andere Bundesländer.“


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