Reportage

Die skurrilsten Methoden, um energietechnisch durch den Winter zu kommen

Die Teuerungen haben Österreich derzeit fest im Griff. Für die Wintermonate gilt das umso mehr, da die Heiz- und Energiekosten noch nie dagewesene Ausmaße angenommen haben. Aber: Rettung naht. Und das aus dem Internet – mehr oder weniger. Denn hier finden sich die, wie ein User auf Facebook schreibt, „smartesten Energiespartipps.“ Ob diese Tipps wirklich so „smart“ sind? Nachmachen auf eigene Gefahr.

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Das Heizen mit einem Ton-Teelichthalter kann brandgefährlich sein.

Mit Teelichtern heizen

Kaum ein Haushalt hatte in den späten Neunzigern beziehungsweise frühen Zweitausendern nicht so ein Ding. Die Rede ist vom dekorativen Ton-Teelichthalter. Den gibt es bis heute in den verschiedensten Größen, Farben und Ausführungen – mit oder ohne Aromaöldispenser. Doch diesen nutzen viele Menschen in der momentanen Situation nicht nur als Anschauungsobjekt oder Duftspender. Bei den heutigen Energiepreisen müssen neue Heizmethoden herhalten. Facebook-User*innen schwören darauf – man kann mit dieser Konstruktion angeblich die Wohnung beheizen. Alternativ würde es auch der Blumentopf aus dem Garten tun. Klingt verrückt? Fakt ist, Ton heizt sich auf. Um einen Raum damit warm halten zu können, würde man aber hunderte solcher Gefäße aufstellen müssen. Oder die Wohnung dürfte nur ein paar wenige Quadratmeter haben. Sollte man diese Heiz-Methode dennoch versuchen wollen, empfiehlt sich wohl eine gute Brandschutzversicherung. 

Nudelwasser in der Wärmflasche

Ein Trend kommt gerade im sozialen Kanal „TikTok“ vor: Hier wird empfohlen, das noch heiße, überschüssige Nudelwasser nach dem Kochen in eine Wärmflasche zu gießen, um es wohlig warm zu haben. Somit spart man nicht nur Wasser, sondern auch Energie, die benötigt wird, um das Wasser aufzuheizen. In der Theorie kein schlechter Ansatz. In der Praxis jedoch vollkommen schwachsinnig. Teigwaren enthalten bekanntlich Stärke. Stärkehaltiges Wasser wird in den meisten Fällen schnell schlecht. Wer also kein Ökosystem in der Wärmflasche züchten möchte, befüllt auch diese besser mit abgekochtem oder normal-warmem Wasser. Der Faktencheck zeigt also, dass diese Methode im Endeffekt durchgefallen ist.

Lachs aus dem Geschirrspüler

Die vorige Methode ließe sich gänzlich überspringen, wenn man das Essen fortan nur noch im Geschirrspüler zubereiten würde. Hierbei geht es ums Stromsparen und darum, den Herd nicht anmachen zu müssen. Hierfür gibt es sogar ein eigenes Kochbuch. Auch dieser „Life-Hack“ kursiert gerade auf verschiedensten Facebook-Seiten. Wer ein Gourmet-Menü in der Spülmaschine – zwischen dem schmutzigen Geschirr (!) – zubereiten möchte, sollte die Lebensmittel allerdings vorbereiten. Einfach in Alufolie einpacken, einvakumieren oder in einen Bratbeutel stecken, das Intensivprogramm auswählen und ab geht die Post. Somit kann von Fisch und Fleisch bis hin zu Pasta und Gemüse alles gegart werden. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass das Gargut hohen Temperaturen, einer aggressiven Reinigungslösung und säurehaltigem Klarspüler ausgesetzt ist. Natürlich können diese Schadstoffe trotz Schutzfolie auch in die Speisen übergehen. Dennoch wird auf Facebook geschrieben „Kochen in der Spülmaschine ist im äußersten Notfall möglich.“ Wir sagen dazu klar: „Daumen runter“.

Mehr Kuscheln und Ingwer

Eine englische Stromfirma rät den Leuten gar zu kuscheln, wenn ihnen zu kalt sei. Frei nach dem Motto „Körperwärme ist am besten.“ Was machen aber Singles? Auch für sie gibt es eine Lösung. Nämlich den Verzehr von Ingwer. Dieser wärmt nicht nur von innen, sondern unterstützt auch das Immunsystem, wenn die Heizung mal wieder ausbleibt. Abgeraten wird von Chili, das darin enthaltene Capsaicin fördere nämlich nur die Schweißbildung. Auch Haustiere sollen als „natürliche Wärmequelle“ dienen. So wird Mauzi ganz schnell mal als persönlicher Fußwärmer hergenommen. Natürlich bekam das Energieunternehmen ziemlichen Gegenwind aus der Bevölkerung und hat sich für diese skurrilen Methoden bereits öffentlich entschuldigt.

Nichtsdestotrotz sei so viel gesagt: Wer Energie sparen möchte, braucht nicht auf so skurrile Methoden zurückgreifen. An der Ein-Grad-weniger-Regel ist schon etwas Wahres dran. Laut der Energiespartipps der Bundesregierung gilt folgendes Prinzip: „Eine um einen Grad kühlere Zimmertemperatur bedeutet satte sechs Prozent weniger Heizenergie.“ (Mehr Tipps, die unter der Kampagne „Mission 11“ laufen, finden Sie hier). 

Natürlich darf aber trotzdem weiterhin mit dem Partner oder dem Haustier gekuschelt werden, wenn es mal etwas kälter wird.


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