Kommentar

Baumschnitt mit Maß und Ziel …

Foto: Baumfreunde

Da mit jedem Tag die Sonnenscheindauer zunimmt, lässt auch die Gartensaison nicht mehr lange auf sich warten. Gartenbesitzer wissen, die Hauptschnittzeit der Bäume steht bald an. Da Schnittführungen je nach Baumart und Alter grundverschieden sind, behandle ich im heutigen Text NUR Laubbäume der Reife- und Altersphase; keine Obstbaum-, Gestaltungs- oder Jungbaum Schnittmaßnahmen!!

Sowohl im öffentlichen als auch privaten Bereich ist immer häufiger die sogenannte Kappung zu beobachten. Dabei wird die Krone radikal zurückgeschnitten. Übrig bleibt der Stamm mit wenig starken Seitenverzweigungen. Bei der Kappung handelt es sich um KEINE Pflegemaßnahme! Sie sollte nur im äußersten Notfall einer Fällung vorgezogen werden. Bevor zur Motorsäge gegriffen wird, lohnt sich ein Blick um und auf den Wurzelbereich.

Da Bäume ihren Standort nicht ändern können, müssen sie im Laufe ihres Lebens eine Vielzahl an Immissionen ertragen. Insbesondere Straßenbäume haben kein leichtes Dasein. Bodenverdichtung durch Straßenverkehr und Baustellen, Schadstoffeinträge durch Reifengummiabrieb und Unrat, Stammverletzungen durch Mäharbeiten oder Anfahrschäden sind nur einige Gefährdungen, denen sie ausgesetzt sind. Schnittmaßnahmen sind manchmal unumgänglich, jedoch sollten sie nur mit Bedacht und aus absoluter Notwendigkeit getätigt werden. Kenntnis zur Schnittführung sowie des geeigneten Zeitpunktes sind unumgänglich, um den Schaden am Baum so gering wie möglich zu halten. Wird wie bei der Kappung die Krone zu stark zurückgeschnitten, fehlt dem Baum Blattmasse zur Assimilation. Auch Mensch und Tier wird dadurch wichtiger Lebens- bzw. Schattenraum genommen. Kontaktieren Sie bei Unsicherheit einen Fachmann! Denn jede Arbeitsstunde ist günstiger als einen neuen Baum zu pflanzen und 30 Jahre lang darauf zu warten, dass dieser seine Dienste leistet. Durch das Abschneiden eines Astes fällt die natürliche Schutzhülle, die Borke. Je jünger ein Baum, desto schnittverträglicher ist dieser. Bei alten Bäumen (>20 Jahre) sollte nur mehr Totholz entfernt werden. Denn Baumwunden verheilen nie, sie werden im Laufe der Wachstumsphase abgeschottet, also überwachsen.

Jede Wunde am Baum stellt ein Infektionsrisiko dar. Die nach dem Schnitt austreibenden Äste sind zahlreich, sehr lang mit meist größeren Blättern. Der Baum versucht so, die verlorene Blattmasse wieder herzustellen. Diese Äste sind durch die fehlende Stabilität akut Wind- und Schneebruch-gefährdet. Der Baum stellt nach der Kappung meist eine größere Gefahr für die Umgebung dar als vorher. Dieser hatte Jahrzehnte Zeit, sich an Standort und Umweltbedingungen anzupassen. Der Austrieb nach der Kappung ist ein stiller Hilferuf. Die endgültigen Schäden von Kappungen kann man erst in 5, 10 oder 20 Jahren abschätzen. Fakt ist, dass damit der Sterbeprozess des Baumes eingeleitet wurde.

Nachlese Tipp: www.gartenjournal.net/baeume-schneiden

baumfreunde@gmx.at


Ina Gangoly
Baumfreunde Oberwart*
Ohne Bäume kein Leben – die Serie zur Bewusstseinsbildung für mehr Baumschutz

* Die Baumfreunde Oberwart ist eine überparteiliche und unabhängige private Initiative engagierter Oberwarter*innen


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