Kommentar

Ohne Ufervegetation, kein Schatten, kein Leben

Die Kolumne der „Baumfreunde Oberwart“

(c) pexels.com

 

 Naturnahe Ufervegetation mit Bäumen, dichten Sträuchern, Lebensraum für Flora und Fauna findet man in Oberwart kaum. Jahrzehntelang wurden Bäche und Flüsse reguliert, um die Durchflussgeschwindigkeit zu erhöhen. Die dadurch zerstörten Ökosysteme fehlen uns heute in Hinsicht auf Mikroklima, Landschaftsbild und Erholungsfunktion. Die Relevanz des Ökosystems Gewässer ist bis heute den zuständigen Behörden nicht bewusst. Uferbereiche werden mehrmals jährlich radikal getrimmt. Standortgerechte Bepflanzung sucht man vergebens. Je abwechslungsreicher strukturiert Uferzonen sind, umso mehr Kleinhabitate beinhalten diese. Ufervegetation schützt den Boden vor Erosion und Schadstoffeinträgen. Zusätzlich stellt diese einen effektiven Schutz gegen Neophyten wie Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera), Ragweed (ambrosia artemisifolia), Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) dar. Diese verbreiten sich an frisch gemähten/ gerodeten Flächen aggressiv und verdrängen dadurch heimische Arten. Im Stadtgebiet von Oberwart finden wir zwei Gewässer mit potenziellen Uferzonen. Die Pinka und den Wehoferbach. Die Pinka ist großteils reguliert, die verbleibenden Ufer werden regelmäßig mit Balkenmähern gemäht. Lebensraum gibt es defacto keinen. Der Wehoferbach wurde großteils unter Asphalt bedeckt. Oberirdisch wird nur mehr ein kleiner Teil geführt. Entlang der rechten und linken Bachgasse wurden im Frühjahr nicht nur die japanischen Zierkirschen (Prunus serrulata) verstümmelt, auch der Flusslauf wurde „ausgeputzt“. Eine kleine Insel nahe Bach Apotheke, die seit Jahren Enten als Brutplatz diente, wurde ersatzlos entfernt. Eine weitere Insel nahe der Eisenstädter Bundestrasse wurde ebenfalls abgetragen und durch eine zu 90% aus Steinen bestehende „Insel“ ersetzt. Bepflanzt wurde diese mit Kirschlorbeer, einem NICHT heimischen Gehölz, das NICHT in Gewässernähe vorkommt und KEINEM Tier Nahrungs- oder Lebensraum bietet. Standortgerechte Alternativen wären Weiden (Salix sp.), Pappeln (Poppulus sp.) oder Erlen (Alnus glutinosa). Eine kostengünstige, optisch ansprechende sowie rasch wachsende Alternative wäre hier im Speziellen eine Weide wie z.B. Salix alba `tristis`. Diese bietet Wildvögel und Insekten einen Lebensraum. Deren Wurzelwerk sichert die Böschung vor Erodierung, und die Wurzeln bieten Jungfischen und Krebsen einen geschützten Lebensraum.

Warum schafft Oberwart keine Uferbepflanzung? Wäre es nicht eine enorme Bereicherung, wenn man der Pinka ihre Natürlichkeit zurückgeben könnte? Aus ihrem Uferbereich einen Naherholungs- und Lebensraum für Vögel, Fische, Reptilien und Amphibien zu gestalten? Bleibt zu hoffen, dass das enorme Potenzial dieses Bereiches bald erkannt und nachhaltig gefördert wird. Denn nicht für alle Oberwarter*innen ist Shopping das alleinige Freizeiterlebnis …


Die „Baumfreunde Oberwart“ ist eine überparteiliche und unabhängige private Initiative engagierter Oberwarter*innen |

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