Bericht

Land gegen private Busunternehmen – das ist Härte

Landesbusgesellschaft beantragt Linienkonzession von Oberwart – Pinkafeld nach Wr. Neustadt

Foto©Peter Sitar

Die G1 Linie bekommt Konkurrenz vom Land. 

 

Seit Wochen kursieren im Südburgenland Gerüchte, wonach das Land Burgenland die Buslinie G 1 von Dr. Richard/Südburg übernehmen soll. Dazu befragt, erklärt Verkehrs-Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ): „Es gibt laufend Gespräche zur Verbesserung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Südburgenland.“ 

Ein Instrument, das dafür eingesetzt wird, ist die 2020 gegründete 100-prozentige Landestochter Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH (VBB) mit Firmensitz in Güssing. Ihr ursprüngliches Ziel war, Pendler*innen aus dem Landessüden einfacher in den Großraum Graz zu bringen. „Anfangs haben wir mit dem Postbus zusammengearbeitet, aber die langen Fahrzeiten waren für die Pendler*innen im Vergleich zum Pkw unattraktiv“, so Dorner. Daher wurde mit der VBB eine landeseigene Busgesellschaft gegründet, die nun mit drei Linien aus dem Landessüden den Verkehr direkter nach Graz bewältigt. Seither würden auch die Fahrgastzahlen kontinuierlich ansteigen.

Wenig Freude mit dem Einstieg des Landes  bzw. der VBB ins Busgeschäft haben naturgemäß die privaten Busunternehmen.

Siegfried Tanczos, Südburg-Geschäftsführer: „Wir wissen nicht, was das Land Burgenland wirklich bezweckt.“ Und es kommt noch dicker. Wer aus dem Südburgenland, speziell aus dem Bezirk Oberwart, Richtung Wien öffentlich pendeln will, dem bleibt nur die Linie G 1 von Dr. Richard/Südburg. Denn bekanntlich wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Oberwart–Friedberg 2011 aus – vorsichtig ausgedrückt – wenig überzeugenden – Argumenten eingestellt und bis heute nicht wieder aufgenommen. Trotz explodierender Energiekosten und dramatischen Inflationsraten.

Doch jetzt scheint das Land, konkret die VBB, ihre Fühler auch Richtung Wien auszustrecken. Tanczos: „Die VBB hat jetzt eine Linienkonzession von Oberwart über Pinkafeld nach Wiener Neustadt beantragt.“ Was auch vom Büro von Landesrat Heinrich Dorner bestätigt wird. „Fahren dann unsere Busse und die des Landes nebeneinander her?“ fragt sich der Südburg-Chef. Angebliches Ziel sei es, so Tanczos, dass die Pendler*innen in Wr. Neustadt von den VBB-Bussen zur Bahn gebracht werden sollen. Die Pendler*innen wollen lieber ihre Ruhe haben und nicht ständig umsteigen müssen.

Saurer Beigeschmack

Es sind vor allem zwei Bereiche, die dem Südburg-Chef an den VBB bitter aufstoßen: „Es werden uns permanent Fahrer*innen abgeworben und den Leuten gegenüber argumentiert, sie würden beim Land arbeiten, dabei ist die VBB eine schlichte GesmbH.“ Außerdem würde die VBB teilweise mit Preisen arbeiten, die sich ein privater Anbieter nicht leisten kann.

Laut Dorner habe man seitens des Landes grundsätzlich nichts gegen wie Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke Oberwart–Friedberg, doch es sei äußerst mühsam mit den ÖBB und der zuständigen Ministerin Gewessler zu Vereinbarungen zu kommen. Das gelte nicht nur für das Südburgenland, sondern auch für den Raum Eisenstadt – Stichwort Schleife Ebenfurth, zur Verkürzung der Fahrzeiten nach Wien.


Die letzte Fahrt
2011 wurde der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Oberwart-Friedberg eingestellt


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7 Antworten

  1. Es wäre besser wenn sich die Damen und Herren in der Landesregierung auf das konzentrieren für das Sie gewählt wurden und nicht die guten Strukturen der privaten Wirtschaft zu zerstören. Wir steuern auf den modernen Kommunismus im Burgenland hin.

  2. Wenn sich das Land schon wichtig macht so soll es doch für eine vernünftige Verbindung in die Landeshauptstadt sorgen. Jeder Südburgenländer der einen Amtsweg in Eisenstadt hat ist auf sein Auto angewiesen.

  3. Vielleicht müsste man sich mal fragen, warum dieses Unternehmen über Jahrzehnte das Monopol Pendlerverkehr nach Wien hatte und hat. Gibt es hier gute Beziehungen in die Politik die jetzt bröckeln. Oder Zahlungen? Oder ist es mit Klimaticket einfach nicht mehr so lukrativ? Wie kann man was dagegen haben wenn das Burgenland jetzt ENDLICH faire Alternativen zum Wucherticket nach Wien schaffen möchte? (hoffentlich wirklich und bald)

  4. Die Busse Richtung Graz fahren meiste Zeit leer bin3x mit gefahren Nur 2Personen die fahren nicht einmal die Betriebskosten herein in der Pandemie wenn der Busfahrer ohne Maske Fahrt ist er leer der Bus man müsste auch alles einmal Offenlegen wieviel der der Steuerzahler dazu schießt.noch eins wir haben die höchste Gis 9 € wo das hinfliest.das müste offengelegt werden so wie die SPÖ es von anderen Parteien fortert so wäre es richtig LG Kurt

  5. Die normative Kraft des Faktischen wird sichtlich ignoriert. Aber anscheinend existiert der Klimawandel im Burgenland nicht oder wird ignoriert – Stichwort: wir bauen eine Zuleitung für den Neusiedlersee, investieren in Betongold und bauen neue Einkaufszentren und Strassen auf der grünen Wiese. Dann rufen wir nach Förderungen, weil alles so schlimm wird. Das kann man nicht erfinden. Und so passt auch diese Entscheidung in die Reihe vieler anderer.
    Der Bus ist vor allem auf der Strecke nach Wien eher im Nachteil als der Zug, denn Schienenstau ist äußerst selten. Und eine Konkurrenz mit einer landessubventionierten Kapitalgesellschaft zu etablieren ist ein Schildbürgerstreich.
    Der öffentliche Verkehr würde im Südburgenland sträflich vernachlässigt. Es ist ein klassisches Nord-Süd Gefälle erkennbar und die Ignoranz gegenüber dem Landessüden ist unverkennbar. Die regionale Entwicklung und Zusammenarbeit lebt von der Vernetzung von Regionen durch den öffentlichen Verkehr (siehe Graz-Klagenfurt: hier entsteht ein neuer Wirtschaftsraum). Darüber hinaus sind Schulzentren in Oberwart und Pinkafeld, und gerade in Pinkafeld, wo viele Berufsschüler, HTL Schüler und FH Studierende einpendeln könnten sich mit dem öffentlichen Verkehr einiges ersparen. Das wäre auch soziale Gerechtigkeit, für alle Bildungsschichten
    Und auch das Leben bleibt leistbar mit einem öffentlichen Verkehr, der ein entspanntes Pendeln zur Arbeitsstätte nach Wien und retour ermöglicht. Aber es ist leichter Dinge zu zerstören (siehe Zuganbindung aus Rechnitz) als für Fortschritt zu sorgen, indem man zB die Strecke elektrifiziert und in Abstimmung mit der Steiermark und Niederösterreich auch die Aspangbahn/Wechselstrecke ausbaut, um bessere Fahrzeiten zu erzielen. Aber das würde ja Mut erfordern. Vordenken ist besser als nachdenken.
    PS: Den schwarzen Peter an den Bund zu schieben wäre zu einfach.