Nicole MATSCH / 4. Februar 2025
© zVg OHO
Videointerviews mit Zeitzeug:innen und Expert:innen beleuchten in der Ausstellung verschiedene Perspektiven auf die Ereignisse.
Bomben gegen Minderheiten – eine Ausstellung im Gedenken
Der Terror forderte vier Todesopfer, verletzte vier Menschen lebensgefährlich und neun weitere schwer. Der folgenschwerste Anschlag fand im Februar 1995 in Oberwart statt, bei dem vier Roma-Angehörige einer Sprengfalle zum Opfer fielen.
Die Initiative Minderheiten zeigt in Kooperation mit der Roma Volkshochschule Burgenland, der Theaterinitiative Burgenland/Landestheater der Autor:innen und dem Offenen Haus Oberwart, wie der Bombenterror Minderheiten in Angst versetzte und welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen diese Gewalttaten begünstigten.
Die Ausstellung „Man will uns ans Leben – Bomben gegen Minderheiten 1993-1996“ im Offenen Haus Oberwart (OHO) wird am Freitag, den 7. Februar 2025, eröffnet. Die Einführung übernimmt Cornelia Kogoj von der Initiative Minderheiten. Bundespräsident Alexander Van der Bellen richtet per Video eine Grußbotschaft an die Gäste, während Landeshauptmann Hans Peter Doskozil die offizielle Eröffnung vornimmt. Karl-Markus Gauß hält die Festrede. Weitere Redebeiträge kommen von Tina Nardai und Emmerich Gärtner-Horvath. Die musikalische Gestaltung übernimmt Romano Rath.
Eröffnung am
* Freitag, 7.2.2025
* 19:00 Uhr
Rechtsextremer Terror: Die Anschläge der 1990er-Jahre und ihre Folgen
Zwischen 1993 und 1996 wurden in Österreich 25 Personen und Organisationen Ziel von Sprengstoffanschlägen. Drei Bomben detonierten in Kärnten und im Burgenland. Erst 1997 endete die Anschlagsserie durch eine zufällige Polizeikontrolle in der Südsteiermark. Der gestellte Täter, Franz Fuchs, zündete eine Bombe. Diese riss ihm beide Arme ab, dennoch überlebte Fuchs schwer verletzt. Er gilt bis heute als Einzeltäter.
Videointerviews mit Zeitzeug:innen und Expert:innen beleuchten verschiedene Perspektiven auf die Ereignisse. Die Schau zeigt, wie das politische Klima der 1990er-Jahre extremistischen Tendenzen Raum gab. Dabei geht es nicht nur um die Vergangenheit – die Ausstellung verweist auf aktuelle Entwicklungen und den schleichenden Übergang von Hasspropaganda zu Gewalt.
Ausstellung als Mahnung für die Gegenwart
Die Ausstellung im OHO macht deutlich, dass rechtsextreme Gewalt keine abgeschlossene Geschichte ist. „Rechtsextremismus ist keine Randerscheinung mehr“, stellt die Initiative Minderheiten fest. Die politische Debatte wird zunehmend von extremistischen Parolen beeinflusst. Die Ausstellung will daher nicht nur erinnern, sondern auch aufklären. Denn das Thema sei brandaktuell.
Weitere Ausstellungen zur Erinnerung und Aufarbeitung
Parallel zur Hauptausstellung werden drei weitere Kunstprojekte präsentiert. Die Ausstellung „Letters of Fear“, kuratiert von Andreas Lehner, thematisiert die gesellschaftliche Veränderung und die gezielte Instrumentalisierung von Angst in den frühen 1990er-Jahren. Sie zeigt, wie Angst als politisches Mittel genutzt wurde und welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft hatte. Die Ausstellung wurde bereits 1994 und 1995 in mehreren österreichischen Städten gezeigt.
Wolfgang Horwaths Zyklus „Oberwart im Februar 1995“ ist eine künstlerische Reaktion auf den Bombenanschlag in Oberwart. Die Werke setzen sich intensiv mit den Geschehnissen auseinander und verarbeiten den Angriff auf die Roma-Gemeinschaft künstlerisch.
Ein weiteres Projekt ist „Zeichnen gegen das Vergessen“ von Manfred Bockelmann. Der Künstler zeichnet seit Jahren Porträts von Kindern und Jugendlichen, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden, weil sie Juden, Slawen, Roma, Sinti oder Menschen mit Behinderungen waren. Für die Ausstellung in Oberwart hat Bockelmann sein Werk erweitert und Porträts der vier ermordeten Roma aus Oberwart gezeichnet: Karl Horvath, Josef Simon, Peter Sarközi und Erwin Horvath. „Dieses Thema hat natürlich auch eine Verbindung zum Holocaust. Denn das ist die böse Saat, die immer noch vereinzelt aufgeht. Wir wissen, es war damals ein Einzeltäter. Ich zeige auf uns Menschen insgesamt – zu was wir fähig sind“, so Bockelmann.
Die Ausstellungen sind vom 11. Februar bis zum 23. März 2025 zugänglich. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 9:00 bis 14:00 Uhr sowie vor Veranstaltungen und nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.
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