Bericht

Eine schrille Rolle für mehr Akzeptanz

In das andere Geschlecht hineinspüren – im Auftrag der Kunst.

Foto: Lexi

Christian De Lellis, Kim Roznyak (Make up Artist), LEXI (Fotograf)

 

Christian De Lellis, der südburgenländische Vollblutmusiker mit handwerklicher Berufsausbildung und italienischen Wurzeln, gilt als „bunter Hund“ in der regionalen Künstlerszene. Einer, der gerne seine musikalischen Facetten zeigt und zu verliebten, lebensbejahenden, aber auch zu nachdenklichen und traurigen Texten und Tönen ausholt. Für das Musikvideo für seine Single „Garten Eden“ hat er sich diesmal überlegt, in die Rolle einer Dragqueen zu schlüpfen. Nicht mit persönlichem Hintergrund oder weil er selber sein Alter Ego darin sieht, sondern weil er sich in seiner Rolle als Künstler berufen fühlt, mit dieser überzeichneten, überspitzten Kostümierung für das Thema „transgender“ zu sensibilisieren und zu mehr Akzeptanz aufzurufen.

Auch für das Titelbild des prima! Magazins verwandelte er sich in einem aufwendigen, dreistündigen Prozess zur Frau: „Der Text vom Lied ‚Garten Eden‘ handelt von Adam und Eva und vom Bewusstsein, dass beide Geschlechter ursprünglich eins waren. Und nach wie vor viel mehr beieinander liegen, als uns manchmal bewusst ist. Ich habe großen Respekt vor Personen, die sich sexuell outen und ihrer Orientierung folgen. Denn das sucht man sich nicht aus, das ist keine bewusste Entscheidung oder gar eine Krankheit, wie sie leider – nach wie vor – hinter vorgehaltener Hand gesellschaftlich tituliert wird. Eine Schuldfrage zur „Andersartigkeit“ darf nicht existieren, das hat im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr. Hier muss meiner Meinung nach noch viel in Richtung Toleranz und Akzeptanz passieren“, sagt De Lellis, der mit seiner Darstellung als Dragqueen in den sozialen Medien durchaus polarisiert.

„Die Reaktionen waren querfeldein positiv, aber es waren auch negative Meldungen von scheinbar überforderten Menschen dabei, die mir schon zu denken gaben. Denn wenn schon eine offen kommunizierte, schauspielerische Rolle dazu führt, dass Menschen sich in ihrer Komfortzone bedroht sehen und sich genötigt fühlen, ihren Unmut über eine ‚Andersartigkeit‘ kundzutun, wie muss es dann in der realen Welt sein, wo sich Betroffene als Stein des Anstoßes für tatsächliche Hassreden oder Mobbing fühlen müssen?“, sinniert der Künstler. Dieses Gefühl der Sehnsucht nach Toleranz sieht er auch für die breiteren Themenbereiche in der Gesellschaft als überfällig an: „Je mehr Akzeptanz zwischen den Menschen herrscht, desto weniger Zerreibung findet untereinander statt!“

Die Rolle als Frau spielt er inzwischen perfekt. „Während der Verwandlung – der Metamorphose – mit der Schminke, dem Kleid und den Frauenschuhen, spürt man sofort die Veränderung und dann ändert sich auch die Haltung und die Sichtweise. Hin und wieder hineinzuspüren ins andere Geschlecht, das kann sicher dazu beitragen, dass es mehr Verständnis untereinander gibt“, sagt Christian De Lellis und zwinkert uns mit seinen überdimensionalen Dragqueen-Wimpern zu.


Christian De Lellis

möchte mit seiner schauspielerischen Darstellung als Dragqueen für Akzeptanz einer gesellschaftlichen „Andersartigkeit“ sensibilisieren.

Eine „Dragqueen“ ist ein Mann, der in künstlerischer Absicht durch Aussehen und Verhalten temporär eine Frau darstellt und damit auffallen möchte. Eine Transperson hingegen (Siehe Artikel „Transgender“ >>) definiert sich durch eine nachhaltige Veränderung zum anderen Geschlecht, auch mittels Hormontherapie und Operationen.


 

Christian De Lellis ist Tontechniker und Musiker. In seiner aktuellen Single „Garten Eden“ macht er auf das Thema Transgender aufmerksam.

Für sein Musikvideo hat er sich zur Dragqueen verwandelt. Auch für das prima! Titelfoto kam es zur „Metamorphose“.

Hier geht es zum Video „Garten Eden“ von Christian De Lellis >>


Hier geht es zum Podcast mit Christian De Lellis:

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