Interview

Digitale Kinder

Ohne digitale Medien geht es heute nicht. So viel ist klar. Doch wo liegt bei Kindern und Jugendlichen eine gesunde Konsumgrenze? Eltern wissen oft nicht, was richtig und falsch ist. Jörg Stipsits ist im Bezirk Oberwart in Schulen unterwegs und informiert Eltern, Lehrbeauftragte und Kids über Gefahren durch die digitalen Medien. Das prima! Magazin hat ihn zu diesem Thema zum Gespräch eingeladen.

Foto: shutterstock

Vor allem die junge Generation nutzt die digitale Kommunikation (Social Media Plattformen, WhatsApp,…). Wo liegen die Hauptgefahren für diese Zielgruppe?

Stipsits: Die Gefahren im Internet sind sehr vielfältig und je nach Alter auch verschieden. Allgemein ist zu sagen, dass es unumgänglich ist, dass Kinder und Jugendliche bereits sehr früh über die Gefahren informiert und aufgeklärt werden. Deshalb werden im Burgenland schon ab dem Volksschulalter saferinternet-Workshops angeboten, die die Schülerinnen und Schüler über die Gefahren aufklären. Oftmals ist es so, dass sich die Kinder und Jugendlichen der Gefahren nicht einmal bewusst sind. Und auch wenn die Gefahren bekannt sind, ist es nicht so einfach, mit diesen umzugehen. Hier ist es notwendig, dass auch seitens der Schule und des Elternhauses umfangreiche Hilfestellung angeboten wird.

Während im Volksschulalter Kettenbriefe sehr weit verbreitet sind und für Unsicherheit bzw. teilweise sogar Angst sorgen, kommt es dann bei den älteren Kindern und Jugendlichen auch schon zu Cyber-Mobbing-Fällen. Hier ist eine App zu erwähnen, die derzeit sehr weit verbreitet ist und für viele Gefahren sorgt. Auf „Tellonym“ ist es nämlich möglich, jemandem anonym Fragen zu stellen bzw. Nachrichten zu senden. Sobald die Person, die diese Nachricht erhält, auf diese reagiert, wird sie auf dem jeweiligen Profil veröffentlicht und ist für alle, die den Link zum Profil kennen, sichtbar. Es ist also eine Leichtigkeit jemanden beleidigen bzw. bloßzustellen. Aber auch auf Snapchat, Instagram, Tik Tok, Youtube usw. ist man von sogenannten „Shitstorms“ nicht sicher und schnell wird jemand beleidigt, geärgert und gekränkt.

Cyber-Grooming stellt derzeit ebenso eine enorme Gefahr dar. Hier geht es darum, über soziale Netzwerke Vertrauen zu Kindern und Jugendlichen aufzubauen, etwa über private Nachrichten, um dann kinderpornografische Aufnahmen anzufertigen oder sexuellen Missbrauch zu verüben. Meist sind das ältere Personen, die dies versuchen. Oftmals werden von den Kindern und Jugendlichen sehr freizügige bzw. intime Videos in soziale Netzwerke gestellt (z.B. über Tik Tok), die anschließend einen gewissen Reiz auf die Täterinnen und Täter ausüben. Durch das vermeintliche Vertrauen, das durch regelmäßige Kontaktaufnahme geschaffen wird, werden dann immer mehr reizvolle Aufnahmen gefordert und leider auch verschickt. Im schlimmsten Fall versuchen die unbekannten Personen Treffen im wirklichen Leben zu organisieren.

Eine weitere Gefahr versteckt sich hinter dem Begriff „Sexting“.  Sexting setzt sich aus „Sex“ und „Texting“ zusammen und dabei werden über digitale Medien schlüpfrige Inhalte verschickt, in Textform und auch in Form von Bildern und Videos. Sehr gerne wird von den Jugendlichen dafür Snapchat als Medium benutzt, da die verschickten „Snaps“ nicht offensichtlich gespeichert werden und je nach Einstellung nur wenige Sekunden beim Gegenüber angezeigt werden. Jedoch besteht durchaus die Möglichkeit, dass von diesen Bildern ganz leicht Bildschirmaufzeichnungen angefertigt werden können. Viele sind sich dessen aber nicht bewusst und so werden leichtfertig zum Teil sogar Nacktfotos an andere Personen geschickt, die schnell für Probleme sorgen können, da diese ohne Weiteres weitergeschickt oder veröffentlicht werden können. Hierzu ist zu sagen, dass pornografische Nacktaufnahmen von Jugendlichen unter 18 Jahren als Kinderpornografie gelten und damit verboten sind. Sogar alleine mit dem Besitzen solcher Aufnahmen kann man sich strafbar machen.

Nicht nur Fotos und Videos werden leichtfertig ins Internet gestellt, auch andere Daten wie Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Wohnorte usw. werden unüberlegt ins Netz gestellt. Meist geben die Kinder und Jugendlichen über soziale Netzwerke (z.B. Snapmap auf Snapchat) ihren Standort für alle „Freunde“ frei, sodass alle jederzeit sehen, wo man sich gerade befindet. Nachdem meist bei weitem nicht alle Freunde oder Follower aus dem realen Leben gekannt werden, stellt das ein enormes Risiko dar. Das große Ziel ist es nämlich, möglichst viele Follower, Abonnenten, Freunde, … zu generieren und dafür werden sehr oft fragwürdige Inhalte bzw. verfälschte Darstellungen ins Netz gestellt. Man erwartet sich dadurch auch viele positive Reaktion auf die Beiträge in Form von Herzen, Daumen etc. Beliebt ist nur, wer viele Likes hat.

Wie ein Lauffeuer verbreiten sich im Internet auch Fake News, die die Kinder und Jugendlichen nur selten von richtigen oder wahren Nachrichten unterscheiden können. Die Beurteilung von Inhalten im Internet fällt nämlich allgemein sehr schwer und so wissen die Kinder und Jugendlichen nur selten, was wirklich wahr oder falsch ist. Diese Fake News werden meist täuschend echt gestaltet und so ist es auch für Erwachsene schwierig, diese von realen Nachrichten zu unterscheiden.

 

Ab welchem Alter sollten Kinder überhaupt ein eigenes Handy bekommen?

Stipsits: Einschlägige Websiten empfehlen ein Alter von mindestens neun Jahren. In Österreich wird oftmals ein Geschenk zur Erstkommunion für die Anschaffung eines Handys genutzt.

Pauschal lässt sich nicht beantworten, ab welchem Alter die Anschaffung eines Handys sinnvoll ist. Der richtige Zeitpunkt hängt nämlich auch vom jeweiligen Kind, der Familiensituation und auch der Situation im Freundeskreis ab. Oftmals geraten Eltern recht schnell unter Druck, da die Kinder ein eigenes Handy fordern, wenn alle anderen Freunde oder Klassenkolleginnen und -Kollegen auch eines haben. Hierbei sollte dann besprochen werden, warum das Kind ein Handy möchte und was es eigentlich damit tun möchte.

Handelt es sich beim angeschafften Handy um ein Smartphone, das auch über einen Internetzugang verfügt, sollte das Kind auf jeden Fall über die Gefahren des Internets Bescheid wissen.

Der falsche Weg wäre, den Kindern ein Handy zu schenken bzw. und keine Hilfestellung zu bieten. Eltern sollten gemeinsam mit ihrem Kind den Weg gehen, den richtigen Umgang mit dem Smartphone und dem Internet zu erlernen und auch zu reflektieren. Immer wieder sollte das Kind zu Gesprächen ermuntert werden und Erlebtes muss unbedingt aufgearbeitet werden.

Meist bietet dieses „gemeinsam“ auch für die Eltern die Möglichkeit, in Bezug auf die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben.

 

Mit der digitalen Kommunikation ist auch der Begriff „digitaler Zeitstress“ entstanden. Was ist darunter zu verstehen?

Stipsits: Kinder und Jugendliche fühlen sich oftmals unter Druck, da sie immer am Laufenden sein möchten, was die sozialen Netzwerke betrifft. Nimmt man sein Smartphone nur wenige Minuten bzw. Stunden nicht in die Hand, entsteht das Gefühl, etwas zu verpassen. Leider passiert es auch, dass Kinder und Jugendliche von anderen schlecht hingestellt werden, wenn sie nicht immer die aktuellen Informationen parat haben. Es wird von vielen auch erwartet, dass man innerhalb weniger Minuten auf Nachrichten in den sozialen Netzwerken antworten muss. Problematisch sind auch diverse Gruppen (z.B. in WhatsApp). Mehrere hundert Nachrichten pro Tag verstärken den Stress der Kinder und Jugendlichen.

Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche auch zunehmend genervt sind, wenn es um die Handynutzung geht und ihnen die digitalen Geräte sogar zu viel werden. Thema ist auch immer öfter, dass die Freunde zu oft auf das Smartphone schauen und so die face-to-face-Kommunikation leidet.

Trotz allem wird sofort nach dem Aufwachen das erste Mal auf das Handy geschaut. Und auch vor dem Schlafengehen folgt noch ein Blick ins Smartphone. Manche nehmen das Handy sogar ins Schlafzimmer mit und dieses bleibt eingeschaltet, damit man auch in der Nacht erreichbar ist.

Hier sind also Eltern gefragt, um Regeln zu vereinbaren. Vor allem beim gemeinsamen Essen, beim Erledigen der Hausaufgaben und bei gemeinsamen Aktivitäten sollte das Smartphone bewusst weggelegt werden.

 

Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu einem bewussteren und stressfreieren Umgang mit digitalen Medien zu erziehen?

Stipsits: Eltern müssen als Vorbilder agieren. Genauso sollten sich diese an die familieninternen Regeln halten und nicht den ganzen Tag am Handy oder am Tablet verbringen. Bewusst müssen die handyfreien Zeiten eingehalten werden. Kinder und Jugendliche klagen im schulischen Umfeld oftmals darüber, dass ihre Eltern sehr viel Zeit am Handy verbringen und sich nur wenig Zeit für sie nehmen.

Noch wichtiger ist, dass sich Eltern über die neuesten Entwicklungen informieren und immer am Laufenden bleiben. Auch die Gefahren im Internet sollten bekannt sein, damit man für Gespräche gerüstet ist und Hilfestellung anbieten kann.

Eine gute Möglichkeit ist es, sich von den Kindern und Jugendlichen Apps, soziale Netzwerke, Websiten, Spiele usw. erklären zu lassen. So kommt man ganz einfach ins Gespräch und erhält viele neue und brandaktuelle Informationen. Hier ist die App „Frag skooly“ (gratis downloadbar) des Bildungsservers Burgenland zu erwähnen, die viele aktuelle Informationen bereithält und sich für das gemeinsame Erkunden anbietet. Die Website „saferinternet.at“ stellt gut aufgearbeitete Informationen für Eltern zur Verfügung.

 

Verlernen wir durch die digitalen Möglichkeiten die face-to-face Kommunikation? Sehen Sie hier ein Gefahrenpotenzial?

Stipsits: Meiner Meinung nach besteht durchaus die Gefahr, dass die face-to-face Kommunikation leidet. In der Familie ist es, wie schon gesagt, wichtig, dass es Regeln bzw. sogar Rituale gibt, wann das Handy verwendet werden darf und wann nicht. Im Freundeskreis sorgen die Inhalte in den sozialen Netzwerken andererseits oftmals für Gesprächsthemen. So werden von den Kindern und Jugendlichen Erfahrungen, Erlebnisse usw. besprochen.

In der Schule sollte darauf geachtet werden, dass adäquate Lernsettings gewählt werden, die nicht nur digitale Medien, sondern auch den sozialen Aspekt in den Vordergrund stellen. An der NMS Markt Allhau werden solche Lernszenarien immer wieder geplant, durchgeführt und reflektiert, sodass „bestpractice“-Beispiele entstehen. Burgenlandweit ist auch das Projekt „Coding und Robotik“ zu erwähnen. In vielen Schulen wird dieses Fach bereits als Wahlpflichtfach angeboten. Nicht nur die Digitale Grundbildung, Computational Thinking und das Bauen bzw. Programmieren von Robotern werden hier thematisiert. In innovativen Lernsettings wird durch situiertes Lernen bzw. in Team- und Gruppenarbeiten das komplexe Problemlösen geschult, immer mit einem sozialen Aspekt versehen.

 

Wie bemerkt man als Mutter oder Vater, dass das Kind Opfer von Cyber-Mobbing ist, und was kann man tun?

Stipsits: Insgesamt kann man sagen, dass es recht schwierig ist, dies zu bemerken. Gerade deshalb sollte man sehr aufmerksam sein. Ein häufiges Anzeichen dafür ist, dass Freundschaften plötzlich zerbrechen bzw. das Klassenklima könnte sich verschlechtern. Aufgrund von Streit passiert es leider immer wieder, dass die ehemaligen Freunde, Fotos und Videos veröffentlichen und andere damit bloßstellen. Weitere Anzeichen können Rückzug, Leistungsabfall, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und Isolation sein. Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass die Schülerinnen und Schüler auch nicht mehr zur Schule gehen wollen bzw. sogar schwänzen. Oftmals verlagert sicher Cyber-Mobbing auch in die reale Welt, was es für die Kinder und Jugendlichen noch schlimmer macht.

Als Elternteil ist es wichtig, aktiv zu werden, aber trotzdem behutsam vorzugehen. Gezielte Gespräche mit dem Kind als Vertrauensperson helfen, herauszufinden, wo es Probleme gibt. Den Täterinnen und Tätern ist leider oft nicht bewusst, welchen Schaden sie den Betroffenen eigentlich zuführen. Cyber-Mobbing ist sehr ernst zu nehmen, deshalb sollte man das Problem auch nicht kleinreden, oder versuchen, das Internet zu verbieten. Es sollte auch das Gespräch mit Lehrerinnen und Lehrern gesucht werden und so kann gemeinsam eine Vorgangsweise festgelegt werden, wie den Kindern und Jugendlichen geholfen werden kann.

Zu beachten bleibt unbedingt, dass Cyber-Mobbing seit 2016 als eigener Straftatbestand im Strafgesetzbuch verankert ist. Wird also jemand absichtlich und über einen längeren Zeitraum hinweg über digitale Medien gemobbt, ist dies ein strafrechtlich relevantes Vergehen. Jugendliche über 14 Jahren können demnach dafür verurteilt werden.

Für Eltern und Kinder ist auch wichtig, dass die Vorfälle dokumentiert werden. Von Angriffen in sozialen Netzwerken sollten also Screenshots oder ähnliches gemacht werden, die zur Vorlage dienen.

 

Selfies sind ein wesentlicher Bestandteil der Selbstdarstellung auf Social Media Plattformen. Wann sollten bei Eltern die Alarmglocken läuten, um das Kind vor Übergriffen zu schützen? Und was darf man überhaupt veröffentlichen?

Stipsits: In Bezug auf Fotos sollte man immer das Urheberrecht bzw. das Recht am eigenen Bild beachten, da Verletzungen dieses Urheberrechts oft unangenehme Folgen und sogar Geldforderungen mit sich bringen.

Fotografiert man fremde oder andere Personen, sollte man unbedingt vorher fragen, ob diese fotografiert werden möchten und ob dies für die Abgebildeten auch in Ordnung ist, wenn das Bild ins Netz gestellt wird. Das wissen die meisten Kinder und Jugendlichen auch bereits, jedoch werden trotz allem auf der Bushaltestelle, im Bus, bei Freizeitaktivitäten usw. sehr viele Fotos von sich und Freunden gemacht und auch veröffentlich, ohne zu hinterfragen, ob man diese Fotos wirklich ins Netz stellen sollte. So gelangen oftmals auch sehr peinliche Bilder in die sozialen Netzwerken oder werden „privat“ verschickt. Man sollte den Kindern und Jugendlichen aber bewusst machen, dass die Fotos trotzdem im Internet landen, auch wenn man sie vermeintlich privat oder über einen Messenger-Dienst an Freunde schickt. Für Kinder und Jugendliche bieten sich also folgende Leitsätze gut an: „Das Internet vergisst nie!“ – ODER: „Zuerst denken, dann posten!“

Stellt man Fotos online, die für die Abgebildeten nachteilig sind (peinlich, bloßstellend), dann verstößt man gegen das Recht am eigenen Bild. Die Bloßstellung sollte jedenfalls allgemein nachvollziehbar sein. Findet man sich nur nicht hübsch auf einem Foto, dann reicht das nicht aus. Geht es aber um beispielsweise ein Nacktbild oder ein heftiges Party-Foto, dann gelten diese Fotos aber als schützenswert.

Bei „selfies“ sollte darauf geachtet, dass man nachteilige Fotos vermeidet, die sich in der Zukunft nachteilig auswirken könnten. Kinder und Jugendliche handeln oft aus Moment heraus. Zuerst ist es noch witzig, gewisse Fotos zu machen und zu veröffentlichen. Wenn man aufgrund dessen aber später geärgert wird, dann ärgern sich viele darüber, dass ein bestimmtes Fotos veröffentlicht wurde. Die Möglichkeiten das Bild aus dem Netz zu bekommen, sind sehr eingeschränkt. Wurde ein Fotos von einer anderen Person beispielsweise in ein soziales Netzwerk gestellt, kann der Vorfall gemeldet werden bzw. die Löschung beantragt werden – dies funktioniert aber nur bedingt. Wurden Fotos über Messenger-Dienste wie WhatsApp verschickt, wird es sehr kompliziert, da die Fotos automatisch auf den Geräten vieler Nutzer gespeichert werden. Leider verbreiten sich negative Bilder sehr oft innerhalb von kürzester Zeit in der ganzen Umgebung und manchmal auch auf der ganzen Welt.

Außerdem sollte man beim Schießen von Selfies auch auf den Hintergrund achten, damit beispielsweise in einem Spiegel, nichts zu sehen ist, was man nicht möchte. Kinder und Jugendliche geben mit Selfies oftmals auch einen sehr privaten Einblick in die eigenen vier Wände. Der neueste Trend sind Livestreams. Kinder und Jugendliche übertragen live ins Internet, was sie gerade machen bzw. filmen sich bei diversen Tätigkeiten (z.B. beim Schminken, beim Computerspielen, …). Ziel ist auch hier, dass möglichst viele Leute zusehen und reagieren. Ein neuer Trend sind auch „Partner-Livestreams“. Während früher telefoniert wurde, tauschen sich heute Jugendliche live über das Internet aus. Oftmals wird so auch öffentlich über andere gelästert.

Die Alarmglocken sollten bei Eltern spätestens läuten, wenn man bemerkt, dass sich Kinder und Jugendliche sehr freizügig kleiden (z.B. bauchfreie T-Shirts) und sich so selbst fotografieren – diese Bilder landen nämlich meistens unreflektiert im Netz. Auch hierbei ist wichtig, die Kinder und Jugendlichen möglichst oft in Gespräche zu verwickelt. Eventuell könnten auch gemeinsam Profile bzw. Bilder von Stars oder sogenannten Influencern in sozialen Netzwerken angesehen und besprochen bzw. hinterfragt werden. Aus oberflächlichen, harmlosen Gesprächen werden leicht tiefgründigere Gespräche und so werden auch Details bzw. Erfahrungen mit den sozialen Netzwerken verraten.

 

Was gilt es beim Kauf digitaler Geräte (Handy, Tablet, PC….) generell für Kinder und Jugendliche zu beachten? (Herunterladen von Apps, Sperren bestimmter Programme, welche Programme überhaupt?, Wie viel Zeit am Tag ist gesund?…) Tarife/Kosten

Stipsits: Für Eltern ist es wichtig, sich vor dem Kauf ausreichend zu informieren bzw. beraten zu lassen, damit keine versteckten Kosten auftauchen können.

Große Vorsicht ist bei In-App-Käufen geboten, da diese leider oftmals sehr verschleiert sind und somit für die Kinder und Jugendliche nur schwer als solche erkennbar sind.

Grundsätzlich kann man auch über die Sperrung von Apps nachdenken bzw. das Downloaden von Apps zu sperren. Vor allem, wenn die Kinder bzw. Jugendlichen noch jünger sind und nur wenig Erfahrung mit dem Smartphone bzw. Tablet haben. Hier könnte man den Weg gehen, dass man immer wieder neue Sachen freischaltet und die Erfahrungen und Probleme aufarbeitet, damit ein sicherer Umgang gewährleistet ist.

Einschlägige Apps (z.B. Family Link) bieten die Möglichkeit die App-Aktivitäten des Kindes zu überwachen und so besser Smartphone- oder Tablet-Zeiten einzuteilen, hier können auch Limits (z.B. für die Schlafenszeit) festgelegt werden. Auch die App-Verwaltung wird über solche Apps gesteuert und man legt fest, ob selbstständig Apps heruntergeladen werden dürfen, oder nicht. Um die angesprochenen Familienregeln oder Rituale besser einhalten zu können, wäre es auch möglich Sperrzeiten festzulegen. Mithilfe solcher Apps kann auch der Aufenthaltsort der Kinder oder Jugendlichen angezeigt werden.

Auf jeden Fall sollte aber darauf geachtet werden, dass man das Kind zur Eigenverantwortung erzieht und dass es lernt, mit der Nutzungszeit von Handys und Tablets selbst umgehen zu können.

In Bezug auf die Bildschirmzeiten pro Tag ergibt es Sinn, wenn man sein Kind genau beobachtet. Körperliche Symptome wie Kopf- und Augenschmerzen und Ermüdungserscheinungen machen sich relativ schnell bemerkbar. Bei Volksschulkindern liegt die Empfehlung bei ca. 50-60 Minuten pro Tag. Bei älteren Kindern und Jugendlichen kann es durchaus länger werden (ca. 1-2 Stunden). Jedenfalls sollten gemeinsam Regeln zur Nutzungszeit aufgestellt werden und diese auch eingehalten werden. Vor dem Schlafengehen sollte das Smartphone/Tablet mindestens eine Stunde lang nicht benützt werden und die Nacht sollte frei von digitalen Geräten sein.

Eltern können ihre Kinder zu bildschirmfreien Alternativen motivieren, wenn die Bildschirmzeit zu hoch ist.

 


Jörg Stipsits, BEd MA ...
... ist IT-Regionalbetreuer des Bildungsservers
Burgenland für den Bezirk Oberwart.

Bildschirmzeit
„Bei Volksschulkindern liegt die maximal empfohlene Bildschirmzeit bei 50–60 Minuten pro Tag. Bei Jugendlichen bei bis zu 2 Stunden. Eine Stunde vor dem
Schlafengehen und beim Essen sollte bildschirmfreie Zeit sein. Bitte keine digitalen Geräte im Schlafzimmer!“

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten