Interview

Ein genuiner Unbequemer wird 70. Wolfgang Horwath

Er gilt als Epiker des Bildes und vereint das geschriebene Wort mit der Malerei. Wolfgang Horwath ist einer der Gründungsväter des OHO. Dieses Haus ist eine Leidenschaft, sagt er. Seine Arbeiten gehen jedoch weit über die Provinz hinaus. In Galerien in Seoul, Paris, London hat er ausgestellt. Im renommierten Lentos in Linz. Die Liste ist lang. In der Kleinen Galerie im dritten Wiener Bezirk ist er ebenso daheim. Die „Künstlergruppe Burgenland“ hat er nach Jahren des Stillstands wiederbelebt. Den 70. Geburtstag verbringt Wolfgang Horwath im OHO – mit einem Fest. Und natürlich zwischen seinen Bildern.

Foto: Lexi

In einem Interview in einer Tageszeitung haben Sie gesagt: „Das OHO ist wie mein Kind.“ Das war 2015, kurz nachdem Sie Obmann des Hauses wurden und Sie haben diese Funktion erst Ende des Vorjahres abgegeben. Sie waren bei der Gründung 1987 dabei. Gab es Momente, wo Ihnen dieses Kind über den Kopf gewachsen ist?

Wolfgang Horwath: Diese Zeit, als ich Obmann war, war davon geprägt, administrativ und wirtschaftlich einige Dinge zu verbessern. Der Vorstand war ja mit Leuten besetzt, die sich gut auskennen – etwa Laurids Schloffer oder Jürgen Pokorny, der ja noch immer im Vorstand ist. Wir haben einiges erneuert, aber es war völlig unkünstlerisch in meiner Ausrichtung. Denn künstlerisch hatte sich das OHO positiv entwickelt. Das Haus der Kunst hat inhaltlich gut funktioniert.

Sie stammen aus dem Nordburgenland, aus Zagersdorf, sind in Wien aufgewachsen und haben dort dann auch als freischaffender bildender Künstler gewirkt. Dann kam das Südburgenland. Wie wichtig war das OHO in Ihrem Leben?

Sehr wichtig. Eigentlich bin ich in diesem Haus seit 30 Jahren polizeilich gemeldet (lacht). Ich war hier immer tätig. Da ist von Anfang an eine immense emotionale Bindung vorhanden. Es ist eine Leidenschaft, aber keine wirtschaftliche Größe. Inhaltlich ist sie sehr wohl vorhanden, weil hier sehr spannende Dinge passiert sind. Man konnte immer schon vieles verwirklichen. Das ist eine der Stärken des Hauses und das wird von den verantwortlichen Geldgebern wie dem Bundesministerium auch geschätzt. Es ist ein „Haus der Kunst“, das lebt, Dinge zulässt und ermöglicht.

Es gibt ein literarisches Buch über Sie von Siegmund Kleinl: „Skripturen des Unbequemen. Der Künstler Wolfgang Horwath.“ In der Kurzbeschreibung heißt es: „Nicht jeder Mensch, der etwas zu Papier oder auf die Leinwand bringt, ist ein Künstler, nicht alles, was ausgestellt wird, ist Kunst. (…) Wer aber sagt in diesem Land, was Kunst, was Literatur ist?“ Wer urteilt denn nun über die Kunst?

Kunst ist unheimlich komplex und es gibt keine Definition dafür. Genauso wenig wie für Liebe. Man sagt, Kunst ist grundsätzlich nutzlos, aber niemals sinnlos. In einer kapitalistischen Gesellschaft ist es ein Problem, wenn Nutzloses produziert wird. Also muss man Kunst nützlich machen und macht sie zu Geld. Kunst wird also zu einem Markt – einem spekulativen und deregulierten Markt. Und da ist es schwierig, inhaltliche Werte zu setzen. Es ist schwierig, Kunst zu beurteilen, denn egal, wie viel man von Kunst versteht, es bleibt immer eine persönliche Präferenz, ob einem etwas gefällt.

Dennoch entscheiden Geldgeber – auch politische Geldgeber – darüber, was Kunst ist und was letztendlich dann auch gefördert wird.

Man geht davon aus, dass der Anteil an Kunstinteressierten in der Gesellschaft bei einem Prozent liegt. In einem solchen Raum wie hier tut man sich unheimlich schwer. Wien ist da natürlich anders, denn da schaut ein Prozent anders aus. Die Bewertung der Kunst von Seiten des Geldgebers ist mit dem Erfolg verbunden. Also etwa wie viele Menschen man zu einer Ausstellung bringt. Was man verkaufen kann etc. Hier im OHO kann man Kunst im didaktischen Bereich ansiedeln. Es geht darum, Kunst zu vermitteln und den Leuten zu zeigen, was es hier alles gibt mit einem regionalen, nationalen und vielleicht auch internationalen Aspekt. Wir bringen nicht Kunst aus New York herein, aber Kunst aus anderen Bundesländern und auch junge Kunst, wie es erst im Juni in einer Ausstellung zu sehen war. In diesem Sinn würde ich mir mehr Interesse wünschen.

„Das Buch“ – so heißt die Beschreibung des Werkes von Siegmund Kleinl weiter, „will deutlich machen, warum im Unterschied zu vielem, was produziert wird, die Arbeiten von Wolfgang Horwath genuine Kunstwerke sind.“ Wenn ich an Wolfgang Horwath denke, denke ich besonders an die Werke, wo sich Text und Bild überlagern. Sie haben im Juli 2022 hier im OHO eine Ausstellung, die mit Ihrem 70. Geburtstag zusammenfällt. Hat dieses Ereignis die Werke beeinflusst?

Man kann einem solchen Ereignis (70. Geburtstag) schwer ausweichen. Man muss etwas machen. Also dachte ich, dass das OHO das Haus für mich ist, wo ich ein Fest machen will. Erst in zweiter Linie gibt es eine Ausstellung dazu.

Nun, ein Fest von Wolfgang Horwath mit leeren Wänden geht wohl nicht.

Nein, es hätte den Charme eines Bahnhofs. Also hänge ich meine Arbeiten der letzten Jahre auf. Der 2. Juli ist ein Tag der offenen Tür für Freunde und Bekannte. Ab Montag, dem 4. Juli, ist dann die Ausstellung zu besichtigen. Ich öffne sozusagen mein Depot.

www.horwathwolfgang.at


 

Wolfgang Horwath

Ausstellung im OHO

4. Juli 2022–15. Juli 2022,
9–16 Uhr & nach Vereinbarung

Persönliche Führung von Wolfgang Horwath: 0664/76 55 193


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