Zukunft Oberwart

Nach sieben Monaten Bürgerbeteiligung in Oberwart werden am 30. Jänner die Ergebnisse im Rathaus präsentiert. Aufgezeigt werden dabei die Wünsche und Zukunftsbilder der Bürgerinnen und Bürger. Laut Experte Peter Webhofer (blueLAB) und Agentur-Chefin Eveline Rabold (RABOLD UND CO.), die den Prozess begleiten, liegt die Umsetzung nun auch bei der Politik. Im Interview erläutern sie, welche Themen wichtig sind und wie Visionen zu konkreten Projekten werden können.

Nicole MÜHL / 29. Jänner 2025

Oberwart hat im Mai des Vorjahres mit der Oberwarter Agentur RABOLD UND CO. und blueLAB, einer Grazer Agentur, die auf Entwicklungsprozesse spezialisiert ist, einen Bürgerbeteiligungsprozess durchgeführt. Wie Oberwart im Jahr 2035 aussehen könnte, war dabei zentrale Frage.

Oberwart hat im Vorjahr über sieben Monate einen Bürgerbeteiligungsprozess über die Entwicklung der Stadt gestartet. Am 30. Jänner werden im Rathaus die Ergebnisse präsentiert. Einige Bürger:innen könnten nun ein ausgearbeitetes Konzept erwarten. Wird diese Erwartung erfüllt?

Peter Webhofer: Ziel dieses Beteiligungsprozesses war es, einen Raum für Bürger:innen zu öffnen, um Themen und Zukunftsbilder einzubringen. Unsere Aufgabe war, diese einzelnen Facetten und Stimmen sichtbar zu machen. Da liegen jetzt spannende Inhalte und Zukunftsbilder vor, die ergänzt werden können, mit denen man in die Umsetzung gehen kann. Da braucht es jetzt den Dialog mit der Politik. Es ist nicht Aufgabe eines Bürgerbeteiligungsprozesses, diese politischen Entscheidungen zu treffen. Was die Bürger:innen einbringen, ist oft auch noch nicht die finale Umsetzungsidee. Klar, denn Bürgerbeteiligung zeigt Bedarfe, Needs auf und die müssen dann oft in die Umsetzung übersetzt werden. Bürgerbeteiligung heißt nicht automatisch, dass sich jemand beispielsweise eine 30er-Zone wünscht und dass das dann auch genauso umsetzbar ist. Aber es zeigt den Need, der im Dialog von Politik, Expert:innen und Bürger:innen in eine Umsetzung gebracht werden kann, das ist Bürgerbeteiligung.

Es gibt also jetzt kein fertiges Konzept, das präsentiert wird und das dann umgesetzt werden soll.

Peter Webhofer: So ist es. In dieser ersten Phase wurden die Themen und Zukunftsbilder der Menschen gesammelt. Das ist logischerweise kein fertiges Konzept. Aber da ist schon ziemlich viel Substanz da, das ist die Grundlage für ein gemeinsames Zukunftsbild und für die daraus folgenden Umsetzungsschritte. Und diese Umsetzung liegt dann an der Politik.

Eveline Rabold: Genau. Auch an der Politik. So wie das auch beim Stadtgarten der Fall war.

Sie haben solche Projekte ja auch in anderen Städten gemacht. War die Bürgerbeteiligung in Oberwart im Vergleich dazu hoch oder waren zu wenig beteiligt?

Peter Webhofer: Die fünf Zukunftsdialoge waren ein wenig größer gedacht. Aber die Bürger:innen, die da waren, haben sich intensiv eingebracht. Genau darum geht es. Wir hatten bei der Schul-Challenge sechs Teams, fast 50 junge motivierte und kreative Schülerinnen und Schüler dabei. Wir haben ungefähr 130 sehr fundierte Rückmeldungen über Karten und Online-Feedbacks bekommen. Auffallend ist, dass die Rückmeldungen überlegt sind und in die Tiefe gehen. Das ist nicht immer so.

Wie wird jetzt mit diesen Rückmeldungen weitergearbeitet?

Peter Webhofer: Wir haben alles ausgewertet und zu einem Arbeitsdokument mit einem ersten Zukunftsbild gebündelt. In einem nächsten Schritt ist es interessant zu schauen, was in diesem Zukunftsbild noch fehlt, welche Lücken vielleicht noch vorhanden sind. Die, die nicht zu den Zukunftsdialogen gekommen sind oder einen der Feedbackkanäle genutzt haben, können sich noch einbringen. Deshalb ist das Bild momentan noch nicht ganz fertig, sondern es ist jetzt der Abschluss dieser ersten Phase. Ziel ist es dann, ein wirkliches Bild zu zeichnen, das begreifbar und angreifbar ist.

Was ist den Menschen denn nun wichtig?

Eveline Rabold: Ein wirklich großes Thema ist die Veränderung der Innenstadt hin in einen lebenswerten, grünen Begegnungsort, in einen beruhigten Ort. Die, die sich beteiligt haben, haben alle gesagt, die Innenstadt muss sich verändern, weil so wie sie jetzt ist, funktioniert sie für die Zukunft nicht. Da muss man Verkehrskonzepte neu denken, da muss man Straßen umbauen, da geht es um die Verschönerung der Fassaden, um den Leerstand. Im Bereich des Zusammenlebens geht es auch um eine Toleranzkultur, um mehr Begegnung und mehr kulturellen Austausch, also in Richtung lebendiges Dorf, im besten Wortsinn. Es geht auch um die Frage, wie die unterschiedlichen Kulturen, die es in Oberwart gibt, die unterschiedlichen Traditionen und Religionen gut miteinander leben. Und wie sich Menschen in Oberwart stärker begegnen und miteinander wieder stärker in eine Gemeinschaft kommen.

Wenn wir also ein Bild von Oberwarts Zukunft zeichnen, wie würde es vom jetzigen Stand aussehen?

Peter Webhofer: Oberwart hat eine grüne Innenstadt, die belebt ist, wo sich alle Menschen begegnen. Oberwart setzt auf alle Qualitäten, die bereits vorhanden sind – von Schulen über Sport bis hin zur Kultur. Auch zum Thema Mobilität haben sich die Menschen viele Gedanken gemacht. Das hat auch viel mit der Innenstadt zu tun, die jetzt als zu laut und zu schnell gesehen wird. Oberwart hat 2035 ein kluges Mobilitätskonzept, setzt auf das Fahrrad, auf Fußwege, setzt aber auch auf neue Möglichkeiten wie einen smarten Citybus – auch das ist immer wieder genannt worden. Und Oberwart hat den Leerstand verringert, ein Museum eröffnet und seine spannenden Architekturplätze wie die Rotunde oder das EKO genutzt. Ich glaube, das große Bild ist diese belebte, attraktive Stadt, in der man gerne ist, die grün ist, die zum Verweilen einlädt. Dabei geht es nicht unbedingt ums Shoppen.

Gibt es auch eine Perspektive für die Wirtschaft? Einkaufen findet ja größtenteils an der Peripherie statt.

Peter Webhofer: Wobei ja auch das ein Teil von Oberwart ist. Diese Einkaufsqualität wird von vielen als besonders hervorgehoben. Also, dass man kurze Wege hat, dass man alles findet, dass man am Stadtrand auch Parkmöglichkeiten hat und dass das nicht zwangsläufig in der Innenstadt sein muss. Dort gibt es dann vielleicht kleine Handwerksbetriebe, spannende Geschäfte, die man aufsucht. Es geht darum, die Innenstadt nicht als bessere Version eines Einkaufszentrums zu gestalten, sondern sie vielmehr als einen Begegnungsort zu begreifen – mit neuen Impulsen, Bildungsangeboten sowie einer belebten und vielfältigen Gastronomie. Und Oberwart 2035 setzt auch auf innovative Arbeitswelten, auf Wissensökonomie, auf Kreativwirtschaft, die man dort zum Beispiel in einem Coworking-Space fördern kann.

Gruppe von fünf Personen bei einem Geschäftstreffen in einem Büro mit Holzfußboden und Pflanzen im Hintergrund.
© prima! Magazin
„Bürgerbeteiligungsprozess Oberwart 2035“

Durchgeführt wurde der Bürgerbeteiligungsprozess in Oberwart von der lokalen Agentur RABOLD UND CO. in Kooperation mit blueLAB, einer Grazer Agentur, die u.a. auf Entwicklungsprozesse spezialisiert ist. Gestartet wurde der Prozess vor sieben Monaten mit dem Ziel, die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger:innen für die zukünftige Stadtentwicklung zu erfassen. In einer ersten Phase wurden Themen gesammelt und ein Zukunftsbild skizziert. Die Ergebnisse werden am 30. Jänner präsentiert und dienen als Grundlage für weitere Schritte.
Infos: www.gestalte-oberwart.at

Foto: Im Mai 2024 war der Start des Bürgerbeteiligungsprozesses: Vize-Bürgermeister Michael Leitgeb, Eva Kleinferchner (blueLAB), Eveline Rabold (RABOLD UND CO.), Bürgermeister Georg Rosner und Peter Webhofer (blueLAB)

Was ist nun wichtig? Was sind nächste Schritte?

Eveline Rabold: Aus den aktuellen Ergebnissen soll in Phase 2 ein wirkliches gezeichnetes Bild entstehen, das die Zukunft vorstellbar macht, ein wenig Leitbild wird. Es braucht für diesen Feinschliff noch die Beteiligung. Das wird im Zukunftsbild auch immer wieder so genannt. Es könnte sich zukünftig etwa so etwas wie eine Gruppe engagierter Bürger:innen bilden, die im konstruktiven Dialog mit der Politik dazu beitragen, dass dieses Zukunftsbild 2035 in die Umsetzung kommt.

Wie könnte sich so eine Gruppe jetzt zusammenfinden?

Peter Webhofer: In dieser Projektphase waren viele engagierte Bürger:innen beteiligt, die schon mal eine erste Gruppe bilden. Die Gemeinde könnte auf Basis der aktuellen Ergebnisse jetzt den Rahmen für die Mitarbeit definieren. Dieser Rahmen muss auch mit Ressourcen ausgestattet sein.

Was sind solche Ressourcen?

Peter Webhofer: Ressourcen bedeuten in diesem Kontext beispielsweise den Aufbau einer Struktur, das zweimal jährliche Einladen der Gruppe sowie die Bereitstellung von Infrastruktur. Das, was dabei herauskommt, nimmt man als Gestaltungselement sehr ernst und trägt es auch weiter in die Politik hinein. Also man nutzt diese Gruppe wirklich als Think-Tank, als Ideenentwickler, als Resonanzgruppe. Das kann natürlich weiter gehen, dass man sagt, es gibt so etwas wie ein verankertes Bürgerforum. Dann kommt das Ganze auch ins Laufen.

Aber braucht es als Initialzündung jetzt nicht noch professionelle Begleitung, damit es quasi zu einem Zusammenschluss zwischen Gemeinde und einer solchen interessierten Gruppe kommt?

Peter Webhofer: Es kann dann schon sehr hilfreich sein, die Übergangszeit, die Verankerung weiter zu begleiten, beim Aufbau der Strukturen zu unterstützen, bis es selber läuft, mit einem Bürgerforum zum Beispiel. Da braucht es beharrliches Dranbleiben und oft das Bohren von dicken Brettern, um kleine Dinge in die Umsetzung zu bringen. Eine externe Begleitung ist wahrscheinlich auch nicht in jedem Themenfeld nötig. Wenn man beispielsweise die Ergebnisse der Gruppe „Bildung“ hernimmt, dann sind diese Bilder eigentlich ziemlich weit ausgearbeitet und durch die Fähigkeiten und Kompetenzen der Gruppe könnte man recht schnell in eine Umsetzung gehen. Zusammengefasst kann man festhalten: Bürgerinnen und Bürger haben durch die Ergebnisse Potenziale und Handlungsfelder der Zukunft definiert und es gibt schon relativ viele Maßnahmen, die man angehen kann. Es braucht jetzt die Energie und die Unterstützung aus der Politik.

Was wäre Ihr Appell an Oberwart und vor allem an wen richtet er sich?

Peter Webhofer: Es sind rund 40 Seiten qualitative Rohdaten aus dieser ersten Phase entstanden – das ist schon eine solide Datenmenge und ein Zeichen, dass das Zukunfts-Thema wichtig ist. Es gibt ein erstes Zukunftsbild und Tendenzen, wo das hingehen kann. Das kann jetzt gut genutzt und strukturell verankert werden. Die Themen sollte man ernst nehmen und in die Umsetzung kommen. Es geht jetzt darum, dass die Ergebnisse dort andocken, wo sie dann auch umgesetzt werden.

Wie es nun weitergeht – drei Fragen an Bürgermeister Georg Rosner:

Die erste Phase des Bürgerbeteiligungsprozesses ist abgeschlossen. Sinnvoll wäre nun laut Experten, mit einer Gruppe an interessierten Bürger:innen am Zukunftsbild weiterzuarbeiten – die Gemeinde müsste dazu den Rahmen schaffen. Wie sind jetzt die nächsten konkreten Schritte?

Bürgermeister Georg Rosner: Die erste Phase des Bürgerbeteiligungsprozesses hat viele wertvolle Ideen und Perspektiven hervorgebracht. Unser Ziel ist es, diesen Prozess fortzusetzen und eine Gruppe interessierter Bürger:innen zu schaffen, die aktiv am Zukunftsbild für Oberwart weiterarbeiten möchte. Diesen Rahmen möchten wir als Gemeinde bereitstellen, um Engagement und Kreativität zu fördern. Wir laden daher alle ein, die sich weiterhin für die Zukunft unserer Stadt einsetzen möchten, sich bei uns zu melden. Die Ergebnisse der bisherigen Bürgerbeteiligung werden wir sorgfältig analysieren und als Grundlage für die nächsten Schritte nutzen. Dabei ist uns bewusst, dass die Umsetzung der Projekte Zeit braucht und nur Schritt für Schritt erfolgen kann – immer mit Blick auf unsere finanziellen Möglichkeiten. Es ist uns ein großes Anliegen, Oberwart in den nächsten zehn Jahren gemeinsam mit der Bevölkerung nachhaltig weiterzuentwickeln.

Wie sehr ist Oberwart von der Reduzierung der Ertragsanteile betroffen und wie wirkt sich das auf die Umsetzung des Zukunftsbildes Oberwart 2035 aus?

Rosner: Die Reduzierung der Ertragsanteile durch das Land trifft uns natürlich hart. Statt der ursprünglich geplanten 2 Millionen Euro stehen uns nur rund 400.000 Euro zur Verfügung. Das bedeutet, dass wir als Gemeinde Konsolidierungsmaßnahmen ergreifen müssen. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir gemeinsam mit allen politischen Fraktionen an Lösungen arbeiten, um die finanzielle Stabilität der Stadt zu sichern. Wir befinden uns dabei in einem intensiven Prozess, der auch Auswirkungen auf einzelne Projekte haben kann. Aktuell können wir aber noch keine genauen Aussagen zu den Auswirkungen auf das Zukunftsbild Oberwart 2035 machen.

Was kann nun dennoch sehr schnell umgesetzt werden und gibt es Projekte, von denen man jetzt schon weiß, dass sie nach hinten verschoben werden müssen? Ist beispielsweise die Verlegung des Busbahnhofes gefährdet und gibt es schon einen neuen Standort?

Rosner: Wie bereits erwähnt, beginnen wir mit einer Konsolidierung, aber das Thema ‚Innenstadt‘ bleibt für uns eine hohe Priorität. Schon in diesem Jahr wird das letzte Teilstück der Prinz-Eugen-Straße umgesetzt, und die Planungen für das Stadtzentrum schreiten weiter voran. Es liegt bereits ein Vorentwurf für die Neugestaltung vor, allerdings können wir diesen noch nicht veröffentlichen, da er noch nicht finalisiert ist und Änderungen möglich sind. Dennoch kann ich versichern, dass sich in dieser Sache definitiv etwas bewegt. Auch bei der Verlegung des Busbahnhofs gibt es Fortschritte. Wir sind weiterhin im Gespräch, und ein möglicher Standort in der Nähe der Messe und der Sporthalle wird favorisiert. Es ist jedoch noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Ich bitte um Verständnis, dass solche Prozesse Zeit in Anspruch nehmen. Termine müssen koordiniert und Vorschläge sorgfältig geprüft werden, denn nicht alles, was wir uns vorstellen, ist am Ende auch umsetzbar. Dennoch arbeiten wir mit Nachdruck daran, die besten Lösungen für Oberwart zu finden.

Die Stadtgemeinde Oberwart präsentierte die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses „Oberwart 2035“, in dem Bürgerinnen und Bürger Ideen zur zukünftigen Stadtentwicklung einbringen konnten. Die Resonanz war groß, und die Stadt sieht dies als wichtigen Auftrag für ihre weitere Planung.

Lebendige Innenstadt

  • Mehr Begegnungsräume und attraktive öffentliche Plätze
  • Kulturelle Veranstaltungen, gastronomische Angebote, konsumfreie Aufenthaltsbereiche
  • Nutzung leerstehender Gebäude für soziale und kulturelle Projekte

Verkehr und Mobilität

  • Verkehrsberuhigung im Stadtzentrum
  • Ausbau des Radwegenetzes und bessere Fußgängerbereiche
  • Nachhaltige Verkehrslösungen mit optimierten Busverbindungen

Grüne Stadt

  • Mehr Parks, Bäume und schattige Plätze für eine klimafreundliche Stadtentwicklung
  • Naturnahe Erholungsräume

Bildung und Arbeit

  • Stärkung des Bildungsstandorts Oberwart
  • Mehr Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung
  • Enge Verknüpfung von Schulen mit Unternehmen
  • Schaffung attraktiver Arbeitsplätze für junge Menschen

Projektbericht

Quelle: www.oberwart.gv.at

  • Die Vorschläge werden analysiert und schrittweise umgesetzt, abhängig von finanziellen Möglichkeiten.
  • Im Stadtzentrum laufen bereits Planungen, u. a. zur Verlegung des Busbahnhofs.
  • Die Bürgerbeteiligung bleibt aktiv: Interessierte können sich in Arbeitsgruppen weiter einbringen.

Die Stadtgemeinde Oberwart betrachtet diesen Prozess als langfristigen Weg zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung.

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Eine Antwort

  1. Heimo Gutleben

    Als Bürger der Stadt Oberwart liegt mir die Entwicklung unserer Stadt und vor allem auch das Erscheinungsbild, dass neben Funktionalität und Infrastruktur auch wichtig ist für eine gute Lebensqualität, besonders am Herzen.
    Es gab einmal in einer Lokalzeitung eine Rubrik Plus/Minus für die Bewertung einzelner regionaler und speziell Oberwarter Bauten. Da wurden „Stilblüten“ fremdartiger Architektur durch den Kakao gezogen aber auch gelungene Projekte und positive Entwicklungen in der Stadtentwicklung aufgezeigt. Mir hat diese Kolumne immer sehr gut gefallen.
    In Zeiten wie diesen, in denen viele sich Gedanken um das Erscheinungsbild unserer Stadt bemühen, könnte eine solche kritische Rubrik wieder einen wertvollen Beitrag leisten und in der Bevölkerung das Bewusstsein zu ästhetischem Bauen wecken.
    Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber, die Entwicklung, welche das optische Erscheinungsbild unserer Stadt in den letzten Jahren genommen hat (und noch immer nimmt!) gefällt mir persönlich nicht.
    Einst wurden, in für den Tourismus angefertigten Broschüren, stolz die Warther Arkadenbauten des ungarischen Kleinadels, die der Stadt einen besonderen Charakter gaben, präsentiert.
    Jetzt wird versucht mit Aufstockungen und Hochhausbauten der Stadt einen städtischen Touch zu verleihen. An Baustilen ist alles zu finden. Entlang der Hauptstraße neben traditionell ländlichen Bauten, das Hochhaus, das weniger hohe Haus (H2) das keiner wirklich will, durch Aufstockungen verschandelte Bürgerhäuser (z.B Raika), eingeschossige, mehr- und vielstöckige Gebäude, Flach-, Pult- und Steildächer … ein grauslicher Mix, von allem etwas. Die vielen staubigen Auslagscheiben der leerstehenden Lokale runden das Bild ab.
    Von einem Passant (er war Architekt aus einem anderen Bundesland) wurde ich auf der Strasse gefragt, ob es denn hier keine verantwortliche Stadtplanung gäbe …
    Am Rande des Stadtzentrums kann man beobachten wie die Gegend, von der wir anscheinend genug haben, immer mehr zersiedelt wird. Oberwart stellt von Jahr zu Jahr einen neuen Rekord im Landschaftsverbrauch auf.
    Auf jeder Ecke wird etwas hingebaut. Dort ein Markt, da ein Wohnhaus, dazwischen Ackerfläche oder ungenutzte Industriebrache. Die Errichtung und Erhaltung der Infrastruktur muss der Gemeinde ein Vermögen kosten.

    Es muss einmal in die Köpfe hinein, dass eine Stadt an Lebensqualität gewinnt, wenn sie ästhetischen Ansprüchen gerecht wird, die Leute sich gerne in der Stadt aufhalten und sich in ihr wohl fühlen.
    Alleine bloß Einkaufs-, Messe- und Schulstadt sein zu wollen, genügt diesem Anspruch leider nicht.