Kommentar

Der Wunsch nach Freiheit und Veränderung

Mein Wunsch für dieses Jahr, endlich einmal nicht über dieses Coronavirus schreiben zu müssen. Mich mit den Freuden, nicht mit den Leiden der Menschen beschäftigen zu können. Wir alle sehnen uns nach ein bisschen mehr Freiheit, nach sozialen Kontakten, nach Kultur und Reisen.

Zum ersten Mal, so weit ich mich an etwas erinnern kann, gab es heuer keinen Fasching für mich. Es gab auch keine Weihnachten im großen Familienkreis und das Meer habe ich schon lange nicht gesehen. Wir haben das Problem Corona schon längst nicht mehr unter Kontrolle und dagegen hilft auch demonstrieren nicht. Abstand halten, Hände waschen schon viel mehr.

Was aber, wenn wir wieder frei sind? Frei zu tun, was wir davor taten. Wird die Menschheit versuchen, den Konsumverlust durch noch mehr Konsum wettzumachen? Oder haben wir begriffen, dass Corona eine Folge unseres Umgangs mit der Natur ist? Die Zukunftsszenarien für den Klimawandel sind düster. Die rasante Erderwärmung und die steigende CO2-Konzentration in der Luft werden schon in absehbarer Zeit zu gigantischen Hungersnöten, Dürren und Naturkatastrophen führen.

Ein Beispiel: Die polaren Eiskappen haben das warme Sonnenlicht Millionen Jahre lang, wie ein gleißendes Schutzschild zurückgespiegelt. Je stärker sie schmelzen, desto mehr Hitze muss die Erde aufnehmen. Dadurch erwärmt sich der Planet weiter. Der felsige Dauerfrostboden der Arktis hält derzeit noch bis zu 1,8 Billionen Tonnen Kohlenstoff im Griff. Wenn der Permafrost taut und das CO2 in die Atmosphäre gelangt, heizt sich die Erde zusätzlich auf. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass sich der weltweite Bedarf an Lebensmitteln bis zum Jahr 2050 verdoppelt. Mit jedem Grad Erderwärmung gehen allerdings die Ernteerträge um etwa zehn Prozent zurück. Heizt sich die Welt bis 2050 um insgesamt fünf Grad auf, hieße das, wir müssten mit der Hälfte unserer jetzigen Erträge eine doppelt so hohe Nachfrage befriedigen.

Natürlich könnten wir sagen, bis all das bei uns landet, haben wir noch viel Zeit. Können endlich Zitronen- und Olivenbäume ins Freie setzen, haben längere Sommer und kürzere Winter. Aber auch Trinkwasser könnte knapp werden, denn die Hälfte der Weltbevölkerung erhält ihr Süßwasser durch die jährlichen Schneeschmelzen in den Bergen. Wenn sich die Erde aber weiterhin so erwärmt, könnten sich die schneebedeckten Gipfel irgendwann in karge und staubige Felslandschaften verwandeln. Im Bericht des Weltklimarats von 2018 steht sinngemäß, selbst wenn alle Regierungen sämtliche im Pariser Abkommen beschlossenen Maßnahmen sofort radikal umsetzen, wird sich die Erde trotzdem um 3,2 Grad aufheizen.

Und ja, wir befinden uns, was Klimaschutz anlangt, nicht bei den Musterschülern! Im Gegenteil, was die Bodenversiegelung betrifft, sind wir sogar im Spitzenfeld. Ein Logistikzentrum wird als wirtschaftliche Innovation in allen Zeitungen bejubelt. Hier werden tausende Quadratmeter an Boden, der wahrscheinlich noch zu einem Sonderpreis verkauft wurde, versiegelt, für eine Handvoll Arbeitskräfte möglicherweise noch ein paar Jahre Steuererleichterung. Das Schaffen einer Infrastruktur, wie Wasser und Zufahrtswege durch die Gemeinden und das öffentliche Verkehrsnetz, das durch den dauernden LKW-Verkehr alle paar Jahre erneuert werden muss, zahlt ohnehin die Allgemeinheit. Ein LKW, nur für die, die es nicht wissen, richtet auf der Straße 10.000 Mal mehr Schaden an als ein PKW. Und eigentlich wäre ja ohnehin die Bahn das klimaschonendste Verkehrs- und Transportmittel.

Also was tun? Nicht jeden, der gegen Straßenbau und Umweltsünden demonstriert, als linken Chaoten bezeichnen, sondern endlich einmal selbst Flagge zeigen und sich für die Umwelt engagieren, wenn es auch nur mit Worten ist. Ein guter Bürgermeister ist nicht der, der es schafft einen Supermarkt an den Ortsrand zu bringen, sondern der, der es schafft, dass die Geschäfte im Ort offenbleiben, es einen Bäcker, ein Wirtshaus gibt und nicht jedes Semmerl dazu führt, dass man ins Auto steigen muss. Vielleicht sagen Sie ihm das ja einmal bei nächster Gelegenheit. Wir verlieren mit dem Greißler, dem Fleischer, dem Bäcker und dem Wirten ja nicht nur Geschäfte, wir verlieren einander! „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber so viel weiß ich sehr wohl: Es muss anders werden, wenn es besser werden soll,“ sagte im 18. Jahrhundert Georg-Christoph Lichtenberg, Physiker und Naturforscher. Hoffen wir das Beste.

Ändern wir uns, ändert sich die Welt, vielleicht….hoffentlich. Davon abgesehen, wünsch ich uns endlich die Freiheit, die wir alle so sehr herbeisehnen. Bis dahin bitte aufpassen – auf die anderen und sich selbst.

Ihr Feri Tschank


Feri Tschank

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