Kommentar

Jugend an die Macht

Es ist eigentlich zum Verzweifeln. Überall schrillen die Alarmglocken, aber wir steuern weiter unbeirrt in die Klimakatastrophe. Einzig die Jungen zeigen mit ihrer Bewegung „Fridays for Future“, dass sie sich ihre Zukunft nicht zerstören lassen wollen. Dem Einzelnen selbst bleibt die Eigeninitiative, etwa Regionalität beim Einkauf.

Die Zahlen sind bekannt und erschreckend. Das Insektensterben ist viel schlimmer als befürchtet. Laut Naturschutzbund sind 41 Prozent der Insektenarten in den letzten zehn Jahren in die Gefährdungsklasse gerutscht. Laut jüngstem UN-Bericht sind rund 1 Million Arten in den nächsten Jahren vom Aussterben bedroht.

Auf der anderen Seite werden Flugtickets zum Preis von einem Eisbecher angeboten. Die Verkehrsfliegerei wächst, die Schlangen an den Flughäfen werden immer länger. Ungeahnte Blüten treibt auch die Kreuzfahrt-Branche. Dabei gelten die schwimmenden Hotels als besonders belastende

Abgasproduzenten. Sehr spät versuchen nun die ersten Reedereien auf abgasärmere Antriebe umzusteigen. Daneben schmilzt das Eis an den Polen immer schneller und in einem erschreckenden Tempo. Unwetter werden immer heftiger, Wetterextreme, ob Dürre oder Überflutungen, nehmen dramatisch zu, Forscher prognostizieren eine weitere Zunahme der Extreme.

Tierschutz ist Klimaschutz. Wenn es gelingt, von der Massentierhaltung und der Billigstproduktion von Fleisch wegzukommen und die schrecklichen Tiertransporte quer durch Europa zu stoppen, wäre das nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch ein Segen für die gequälte Kreatur Tier. Höchst problematisch die Massentierhaltung in der Landwirtschaft, die nicht unwesentlich für klimaschädliche Treibhausgase verantwortlich ist. Eigentlich zum Verzweifeln.Die Politik tut kaum etwas, oder bestreitet gar, dass es sowas wie einen Klimawandel gibt (Donald Trump). Es gibt zwar Klimakonferenzen, aber wenig Konkretes.

Kein Wunder, dass der Jugend der Kragen platzt. Ausgehend vom Klimastreik der heute 16-jährigen Umweltaktivistin Greta Thunberg 2018, gehen weltweit jeden Freitag Tausende Schüler in ganz Europa und Australien statt in die Schule auf die Straße. Die Jugendlichen wissen bzw. spüren, dass der Weg ihrer Eltern- und Großeltern-Generation ein falscher ist und die Zukunft des Planeten Erde gefährdet. So lautet einer der Slogans etwa „There is no Planet B“. Aber das passiert nicht irgendwo auf der Welt. In Oberschützen mahnt seit Monaten eine junge Aktivistin zum Umdenken in der Klimapolitik. Zum Schulschluss bekam sie Verstärkung von der gesamten Schule. In Hartberg gab es ein Lichtermeer von über 500 Menschen für den Klimaschutz.

Konkret fordert die Bewegung den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, die Streichung von Subventionen dafür, Förderung erneuerbarer Energien und den massiven Ausbau des öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Gerade das wird aber manchen Regionen verweigert. Konkret etwa dem Bezirk Oberwart. Laut dem Zwischenergebnis einer aktuellen Umfrage fordern über 80 Prozent der Befragten die Wiedereinführung des Personen-Bahnverkehrs im Bezirk Oberwart. Die Politik ignoriert das bisher.

Aber jeder Einzelne kann in seinem kleinen Bereich durchaus etwas tun. Kurze Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß absolvieren. Beim Einkauf von Lebensmitteln auf Regionalität und Nachhaltigkeit achten. „Geiz ist Geil“ hat bei Lebensmitteln nichts verloren. Die örtlichen Bauern werden es zu schätzen wissen. Denn letztlich sind wir der jungen Generation verpflichtet, ihnen den Planeten in einem lebenswerten Zustand zu übergeben. Sonst können wir uns auf den Zorn der Jungen gefasst machen.


Peter Sitar
Der Oberwarter Peter Sitar arbeitete jahrzehntelang im Medienbereich. Vor allem für den KURIER im Burgenland. Er war Ressortleiter im Printbereich, sammelte aber auch viel Erfahrung beim Aufbau der Online-Berichterstattung. Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren Politik, Chronik und Wirtschaft. Er ist Preisträger des burgenländischen Journalistenpreises.

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