Kommentar

Warum ich Seppl nächstes Mal nicht mehr helfen werde.

Als Kind zeichnete sich meine Tierschutzlaufbahn bereits ab. Dauernd fand ich verletzte oder scheinbar hilflose Tiere, sodass meine Mutter schon ständig die Augen rollte, wenn ich wieder mit einem neuen Tier im Arm vom Schulweg nach Hause kam. Was ich damals nicht wusste und was mir als Kind auch niemand in meinem Umfeld erklärte: Meistens war meine Hilfe völlig unangebracht und verschlimmerte oftmals die Situation der Tiere.

Foto©altanaka/shutterstock.com

In der Ästlingsphase wirken Jungvögel so, als würden sie Hilfe brauchen. Genau das führt aber zum Tod der Tiere. 

 

 

So war es auch mit dem Seppl. An einem Tag im Juni fand ich ihn. Ein Spatzenjunges, schon befiedert, doch saß er am Zaun und hopste nur herum. Ein paar Flügelschläge und dann landete er schon wieder am Boden. Ich war mir sicher, dass er Hilfe brauchte. Also fing ich den Seppl ein, setzte ihn in eine Schachtel und fütterte ihn. Tage später lag der Seppl dann plötzlich tot in seiner Schachtel. Als Kind trauerte ich, dachte aber, ich hätte mein Bestes getan. Heute weiß ich es besser.

Gerade zu dieser Jahreszeit sind Meldungen flugunfähiger Vögel meistens falscher Alarm und man sollte hier zweimal hinsehen, bevor man durch gut gemeinte Hilfe das Vogelbaby zum Waisen macht.

Tödliche Hilfe

Amseln, Spatzen (Sperlinge), Krähen, Elstern und so einige andere sind derzeit immer wieder in unseren Gärten anzutreffen. Jungvögel, die herumhüpfen, vielleicht ein paar Flügelschläge schaffen und dann doch wieder am Boden landen. Doch Vorsicht. Sie brauchen unsere Hilfe NICHT. Diese Ästlingsphase, wie diese Lebensphase oben genannter Vögel bezeichnet wird, ist eine ganz normale Entwicklung. Der Jungvogel kann noch nicht fliegen, hat das Nest aber bereits verlassen und versteckt sich am Boden. Die Elterntiere befinden sich in der Nähe und versorgen ihr Vogelkind. Natürlich ist der Jungvogel in dieser Phase sehr gefährdet. Doch würde man so ein Tier aus der Natur entnehmen, hätte das schlimme Folgen. Mitunter könnte das sogar sein Ende sein, denn Vögel sind in der Aufzucht sehr anspruchsvoll und stressanfällig. Wildtierstellen sind zu dieser Jahreszeit immer völlig überlastet.

Also in so einem Fall bitte abwarten, aus der Entfernung beobachten, ob man die Elterntiere entdecken kann und im Zweifelsfall lieber einmal mehr bei einer Wildtierstelle nachfragen, als übereilt handeln.

Ich kann meinen Fehler als Kind leider nicht rückgängig machen, nur versuchen,   nun möglichst viele Vögel durch richtige Beratung vor so einem Schicksal zu bewahren.

Heute gibt es Gott sei Dank viele Stellen, an die man sich wenden kann, damit Geschichten wie die vom Seppl nicht mehr passieren.


Bei Fragen rund um Wildtiere stehen
mehrere Wildtierstellen zur Verfügung:

Wir fürs Tier Oberwart: 0676 6412875

Tierheim Parndorf: 0699 10967245

Kleine Wildtiere in großer Not:
0650 6452535


Alice Siebenbrunner
... ist Gründerin und Obfrau des Tierschutzvereines "Wir fürs Tier" in Oberwart.
www.wirfuerstier.at

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