Kommentar

Zwischen Fernweh und Heimatliebe

Endlich Urlaubszeit! Kampf dem Fernweh. Über Corona will ich nicht wieder schreiben, zumindest jetzt nicht. Nur so viel, dass ich glaube, die Maskenpflicht abzuschaffen war keine gute Idee, aber wie schon letztes Mal geschrieben, bei diesen guten Vorbildern kann man nichts anderes erwarten.

Wenige Tage und es beginnen die großen Ferien. Werden sich die Autokolonnen wieder auf der Südautobahn Richtung Italien oder Slowenien wälzen, oder werden viele der Vernunft gehorchend dieses eine Mal auf einen Meeresbesuch verzichten? Ach, auch mir fällt es schwer, bin ich doch franko-, italo- und leider mit zunehmender Überheblichkeit der Engländer immer weniger anglophil. Als ich zum ersten Mal von der Strada Costiera aus das Meer bei Triest gesehen habe, war es um mich geschehen, und ich war viele, viele Male in Italien. Nicht zuletzt Don Camillo und Peppones wegen, deren Filme ich unzählige Male gesehen habe, und die mir dieses Italien der Lebensfreude, der Feste und Leidenschaft näher gebracht haben.

Und in meinem ersten Kinderbuch, das ich noch immer habe, heißt es: Italien ist ein schönes Land, voll Trauben und Melonen. Orangen pflückt man mit der Hand, auch Feigen und Zitronen. Die Bäuerin mit dem Eselein, die bringt das Obst zur Stadt hinein. Es tönt vom blauen Meeresstrand ein Klang von Mandolinen, Italien ist ein schönes Land, von Sonne warm beschienen. (Hatschi Bratschis Luftballon)

Aus der Ferne war die Liebe immer größer als aus der Nähe. Der Kaffee war immer gut, das Essen manchmal, die Leute waren zum Teil freundlich, haben mich aber auch übervorteilt und mir zwei Autoradios, eine Kamera, zwei Koffer, einen Reisepass und noch ein paar Kleinigkeiten ohne mein Einverständnis genommen. Jetzt kommen, laut Zeit, aber die Chinesen und stoßen in eine Lücke, die die Amerikaner nicht mehr Willens sind zu füllen. Während Trump in Lächerlichkeit versinkt, ist seine Regierung auf der Weltbühne unsichtbar. China übernimmt. Italien ist Teil der neuen Seidenstraße, chinesische Investoren werden für Italien immer wichtiger. So sind chinesische Geschäftsleute in Italien unterwegs, um krisengeplagte Firmen zu kaufen. Ein chinesischer Oligarch hat sich den Fußballverein Inter Mailand geleistet, chinesische Banken halten große Anteile an dem Ölkonzern Eni oder Fiat. China schickt Masken und Schutzanzüge, Amerika lässt Flüge nach Italien unterbinden. Don Vito, der Pate, würde sich, wüsste er davon, im Grab umdrehen. Trotzdem werde ich Parmesan dem Tofu vorziehen und meine Liebe zur italienischen Küche, auch wenn von mir selbst zubereitet, ist ungebrochen.

Was also tun im Urlaub?

Angeblich sind die Hotels rund um Österreichs Seen so gut wie ausgebucht. Schön für sie! Vielleicht wird man ja auch, zumindest für dieses eine Jahr, zum Sommerfrischler. Kauft sich ein paar Wanderschuhe, Rucksack und Stöcke und durchstreift unsere Heimat. Vielleicht kehrt ja dann wieder etwas von unserem verlorenen Nationalstolz zurück. Wir haben die sieben Weltmeere bereist, waren aber noch nie am Bodensee. Wir kennen die Uffizien in Florenz, Notre Dame, das Kolosseum und die Akropolis. Nicht aber das Kunsthistorische Museum, den Stephansdom, die Albertina oder Carnuntum. Wir kennen die italienische, die griechische, die französische und die türkische Küche, waren aber noch nie in einem österreichischen Haubenlokal. Wir haben Winkel und Ecken, Flüsse und Ebenen von einer Schönheit, die bei genauerem Hinsehen und Erleben atemberaubend sind. Wir haben tolle Köche, gutes Bier, großartige Weine und herrliche landwirtschaftliche Produkte. Wir haben gute Luft und eine ziemlich intakte Umwelt und wir können uns, was besonders wichtig ist, ohne den siebenten erfolglosen Italienischkurs absolviert zu haben, untereinander verständigen.

Also was genau hält uns davon ab, den heurigen Sommer zu Hause zu verbringen? In Wirklichkeit nix. Sollte es uns aber irgendwo doch nicht gefallen, dann steigen wir ins Auto, den Bus oder die Bahn und sind ein paar Stunden später zu Hause im eigenen Bett. Ach ja, und für Burgenländer, die im eigenen Land in einem Beherbergungsbetrieb für mindestens drei Nächte nächtigen, gibt es 75 Euro.
Obwohl, wenn ich meine bescheidene Meinung kundtun darf, es wohl besser gewesen wäre, man findet ein befreundetes Bundesland und tauscht. Jeder Vorarlberger, um eines zu nennen, bekommt 75 Euro, wenn er unseren Neusiedler See, unsere Burgen und Schlösser besucht, und dafür zahlen uns die Vorarlberger für den Besuch des Bodensees und ihrer Berge etwas dazu. Na egal, für die Thermenbesucher ist es alleweil ein Anreiz. Ach ja, und keine Malaria-, Hepatitis-, Typhus- und sonstige Impfungen sind für Heimaturlaub erforderlich.

Erholen Sie sich gut!
Ihr Feri Tschank


Feri Tschank

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten