Porträt

One, two, three SCREAM!!!

Es ist nicht einfach, ein Fan zu sein, denn immer wieder kämpft man gegen institutionalisierten Sexismus und Imperialismus. Dabei haben es besonders junge, weibliche Fans schwer, die von der Gesellschaft gerne mal als überemotionale und realitätsferne „Fangirls“ bezeichnet werden. Aber warum ist das eigentlich so? Wann wurde Fan-Sein so verpönt?

Foto: Laura Weingrill

Fans nehmen oft stundenlange Wartezeiten in Kauf, um beim Konzert vorne mit dabeizusein.

 

 

Ich steh seit 12 Uhr mittags in der Schlange zu einem Ed-Sheeran Konzert und warte darauf, dass sich die Security endlich mal beeilt und einen Zahn zulegt, denn es ist glühend heiß, mir ist schon lange das Wasser ausgegangen und ich sehe weit und breit keine Katzen, die mein Gemüt erheitern könnten. Um mich herum stehen lauter Menschen, die stolz die Merch des britischen Sängers tragen und es so wie ich kaum erwarten können, dass es endlich los geht. Plötzlich kommt ein Fernsehteam zu mir mit der Hoffnung, eine gute Quote aus mir herauszubekommen. „Warum tut man sich das an?“ „Erste Reihe – warum?“ „Ist Ed Sheeran das wirklich wert?“ Bitte was?

Schon während des Interviews stellt sich mir die Frage, ob sie das auch Fußballs-Fans fragen würden, die für ein Manchester United-Spiel extra nach England geflogen sind. Aber natürlich nicht, denn schon seit langem sind weibliche Fans zu einem Witz verkommen, während Sportfans immer wieder gepriesen werden. Natürlich ist es für sie lächerlich, stundenlang in der brennenden Sonne auf ein Konzert eines Sängers zu warten. Vereinfacht lautet die Faustregel: Fangirls sind kindisch und hysterisch, Fanboys leidenschaftlich und aggressiv.

Was scheinbar nur Teenagermädchen gefällt, wird sehr schnell als weniger wert abgetan. Noch dazu kommt die Idee, dass das gesamte Interesse dieser aufgeregten Mädchen auf den physischen Attributen der Künstler und Bands beruht, während das tatsächliche Talent und Können vergessen wird. Das macht es den Menschen allzu leicht, Frauen schnell als falsche Enthusiasten ohne wirklich kritische Meinungen abzustempeln, obwohl gerade sie noch immer auf Platz 1 der Käufer und Konsumenten der Musik- und Unterhaltungsindustrie sind und damit sozusagen das Ganze am Leben erhalten.

Bei all den Stereotypen wird oft vergessen, dass Fans und auch Fangirls in allen Größen, Formen, Geschlechtern, und, ja, Altersgruppen daherkommen können. Ein Fan von etwas zu sein, ist immer noch eines der aufregendsten und emotionalsten Dinge auf der Welt, das gerade deshalb jedem und jeder zugänglich sein sollte. Es gibt so viele verschiedene Arten von Fans, egal ob von Musik, Filmen, Büchern, Computerspielen oder Sport. Unabhängig von den ausschlaggebenden Gründen haben sie letzten Endes alle immer noch eines gemeinsam: Sie sind alle nur Fans. Und die erste Reihe ist nun mal echt cool.


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