Reportage

Gemüse ernten im Winter

Gurken aus Spanien, Tomaten aus Italien und ein vielfältiges Gemüseallerlei aus aller Welt, das ist meistens das Bild, das uns die Supermärkte während der Wintermonate offerieren. Der Globalisierung zum Dank muss man auf nichts verzichten, der CO2 Abdruck dieser weithergeholten Nahrungsmittel ist allerdings ein Problem. Dass man auch im Winter die Nährstoffe aus Gemüsequellen aus dem eigenen Garten beziehen kann, zeigt Tanja Westfall-Greiter. prima! auf gemeinsamer Ernte für das Weihnachtsessen.

(c) Eva Maria Kamper

Wintergemüse: regional und nährstoffreich.

 

„Viele Gemüsesorten schmecken besser, sobald es friert, da bekommen sie erst ein süßliches Aroma. Zum Beispiel Karotten. Oder Spinat ist da auch der Klassiker, das volle Aroma entfaltet sich nach dem ersten Frost. Das Ganze gilt auch für Kohlgemüse, insbesondere Wirsingkohl, Grünkohl oder auch Stangensellerie. Nur der Kohlrabi mag den Frost nicht”, erklärt Tanja Westfall-Greiter, während sie das frische Blattgrün sortiert. Das Südburgenland sei prädestiniert für den Wintergemüseanbau, sagt die gebürtige Amerikanerin, die die letzten 30 Jahre in Tirol gelebt hat und auch dort bereits ihre Erfahrungen als Marktgärtnerin gesammelt hat. Seit 2021 lebt sie mit ihrem Mann in Oberwart und hat ihren Gemüsevertrieb „Tanjas Küchengarten“ gegründet. Dabei setzt sie besonders auf seltene Sorten und große Vielfalt. Mittelpunkt ist dabei vor allem das Herbst-, Winter- und Frühjahrsgemüse. Denn anders als vielleicht gedacht, gedeihen viele Gemüsesorten auch trotz Minusgraden und einer vielleicht bescheidenen Anzahl an Sonnenstunden im Winter.

Einfache Vielfalt

„Und zusätzlich ist der Herbst heuer so mild gewesen, da ist alles wunderbar gewachsen. Im Sommer ist der Gemüseanbau bei der steigenden Trockenheit fast schwieriger als im Winter“, sagt Tanja Westfall-Greiter und sticht eine dunkelviolette Karotte aus dem Boden. „Bei den Gemüsesorten tobe ich mich ein wenig aus“, lacht sie. „Da gebe ich mich mit 08/15-Sorten wie man sie im Supermarkt bekommt, gar nicht zufrieden.“ Dafür vermehrt sie die Samen selber und experimentiert mit dem Lebenszyklus der Pflanzen in ihrem Demonstrationsgarten, bevor der Anbau am größeren Feld stattfindet. Und das unter dem Prinzip des „Low-Inputs“, also gärtnern mit möglichst wenig Aufwand. „Am besten gelingt das, wenn man die Beete mit ausreichend begrünten Wegen abwechselt. So entsteht eine gute Humusbilanz, damit die Natur die Pflanzen gut versorgen kann.“ Für das Bodenleben sei auch das Beikraut wichtig. Ebenso der Einsatz eines Folientunnels kann von Vorteil sein. „Zwingend notwendig ist er allerdings nicht“, sagt die Gartenexpertin über ihre Praxis, mit einfachen Mitteln eine breite Vielfalt zu erzeugen.

Nährstoffreiches Superfood

Für das festliche Weihnachtsessen aus dem Garten gräbt Tanja Westfall-Greiter pinke Kartoffeln aus. „Die mehlige Sorte eignet sich hervorragend für Püree oder Stampfkartoffeln. Die knallige Farbe bleibt auch beim Kochen erhalten“, zwinkert sie. In den Erntekorb kommen auch Karotten, Rüben, Rettich, Weißkraut und Lauch. Und Stangensellerie. „Den kann man auch wunderbar roh als Knabberei zubereiten. Meine Mutter hat ihn immer mit Frischkäse und grünen Oliven gefüllt“, sagt die Gemüseexpertin, die für alle Sorten auch immer eine Rezeptidee auf Lager hat. 

Als Nährstoffbomben gelten auch alle Kohlsorten wie Wirsingkohl oder Grünkohl. „Schon im 18. Jahrhundert haben die Europäer dank Grünkohl gut überleben können, da er so nährstoffreich ist. 100 Gramm Kohlgemüse decken 60 Prozent des Vitamin C Bedarfs ab“, schildert sie über das winterfeste Superfood: „In Tirol habe ich Wirsingkohl bei minus 12 Grad ausgegraben.“ Auch viele Salatsorten dürfen im Wintergemüsegarten nicht fehlen. „Weihnachten ohne Vogerlsalat gibt es bei uns nicht“, lacht sie. Ebenso dankbar wachsen auch verschiedenste Kräutersorten wie Kerbel, Salbei oder die krause Petersilie, die man auch im Winter frisch ernten kann. Mit dieser gesunden, regionalen, und vielfältigen Ernte kann man der Kreativität für das weihnachtliche Festmahl freien Lauf lassen!


„Mit normalen 08/15-Gemüsesorten gebe ich mich gar nicht zufrieden.“


Tanja Westfall-Greiter zeigt, was eine winterliche Ernte für das Weihnachtsessen zu bieten hat: Rübe, Rettich, Blattgemüse, Spinat, Kohl, bunte Salatmischung, Vogerlsalat, bunte Erdäpfel, Stangensellerie, Lauch, bunte Karotten und Kräuter wie Salbei, Blattfenchel, Kerbel und Petersilie.

Der Gemüseanbau ist im Winter viel weniger aufwendig als im trockenen Sommer. Mit begrünten Wegen und ausreichend Beikraut schafft man eine gesunde Bodenkultur.

Viele Gemüsesorten gedeihen auch mit weniger Tageslicht und bekommen nach dem ersten Frost erst das richtige Aroma.

Wintergemüse ist regional, nährstoffreich und vielfältig.

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