Reportage

„Ich schöpfe Kraft aus der Langsamkeit“

Henryk Mossler schätzt die Ruhe am Land und den Charme alter, einfacher Bauernhäuser. Insgesamt zehn Mal hat der aus Polen stammende Künstler seinen Wohnsitz im Südburgenland gewechselt, von einer Einschicht zur nächsten. Aktuelle Adresse: Hasendorf, und hier möchte der 79-jährige auch bleiben.

Foto: Christian Keglovits

„Kennen Sie sich in Hasendorf aus? Es ist das letzte Haus auf der rechten Seite vor dem Friedhof“, so lautet die Wegbeschreibung von Henryk Mossler, wenn man sich bei ihm zum Interview treffen möchte. Dort einmal angekommen, empfängt einen ein liebevoll renoviertes, kleines Bauernhaus mit einer gemütlichen Wohn-Küche, einem Schlafzimmer und einem kleinen Atelier, in dem es zur Zeit bescheidene zehn Grad hat. Das Malen ist für Henryk Mossler – er hat an der Kunstakademie in Krakau studiert – Berufung und Beruf. Allerdings einer, den man sich im Winter heiztechnisch gut einteilen muss. Das stört Mossler aber keineswegs: „Ich habe mich immer in alten, einfachen Bauernhäusern eingemietet. Das sind Häuser mit Charakter. Die sind alt und haben eine Seele. Da ist manches ein bisschen schief und krumm geraten, aber genau das mag ich.“

Leben in Splendid Isolation

Generell behagt ihm das Leben in der Abgeschiedenheit, auch wenn das mit gewissen Umständen verbunden ist. Daher pflegte er immer schon gute Kontakte zu seinen Nachbarn. Die vielen Wohnortwechsel bringen es nun mit sich, dass ihn schon viele Menschen im Südburgenland kennen, „… und die Leute grüßen mich noch immer.“

Henryk Mossler verbringt sein Leben allein: „Es ist mit einer gewissen Freiheit verbunden, und Bequemlichkeit ist sicher auch dabei.“ In Polen leben seine geschiedene Frau und seine Tochter, mit der er via Whats App in Kontakt steht. „Sie hat mich zu dem Handy gedrängt, an sich reicht mir ein normales Telefon und um das Internet mach ich sowieso einen großen Bogen.“

Zum Einkauf mit dem Rad

Henryk Mossler kocht für sich selbst, hält seinen Haushalt sauber – von Zeit zu Zeit unterstützt ihn dabei eine Haushaltshilfe – und fährt fast täglich nach Güssing, um einzukaufen. Natürlich mit dem Rad. Er fährt gern mit dem Rad. Damit besucht er auch Freunde, zum Beispiel im Freilichtmuseum Gerersdorf. „Ich bin aber schon bequem geworden, denn vor drei Jahren hab‘ ich mir ein E-Bike angeschafft“, sagt der 79-jährige Mossler. „Man muss sich halt ein bissl schonen, daher das E-Bike.“

Sich mit Kleinigkeiten beschäftigen

Hin und wieder zieht es den Künstler auch nach Wien, der Vielfalt wegen und weil er das kulturelle Angebot nutzen möchte. „Ich bin gerne in der Großstadt, denn ich muss dort nicht leben! Wenn ich zu lange in der Großstadt bin, werde ich übersättigt davon. Hier am Land ist es einfach ruhiger und dennoch nicht langweilig. Ich finde mir immer etwas. Ich beobachte die Katzen draußen beim Spielen oder die Regentropfen, wie sie an das Fenster prasseln und sich sammeln und dann nach unten rinnen. Man kann sich hier gut mit Kleinigkeiten beschäftigen.“
Freunde und Bekannte beneiden ihn um sein ruhiges Gemüt. Woraus er Kraft schöpft? „Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich faul bin. Vielleicht schöpfe ich auch Kraft aus der Langsamkeit. Meine Frau hat mich früher immer gefragt, ‚was schaust du da, warum tust du nix?‘ und ich hab dann gesagt ‚ich schau einfach, das ist doch genug‘.“


Wohnen in der Pampa. Für den Kunstschaffenden Henryk Mossler ist das Leben in der Abgeschiedenheit keine Herausforderung.


Die Wohn-Küche wird mit einem Holzofen beheizt.

Im Atelier daneben kann Henryk Mossler als Kunstschaffender wirken.

Auto besitzt der Künstler keines. Mit seinem E-Bike ist Henryk Mossler mobil. Im südburgenländischen Hasendorf scheint die Zeit tatsächlich ein wenig stiller zu stehen.

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