Porträt

„Eigentlich wollte ich Notar werden!“

Der Jurist Christian Drobits aus Rotenturm ist Spitzenkandidat der SPÖ Burgenland für die kommende Nationalratswahl. Er setzt dabei auf sein bewährtes Netzwerk bei den Arbeitnehmern und den Rückhalt der Arbeiterkammer. Weniger lustig empfindet er die Spannungen zwischen SP-Bundeschefin Pamela Rendi-Wagner und Landeschef Hans Peter Doskozil. Kraft holt sich der Politiker aus seiner quirligen Patchwork-Familie.

Foto: Peter Sitar

Burgenlands LAbg Mag. Christian Drobits mit seiner Frau Ulrike und dem gemeinsamen Sohn Felix.

 

 

„Der Nationalrat war für den Christian immer das große Ziel. Daher unterstütze ich ihn auch bei seiner Kandidatur. Wäre ich dagegen gewesen, hätte ich einen unglücklichen Mann zu Haus. Und das will ich nicht!“ Das sagt die bessere Hälfte Ulli von Christian Drobits (51), Noch-SPÖ-Landtagsabgeordneter aus Rotenturm, der jetzt vor einem großen Karrieresprung steht. Er ist im Burgenland landesweit SP-Spitzenkandidat für die Nationalratswahl am 29. September. Und sollte sich das politische Gefüge innerhalb der Republik nicht gänzlich in den nächsten Wochen bis zur Wahl auf den Kopf stellen, wird er in den Nationalrat einziehen.

Dass er sehr gut wahlkämpfen – speziell um Vorzugsstimmen – kann, mussten schon einige SP-Wahlkampfstrategen in Eisenstadt und Wien neidvoll anerkennen. Sowohl im Nationalratswahlkampf 2013 als auch im Landtagswahlkampf 2015, wo Christian Drobits mit seiner Vorzugsstimmen-Kampagne so manchen parteiinternen Kandidaten in die Schranken wies.

Der Weg

Der bei der Arbeiterkammer beschäftigte Jurist, der eigentlich Notar werden wollte, ist ein typisches Arbeiterkind. Der Vater war Fliesenleger, die Mutter Hausfrau, und die Eltern haben alles getan, um Christian das Studium zu ermöglichen. „Dafür haben sie auf vieles verzichten müssen“, ist Christian Drobits ihnen heute noch dankbar. Ein Studium für den zweiten Bruder ging sich nicht mehr aus.

Sein berufliches Startfeld war die Arbeiterkammer, wo sich Drobits vor allem um die Bereiche Arbeitsrecht und Dienstnehmer-Rechte engagierte. Das war letztlich auch der Auslöser, warum er sich für die Politik entschied: „Ich vertrat einen Kranfahrer, den der Chef aus dem Urlaub geholt hat. Bei Arbeiten ist dann der Kran umgestürzt, und die Firma wollte von dem Kranfahrer Schadenersatz in sechsstelliger Höhe. Für mich absolut ungerecht, aber da hab´ ich mir gesagt, da muss ich in die Gesetzgebung gehen, um solche Ungerechtigkeiten abzustellen.“

Wahlkampf

Die Spitzenkandidatur im Burgenland hat er mit Parteichef Hans Peter Doskozil entschieden. Die Bedingung dafür war, dass die Familie dem zustimmt und er auch weiter seine Tätigkeit bei der Arbeiterkammer, wenn auch nur noch im eingeschränkten Ausmaß, weiterführen kann. Die Arbeiterkammer ist auch sein ganz starker Rückhalt in der Partei. Durch seinen Einsatz für Arbeitnehmerrechte hat sich Drobits nicht nur unter den Arbeitnehmern einen starken Namen gemacht. Sie ist quasi seine Hausmacht. Deshalb will er sich im nächsten Nationalrat auch ganz intensiv für die Anliegen der Arbeitnehmer einsetzen.

Der Wahlkampf für die kommende Nationalratswahl wird für ihn aber trotzdem zu einem Balanceakt, der viel Fingerspitzengefühl erfordern wird. Denn der Jurist aus Rotenturm wird immer wieder auf das Spannungsverhältnis zwischen SP-Bundeschefin Pamela Rendi-Wagner und Landesparteichef Hans Peter Doskozil angesprochen. Etwa auf die Frage, warum Doskozil beim Burgenland-Tag von Rendi-Wagner durch demonstrative Abwesenheit glänzte. „Es waren Terminprobleme, das nehme ich so zur Kenntnis“, hält sich Drobits vornehm zurück. Räumt aber auch ein, dass dieser Konflikt zwischen den beiden SP-Spitzen sein Agieren nicht gerade leichter macht.

Das Ausbalancieren von größeren und kleineren Konflikten können Drobits und seine Frau Ulli täglich in ihrer liebenswerten Patchwork-Familie üben. Neben dem gemeinsamen Sohn Felix, 3,5 Jahre alt, haben die beiden je zwei Kinder aus früheren Beziehungen in die Ehe miteingebracht. Was für beide Elternteile eine tägliche Herausforderung ist. Aber so, wie es sich für einen außenstehenden Beobachter darstellt, gelingt ihnen das vortrefflich.


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