Eva Maria KAMPER / 26. September 2024
© Maschinenring
Bei der Gründung des Weltverbandes des Maschinenrings vereinbarten 15 Nationen gemeinsam die Ernährungssouveränität zu verbessern und Perspektiven für den ländlichen Raum weltweit zu schaffen.
Der Sommer 2024 geht in die Geschichte ein als einer mit den wärmsten Hitzeperioden und extremen Wetterkapriolen. Das fordert natürlich die Landwirte heraus. Hans Peter Werderitsch ist das Gesicht hinter dem Maschinenring. Dem Verein, der die Bauern zur Erwerbs- und Existenzsicherheit unterstützt. Damals im kleinen Kreis zur bäuerlichen Selbsthilfe gegründet, zählt man heute über 76.000 Mitglieder nur in Österreich.
Wertschöpfung
„Der Verein des Maschinenrings basiert auf einer Vision und der darauffolgenden Umsetzung des bayrischen Agrarwissenschafters und Journalisten Dr. Erich Geiersberger im Jahr 1958. Der damalige Arbeitskräftemangel und die daraus resultierende Technisierungswelle in der Landwirtschaft machte den Bauern der kleineren Betriebe das Leben schwer, denn effiziente Maschinen waren kaum leistbar. Der Maschinenring sollte durch den gemeinsamen Zusammenschluss der kleinen Landwirte die Wertschöpfung in den Regionen erhöhen, indem man sich teure Maschinen und Geräte zur gemeinsamen Nutzung teilte. Ursprünglich wurde die Idee als ‚Spinnerei‘ abgetan, da man die Verrechnung der unterschiedlichen Maschinenleistungen als schwierig vermutete, doch schnell hat sich der Verein in Bayern und Deutschland und dann auch über Österreich europaweit etabliert“, schildert Hans Peter Werderitsch.
Sozialer Zusammenhalt
Dass der Verein mehr als nur ein gemeinnütziger Pool aus landwirtschaftlichen Maschinen ist, lernte der gebürtige Welgersdorfer schon als kleiner Bauernbub kennen: „In den 1970er-Jahren wurde mein Vater durch einen Unfall zum Rollstuhlfahrer. Wir hatten einen Betrieb mit Kühen und ich habe miterlebt, dass Männer gekommen sind, die meiner Mutter geholfen haben, die Tiere zu versorgen – und die waren vom Maschinenring.“ So hat sich nicht nur das Logo dieses Vereins, sondern auch das Gefühl des sozialen Zusammenhalts unter Bauern bei Hans Peter Werderitsch frühkindlich eingeprägt. Da der erste Obmann des Maschinenrings sein Onkel war, war die Mitgliedschaft und Mitarbeit in diesem Verein auch zentraler Fixpunkt im landwirtschaftlichen Alltag. „Durch schicksalshafte Fügung wurde ich Jahre später 1995 zum dritten Obmann ernannt“, erzählt Hans Peter Werderitsch über die Beginnzeiten des Vereins im Südburgenland.
Eine etwas andere Firmenphilosophie
Schnell wurde der Maschinenring zu einer modernen Dienstleistungsfirma, die nicht nur klein- und mittelstrukturierten Landwirten die Existenz erleichtert, sondern auch Arbeitsplätze sichert und zur Drehscheibe der Landwirtschafts- und Kulturpflege wird. „Die Mitgliedschaft gibt Sicherheit und die Mitgliedervorteile erleichtern den Arbeitsalltag. Besonders in akuten Notsituationen ist der Maschinenring mit seiner Spendenaktion ‚Bauern für Bauern‘ eine wichtige Stütze, da bei unvorhergesehenen Schicksalsschlägen rasche tatkräftige Hilfe und finanzielle Unterstützung wesentlich sind“, schildert er den wohl wichtigsten Aspekt dieses gemeinnützigen Zusammenschlusses und betont, dass ihm die schnellstmögliche Hilfe in tragischen Situationen immer eine Herzensangelegenheit bleiben wird.
2008 wurde Hans Peter Werderitsch zum österreichischen Bundesobmann und Vorstandsvorsitzenden der Maschinenring Österreich Genossenschaft gewählt und sticht weiterhin mit seinem visionären Weitblick über den Tellerrand heraus. „Mit meinem Team und meinen Funktionären hatte ich schon immer großes Glück, jeder weiß worauf es ankommt, wir verstehen uns blind“, lobt er die Zusammenarbeit und das Vertrauensverhältnis im Erfolgsmodell des immer wachsenden Maschinenrings, wo Andersdenken und „Spinnen“ beim Brainstorming im Besprechungsraum betont auf der Tagesordnung stehen, regional wie auf europäischer Ebene. Lösungen suchen, statt jammern – so lautet das Credo des international tätigen Geschäftsmannes.
Gegen den Welthunger
Und mit diesem nötigen Weitblick wurde die Tätigkeit des Maschinenrings auch auf die Ebene eines Weltverbandes erhoben, wo man sich zunächst gezielt auf das afrikanische Land Senegal konzentriert. Einem fruchtbaren Land, dem allerdings die Mittel und Möglichkeiten fehlen, die beste Wertschöpfung zu erzielen und dessen Einwohner bislang meist nur die Flucht nach Europa als Ausweg erschien. „Dem Maschinenring sind in Senegal inzwischen bedeutende Fortschritte in der landwirtschaftlichen Entwicklung gelungen. Seit der Gründung der ersten Maschinenringe 2019 hat das Projekt maßgeblich dazu beigetragen, die Mechanisierung der senegalesischen Landwirtschaft zu fördern und die Lebensbedingungen von Kleinbauern zu verbessern, in dem Maschinen wie Traktoren, Getreidemühlen und Reisschäler bereitgestellt wurden. Das ermöglicht, dass Anbauflächen erweitert werden können und trotzdem mehr Zeit für Familie und auch Bildung bleibt“, erklärt Hans Peter Werderitsch dieses wichtige Vorhaben der Entwicklungshilfe, das dem Welthunger den Kampf ansagt.
Durch die Mechanisierung soll langfristig die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten reduziert und die Ernährungssicherheit verbessert werden. Ziel ist es, die Eigenversorgung des Landes zu gewährleisten und gleichzeitig Fluchtursachen durch die Schaffung von Perspektiven vor Ort zu reduzieren. Das Projekt ist bislang ein Erfolg, bereits 30.000 Mitglieder und 50 Prozent gesteigerte Produktivität im Land sprechen für sich. „Es geht darum, dass wir es gemeinsam anpacken und dafür kämpfen, dass irgendwann kein Mensch mehr hungern muss“, sagte Hans Peter Werderitsch bei seiner Antrittsrede heuer im Juni, als er zum Vorsitz des Weltverbandes des Maschinenrings ernannt wurde. Kenia und Ruanda sind die jüngsten Mitglieder im globalen Maschinenring, die dieses regionale System auf globaler Ebene verwirklichen. Der 2012 verstorbene Gründervater Dr. Erich Geiersberger würde mehr als stolz sein, dass seine Idee mit dieser positiven Wucht Früchte trägt. Ein schöner Beweis dafür, was man gemeinsam alles schaffen kann.
Hans Peter Werderitsch
Die soziale Komponente, die für den bäuerlichen Zusammenhalt steht, ist der Geist der ersten Stunde des Maschinenrings. Das Gesicht dahinter ist der gebürtige Welgersdorfer Hans Peter Werderitsch. Seit Juni 2024 ist er auch ehrenamtlicher Präsident des Weltverbandes des Maschinenrings.
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