Porträt

Junge Piloten

Manche Berufswünsche aus Kindermündern scheinen etwas weit hergeholt. Pilot ist einer davon. Dabei ist nichts unmöglich, wenn man nur fest daran glaubt. prima! hat junge Menschen getroffen, die sich den Traum vom Fliegen verwirklicht haben.

Foto: Eva Maria Kamper

Florian Schneeberger und Elias Jelleschitz sind mit dem Alter von 16 Jahren bereits begeisterte Segelflieger-Piloten.

 

“Hotel – Alpha – Bravo – Echo – Lima!” Als Klara Habel ihren Nachnamen buchstabiert, kann sie ihre Affinität zur Luftfahrt nicht lange verbergen. Die 22jährige Steirerin ist seit Kurzem stolze Inhaberin des PPL(A)-Flugscheines, also der Private-Pilote-Licence für zweisitzige Motorflugzeuge. Ihre Augen funkeln, als sie erzählt: „Gleich in meiner ersten Flugstunde wusste ich schon, dass ich nichts anderes mehr machen möchte!“

Klara war schon immer abenteuerlustig. Gleich nach der Matura war sie als Rucksacktouristin in Neuseeland oder als Mitarbeiterin auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik unterwegs. Aber die Faszination über Flugzeuge, Flughäfen und auch die NASA hat schon seit dem Kindesalter in ihr geschlummert. Als sie die entschleunigte Zeit des Corona-Lockdowns zuhause in Feldbach verbracht hat, fasste sie den Plan, ihren Kindheitstraum zu verwirklichen.

Sie begann die Privatpilotenausbildung am Flugplatz in Punitz und hat – gemeinsam mit ihrem Flugbuddy – den PPL(A)-Flugschein im Rekordtempo von fünf Wochen absolviert. „Ich war wirklich jeden Tag am Flugplatz und hab gelernt und geübt“, lacht die ehrgeizige junge Frau. Und sie erklärt: „Die Checkliste ist die Überlebensversicherung. Strukturiertes Vorgehen und eine durchdachte Vorbereitungszeit gehören zu den wichtigsten Dingen beim Fliegen. Eine wichtige Lektion im Flieger sind auch die Fragen ‚Ist es sinnvoll? und ‚Ist es legal?‘. Das restliche Bedienen der Maschine ist dann nicht mehr so wild!“

Weibliche Pilotin

Die körperlichen und mentalen Anforderungen beim Fliegen sind keinesfalls eine reine Männersache, trotzdem ist Klara als weibliche Pilotin eher die Seltenheit. „Möglicherweise sind Frauen durch die technischen Gegebenheiten abgeschreckt, die man in der Theorie lernen muss. Aber keine Sorge, reparieren muss man den Flieger nicht können“, will Klara den Frauen Mut machen.

Zur Zeit befindet sie sich mitten in der ATPL (Airline Transport Pilote Licence)-Ausbildung am Flugbetrieb Punitz und möchte Berufspilotin werden. Wo sie sich in fünf Jahren sieht? „Im Flieger“, sagt Klara ohne zu zögern, und das Funkeln in ihren Augen ist wieder da. „Ich könnte mir gut vorstellen, als Pilotin von Privatjets zu arbeiten, weil da die Chance am größten ist, dass man selbst viel von den Destinationen der ganzen Welt sieht“, hat die junge Frau einen Traum vor Augen. „Später dann kann ich mir auch vorstellen, bei einer Airline zu arbeiten.“

Die Reaktionen aus dem Umfeld reichen von ungläubig über erstaunt bis stolz. „Wenn mich wer fragt, was ich mache und ich sage ‚Pilotenausbildung‘, dann kommt meistens ‚Ach so, Stewardess?‘ und ich betone dann nochmal ‚Nein, ich werde Pilotin!‘ Das muss dann jedes Mal erstmal sacken“, lacht Klara. Ihre Familie und ihr Freundeskreis können es jedenfalls schon nicht mehr erwarten, exklusiv mit Klara über den Wolken zu fliegen. Einen Plan B hat sie nicht, aber: „Vielleicht studiere ich irgendwann noch Luft- und Raumfahrt.“ Und man traut ihr durchaus zu, dass sie es bis zur NASA schafft.

Hoch hinaus

Florian Schneeberger aus Hartberg und Elias Jelleschitz aus Grafenschachen sind beide 16 Jahre alt und haben sich ebenfalls für das Fliegen entschieden. Beide gleichsam vom ersten Passagierflug in der Kindheit geprägt, wussten sie schon sehr früh, dass sie ihren Traumberuf in die Tat umsetzen wollen. Als schulische Basis haben sie deshalb die HTL in Eisenstadt mit dem Zweig „Flugtechnik“ gewählt und sind in späterer Folge im Internat durch die Fliegerei auch dicke Freunde geworden.

Ab dem Alter von 15 Jahren darf man in Österreich den Segelfliegerschein machen. Obwohl Florian am liebsten gleich den PPL(A) Motorfliegerschein gemacht hätte, fingen sie beide mit dem Einstieg beim Segelflieger an. „Man bekommt so ein besseres Gefühl für das Prinzip des Fliegens!“

Mit dem Alter von 16 Jahren durften die beiden dann tatsächlich alleine den Segelflieger bedienen. Elias erinnert sich, dass er sich beim ersten Alleinflug mit einem kleinen Trick geholfen hat: „Ich hab mir die ganze Zeit vorgestellt, dass der Fluglehrer noch hinter mir sitzt. Dann war es nicht so schlimm!“

Inzwischen hat Elias den PPL(A)-Flugschein auch schon in der Tasche. Er muss allerdings noch bis zum 17. Geburtstag warten, bis er ihn wirklich in Händen halten darf. Auf die Frage, wie es ihm bei seinem ersten Motorflieger-Alleinflug während der Ausbildung ging, lacht er: „Es war schon komisch, aber saugeil!“

Fliegen im Fokus

Um den Traum des Fliegens während der aufwendigen HTL-Ausbildung unter einen Hut zu bringen, bringen die beiden volle Disziplin auf. Damit die Prioritäten am Wochenende komplett aufs Fliegen verlagert werden können, werden die schulischen Aufgaben immer prompt unter der Woche erledigt. Auch die gesamten Sommerferien wurden dem Fliegen gewidmet. Die Eltern der beiden unterstützen die Neo-Piloten voll und ganz. „Meine Mama war schon etwas überrascht, aber inzwischen ist sie sehr stolz und freut sich jedes Mal, wenn sie mit mir fliegen geht“, lacht Florian.

Auch den Umweltgedanken rund um das Transportmittel Flugzeug pflegen sie. Als Fachkenner sinnieren sie über zukünftige Flugtechnologien: „Ich habe gelesen, dass bereits Wasserstoffflieger entwickelt werden. Aber auch Elektromotoren sind bei Flugzeugen immer mehr im Kommen. Fliegen wird nach wie vor die Zukunft bleiben“, beschreibt Florian. Die beiden möchten nach der Matura auf jeden Fall auch die ATPL Ausbildung machen und später bei den ganz großen Fluglinien anheuern.

Der Fluglehrer und Obmann des Sportfliegerclubs Alois Rosenberger ist auch ein Fan der beiden Jungpiloten: „Mit diesem Alter den Flugschein zu machen, das ist schon eine Leistung. Eine gewisse Reife ist natürlich vorausgesetzt. Aber in der Flugschule lernt man ganzheitlich fürs Leben, da die Eigenverantwortlichkeit nirgendwo anders so intensiv geschult wird!“

Regionale Möglichkeiten zur Pilotenausbildung gibt es beim Sportfliegerclub Pinkafeld und bei der Punitz Flugbetrieb GmbH, die auch eine Kooperation für SchülerInnen des BORG Güssing hat.


Klara Habel verbringt jede freie Minuten am Flugplatz Punitz und am liebsten im Cockpit des Motorfliegers hoch in den Lüften.


Fluglehrer und Obmann Alois Rosenberger ist stolz und weiß: „Diese Burschen haben die entsprechende Reife und das Talent fürs Fliegen!“

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