Porträt

Vom Kinderzimmer zum Profi-Fußball

Seine Antworten sind ruhig und bedacht. Er ist erst sechzehn Jahre alt, dennoch wirkt er sicher auf dem Weg, der für ihn vorgezeichnet ist. Sein Ziel, Fußballprofi zu werden, scheint selbstverständlich, dabei geht es in dieser Geschichte weniger darum, was er erreichen will, sondern dass er es kann. Wie die Fußball-Nachwuchs-Maschinerie in Österreich funktioniert und was es braucht, man dafür riskiert und aufgibt, erzählt uns Julian Halwachs aus Grafenschachen, der seinen Lebensmittelpunkt in diversen Fußballakademien der Nation hat.

Foto: zVg

Julian Halwachs aus Grafenschachen ist auf dem Weg zum Profi-Fußballer.

 

Den Traum vom Fußballstar haben viele, leben können ihn allerdings nur die wenigsten. Nur die außergewöhnlichsten Talente haben überhaupt eine Chance. „Ich habe das Privileg, das tun zu dürfen, wovon Zehntausende träumen. Ich trage dadurch auch eine gewisse Verantwortung – meinen Eltern und meinem Verein gegenüber, aber ich nutze meine Chance,“ so der Teenager aus Grafenschachen. Natürlich, er muss für diesen Erfolg auch Opfer bringen. Zeit ist rar, der Freundeskreis zu Hause im Südburgenland leidet. Julians gesamte Familie aber steht hinter dem Nationalsport. Schon Opa Johnny war und ist aktives Mitglied im Heimatverein. Ohne den emotionalen und durchaus auch körperlichen Support der Familie wäre Julians Leben in der Red Bull Kader Schmiede auch nicht möglich.

Alltag

Momentan ist Julian in der Red Bull Fußball Akademie Salzburg. „Es braucht Ehrgeiz und definierte Ziele, um es zu schaffen“, bestätigt er. Sechs Stunden braucht er von seinem Heimatort mit Bus und Zug ins Internat nach Salzburg. Daher kommt er nicht jedes Wochenende nach Hause, und manchmal auch nur für einen Tag. „Meine Wäsche wasche ich mir selbst. Ich bin sicher selbstständiger als andere in meinem Alter. Es ist manchmal hart, aber es hilft sicher im Leben.“ Mentale Stärke ist nur eine Komponente, die die jungen Fußballer mitbringen müssen, neben dem Fußballerischen und dem Körperlichen. Und jede dieser Komponenten wird in Salzburg am neuesten Stand der Technik professionell und effizient trainiert.

Zum Beispiel mit einem „Soccerbot“, einer Art „Käfig“, in dem fiktive Gegner wie bei einem Computerspiel an die Wände projiziert werden. GPS-Tracker, bei jedem Training auf dem Rücken fixiert, messen genau Distanzen und Leistung. Dadurch wird technisch überwacht und sichergestellt, dass jeder im Kader an seine Grenzen geht. Trainingslager und Turniere im In- und Ausland gehören zur Tagesordnung, genauso wie strenges Training. „Wer nicht will, ist raus,“ sagt Julian trocken. „Der U18-Kader umfasst etwa 20 Spieler, darunter unter anderem auch Spanier, Schweizer, Afrikaner und Slowenen. Davon bekommen realistischer Weise etwa die Hälfte einen Profi-Vertrag.“ Und das ist das Ziel.

Professionell

Das bedeutet Druck. insbesondere jetzt in der U18, wo bereits der in der 2. Liga spielende FC Liefering seine Schatten vorauswirft. Mentaltrainer sind zur Stelle, wenn es mal nicht so läuft. Ernährungswissenschaftler, Mediziner, eigene Physiotherapeuten, Trainer, Co-Trainer, spezielle Techniktrainer und Athletiktrainer sind nur einige Personen des Stabs, die sich um Julian und seine Mitbewerber täglich kümmern. „Sicher bekommt man so ein professionelles Umfeld sonst kaum,“ sagt er dankbar. Salzburg dominiert momentan die ÖFB-Jugendlichen. Für Julian entscheidet sich in etwa einem Jahr, ob er die Karriere als Profi einschlagen kann.

Noch ist er zu jung, körperlich nicht ausgereift genug im Gegensatz zu den anderen. Mit diesem Druck geht er gut um. „Vor allem, was das Körperliche betrifft, kann ich nichts erzwingen. Ich bin ungeduldig, muss aber weiterarbeiten. Manchmal möchte ich auch gerne nach Hause, aber es geht mir gut.“ Psychisch eine Meisterleistung, immerhin sprechen wir hier von einem Sechzehnjährigen.

Eine weitere Facette der Professionalität: Julian Halwachs hat mittlerweile auch einen Manager und Berater, der ihm sowohl Trainingseinheiten beschafft, wenn er mehrere Tage in der Heimat verweilt, als auch besondere Massage- und Regenerationstermine österreichweit, wenn er verletzt oder krank ist. „Ein Manager ist notwendig, wenn man es schaffen will. Er hat auch Kontakte nach Deutschland, England und Holland, wenn es hier in Österreich später nicht laufen würde.“

Talent

Nicht jeder kann in der Red Bull Fußball Akademie anfangen. Scouts sichten die jungen Spieler österreichweit, beobachten sie über längere Zeiträume nach unterschiedlichen Kriterien und holen sie dann in die jeweilige Akademie. Auch beachtliche Summen fließen, wenn es notwendig ist. So wurde Julian zum Beispiel von einem Scout der Red Bull Fußball Akademie bereits ab der U12/U13 regelmäßig beobachtet und später dann (von Sturm Graz) in die Akademie nach Salzburg geholt. „U13 habe ich nämlich noch beim SK Puntigamer Sturm Graz gespielt.

Davor haben meine Eltern dort ein Probetraining ausgemacht. Ich wurde sofort aufgenommen und kam in der dritten Klasse Mittelschule ins Internat nach Graz. Auch dort werden nur sehr gute Spieler genommen. Danach kam eben Salzburg,“ sagt er mit leiser Stimme, ganz unaufdringlich und fast schüchtern. Dabei könnte er ruhig selbstbewusster auftreten. Er ist ein Talent. Dennoch weiß er, dass es keine Erfolgsgarantie gibt.

In der Branche achten die Akademien aber darauf, den jungen Sportlern eine Perspektive zu bieten. Julians Plan B ist die Matura. Er besucht die Fachschule für Wirtschaft und Leistungssport in Salzburg. Auch eine Lehre ist parallel zur Fußballakademie möglich. Sein kurzfristiges Ziel ist ein Profivertrag in der 2. Bundesliga beim FC Liefering. Langfristig träumt Julian von der Premier League. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. „Erst gestern war beim Match gegen Mattersburg ein internationaler Scout für Manchester United da.“

Julian Halwachs ist sicherlich kein typischer Jugendlicher. Leistung und Druck gehören zu seinem Alltag. Auch wenn er immer wieder betont, dass das für ihn passt. ​Noch hat er an den Wochenenden und in den Ferien ab und zu die Möglichkeit, den Profi-Fußball kurz zur Seite zu legen und sich zu Hause in Grafenschachen mit seinem Lieblingsessen – Putenstreifensalat mit Kernöl – ein bisschen verwöhnen zu lassen.


Julian Halwachs aus Grafenschachen
Jahrgang: 2003
Nationalität: AUT
Akuteller Verein: FC Liefering

Bisherige Vereine: 
FC Lieferung (2017)
SK Puntigamer Sturm Graz (2015)
TSV Hartberg (2013)
SC Grafenschachen (2009)
SC Herz Pinkafeld (2009)
SC Grafenschachen (2008)

Julian Halwachs

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2 Antworten

  1. Mein Name ist Gottfried Spirk und mein Enkel Maxi ist 9 Jahre alt und möchte Fußballer werden. Wir wohnen in Graz, welchen Weg zum Profifußballer sollen wir gehen. Maxi kommt in die 4 Klasse Volksschule der Ursulinen und hatte bis jetzt lauter Einser im Zeugnis. Bitte um Information !

    Liebe Grüße !
    Gottfried Spirk