Reportage

Das Aschenputtel von Spitz

Seit der Schließung der Volksschule 2008 war es still geworden in dem Haus, in dem einst viele Spitzzickener Kinder lernten und lachten. Und auch wenn das zentral gelegene Schulgebäude in den darauffolgenden Jahren noch gute Dienste bei behördlichen Wahlen leisten durfte, hat die kontinuierliche Vernachlässigung unaufhaltsam einen natürlichen Verfall hervorgerufen, den man schon von Weitem erkennen konnte. Von „Schandfleck“ war sogar die Rede. Nun wurde das ehemalige Volksschulhaus im Zentrum von Spitzzicken zum modernen Kommunikationszentrum umgebaut.

Foto: zVg

Priorität: Gut Ding braucht Weile

„Der Zustand war katastrophal. Die Fassade zerbröckelt, der Boden zerschlissen, die Sanitäranlagen unzumutbar. Ich hab mir schon zu Antrittszeiten als Bürgermeister geschworen, dass ich dieses Gebäude eines Tages renovieren werde“, schildert Bürgermeister Manfred Wagner die Motivation seines ersten großen Bauprojekts. Nach Jahren des Zuwartens und Verhandlungen rund ums Budget und der Abwägung der Verwirklichung eines solch kostspieligen Vorhabens in der knapp 200-Seelen-Ortschaft Spitzzicken wurde der Umbau des alten Schulgebäudes zum neuen Kommunikationszentrum im Jahr 2019 im Gemeinderat einstimmig beschlossen. „Nachdem wir in der Marktgemeinde viele wichtige Projekte finanzieren mussten, war der Entschluss zum neurenovierten Kommunikationsmittelpunkt in Spitzzicken natürlich gewagt. Umso mehr freut es mich, dass ich meine große Herzensangelegenheit im Sinne der Bevölkerung verwirklichen kann“, sagt Bürgermeister Wagner über den tatsächlichen Baubeginn im Corona-gebeutelten Jahr 2020. Spitzzicken, oder „Spitz“, wie es der Volksmund liebevoll nennt, wäre bis auf die Errichtung eines kleinen Kinderspielplatzes sowie neuen Kanaldeckeln oder Renovierungsarbeiten beim Kriegerdenkmal und an der Friedhofsmauer ohnehin noch nicht so oft in den Genuss gekommen, gesteht der Bürgermeister offen. Vom neuen Kommunikationszentrum soll nun die ganze Ortsgemeinschaft profitieren. Kostenpunkt: 350.000 Euro.

Gepflegt und sauber

Inzwischen zeugen nur mehr alte Fotos über den Zustand des verlassenen Gebäudes, das nach der Totalrenovierung durch regionale Baufirmen von außen wie von innen nicht mehr wiederzukennen ist: Als ersten Schritt hat man durch den Abriss der Innenwand das ehemalige Klassenzimmer und den Konferenzraum der Lehrerschaft zu einem großzügigen Raum vereint. Heller Laminatboden im grauen Eichenstil erzeugt nun zusammen mit den weißen Wänden, die Platz für große Bilder bieten, eine gepflegte, saubere Atmosphäre. Sämtliche Leitungen für Strom und Elektrik sind auf den neuesten Stand gebracht worden. Die große Fensterfront bietet viel Tageslicht und eine Aussicht auf die Kirche und den Park der beschaulichen Ortschaft. Eine Einhängedecke sorgt für eine angenehme Akustik und verbirgt eine Infrarotheizung, die die Nutzfläche von 156 Quadratmetern an kalten Tagen beheizen wird. Möbliert ist das neue, barrierefreie Kommunikationszentrum mit mehr als einem Dutzend Tischen und zahlreichen Stühlen, die je nach Bedarf angeordnet werden können. Eine abgetrennte Kochnische mit neuer Einbauküche wartet darauf, zum Einsatz zu kommen. Ebenso erinnert bei den neuen Sanitärräumlichkeiten nichts mehr an einen „versumperten Zustand der alten Schule“, um eine Anrainerin zu zitieren, die voller Vorfreude die Baustelle inspiziert. Die neue Außenfassade samt modernem Garagentor machen das ehemalige Schulgebäude zum perfekten Aschenputtel-Projekt fürs Auge. Ein weiterer Mehrwert: Die bis dato in Spitzzicken nicht erklingende Sirene der Feuerwehr wurde in diesem Gebäude neu installiert und soll in Zukunft mit dem Alarm aus der Landessicherheitszentrale synchronisiert sein.

Kommunikation im Mittelpunkt

Die neue Widmung des Kommunikationszentrums ist vielfältig und ist für sämtliche Vorschläge bereit. Vizebürgermeister Reinhard Kuktits wird die Termine zur Vergabe des großen Gemeinschaftsraumes koordinieren. „Wir freuen uns! Egal ob für öffentliche Wahlen und Gemeindesitzungen oder für kreative Nachmittage wie Kochkurse, Kindergeburtstage oder Zusammentreffen nach dem Kirchgang – hier ist Platz für alle gemeinschaftlichen Anliegen der kommunikativen Zusammenkunft“, hält Reinhard Kuktikts allen Menschen die Tür offen. Ein kleiner Unkostenbeitrag für die private Nutzung, vor allem für Heizungs- und Reinigungskosten, ist vorgesehen. Ganz ähnlich ist die Handhabe bei der Vermietung der Mehrzweckhalle in Siget, die ebenfalls Teil der Marktgemeinde Rotenturm ist. „Ich bin überzeugt, dass dieses Kommunikationszentrum zugunsten der Dorfgemeinschaft genutzt wird und den Zusammenhalt fördert“, freut sich Reinhard Kuktits über diese Verwandlung vom „Aschenputtel“ zum „Schmuckstück“ von „Spitz“. Im Zuge des ersten Adventwochenendes im Zeichen des „Lichterglanzes Spitzzicken“ soll das Kommunikationszentrum der Bevölkerung übergeben werden.


Bürgermeister Manfred Wagner (rechts) und Vizebürgermeister Reinhard Kuktits (li.) ist es wichtig, die Bevölkerung in die Pläne miteinzubeziehen.


Anrainerin Christina Stefanits und ihr Papa sind vom Umbau begeistert.

Die alte Volksschule in Spitzzicken wurde 2008 geschlossen, da im Herbst 2008 nur mehr drei Kinder angemeldet waren. Der Verfall des Gebäudes war bereits deutlich zu sehen.

Aus der ehemaligen Schule entsteht ein modernes Kommunikationszentrum. Die Umbauarbeiten sind gewaltig.

Auch die Katze Susi hat den Baufortschritt wohlwollend inspiziert

Wir haben gebaut!

Die Planung und Bauaufsicht übernahm Krautsack Architektur – Baumeister GmbH aus Kemeten. Den Auftrag für die Baumeisterarbeiten bekam Konstruktiva Bau aus Oberwart. Für die Malerarbeiten innen war der Malerbetrieb Radakovics aus Oberwart zuständig und die Fliesen kamen von Strobl & Strobl Fliesendesign GmbH aus Stegersbach. Installationsarbeiten wurden von Zapfel Haustechnik Pinkafeld durchgeführt und der Innenausbau stammt von Schieder GmbH aus Grafendorf. Die Aussenfassade gestaltete Malerei Marsch GmbH aus Güssing. Die Arbeiten an der Elektrotechnik übernahm Elektriker Fritz Szabo aus Oberwart. Bodenleger Franz Riegler lieferte den Laminat. Die Fenster stammen von Halvax GesmbH aus Rotenturm und die Türen kommen von der Firma Gleichheit Objekttischlererei GmbH aus Hartberg. Die Küche ist vom Möbelhaus mömax.


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