Reportage

Die Judo-Brüder aus Oberwart

Zwei Brüder, zwei Karrieren, eine Leidenschaft – Judo prägte von Kindesbeinen an das Leben der beiden Oberwarter Martin und Roland Poiger. Eine Erfolgsgeschichte.

Foto: zVg

Links: Martin Poiger, Rechts: Roland Poiger

 

Es ist wohl eine Kuriosität, die im österreichischen Sport ihresgleichen sucht. Der eine Bruder, Roland, ist Präsident des burgenländischen Judoverbandes, Obmann des Judo Clubs Oberwart und zählt zu den 15 besten Judo-Kampfrichtern der Welt. Im zivilen Leben ist er seit ein paar Monaten der neue Amtsleiter der Stadtgemeinde Oberwart. Der andere, Martin, ist seit wenigen Wochen Präsident des österreichischen Judoverbandes und seit 2013 hauptberuflich im Büro der Europäischen Judo Union in Wien tätig.

Bei beiden spürt man sofort jene Begeisterung, die man hat, wenn man etwas bewegen und voranbringen möchte. Ihr Leben besteht aus trainieren, organisieren, präsentieren, delegieren, reisen – ein Leben, das geprägt ist von Regeln und Respekt. Ein Leben für den Kampfsport Judo.

Der Funke ist übergesprungen

Mit gerade mal 11 Monaten Altersunterschied sind Martin (Jahrgang 1977) und Roland (Jahrgang 1978) wie Zwillinge aufgewachsen. Es war die Mutter, welche die beiden lebhaften Burschen im Alter von 6 bzw. 5 Jahren zum Judo brachte. „Wenn’s schon raufen, dann g’scheit und mit Regeln.“ Der Funke ist sogleich übergesprungen. Was folgte, war die bekannte „Judo-Schule“ des Prof. Karl Karner in Oberwart, unzählige Trainingseinheiten und schließlich Turniererfolge und Medaillen auf regionaler und nationaler Ebene.

Was Roland mit Talent erreichte, gelang Martin mit viel Training. Schule und Berufsausbildung führte die beiden Brüder auf unterschiedliche Pfade, Judo blieb als Verbindung. 1997, mit gerade mal 20 Jahren, haben die beiden den Judo Club Pinkafeld übernommen und innerhalb von drei Jahren an die 100 Mitglieder beschert.

Begeisterung bei den Kindern entfachen

Es ist nach wie vor dieses Engagement für den Nachwuchs, das Martin und Roland antreibt und zu authentischen Botschaftern für den Judo-Sport macht – Martin auf nationaler und Roland auf Landes- bzw. lokaler Ebene. Beide sind fest davon überzeugt, dass es für Kinder keine geeignetere Sportart gibt als Judo. Es geht um Körperbeherrschung und Respekt, um räumliche Orientierung und Koordination. Die Kinder lernen früh, aufeinander aufzupassen, und sie lernen, wie man richtig fällt. Das hilft im Alltag genauso wie beim Schifahren.

Potenzial in Oberwart heben

Als Präsident des österreichischen Judoverbandes muss Martin sowohl den Spitzensport – Stichwort Olympiamedaille – als auch den Breitensport im Auge behalten. Er möchte vor allem Volksschullehrer dazu bringen, einfache Judo-Basics in den Turnunterricht einzubauen, „weil es viel mehr gibt als Völkerball oder Fußball“. Roland ist als Judo-Kampfrichter das ganze Jahr über weltweit – von Japan bis Chile – im Einsatz, was ohne die großartige Unterstützung seiner Familie und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Oberwarter Stadtamt gar nicht möglich wäre.

Als Obmann des Judo Clubs Oberwart hat er sich zum Ziel gesetzt, das Potenzial an Mitgliedern zu heben. „Wir haben zur Zeit um die 30 Mitglieder. Als Martin und ich im Jahr 1984 begonnen haben, waren wir 150, da wollen wir wieder hin – mit Enthusiasmus und engagierten Trainern.“ Den Grundstein dafür hat Roland schon gelegt, denn sein fünfjähriger Sohn steht bereits auf der Judo-Matte.


Nachgefragt bei Martin und Roland Poiger:
Ist euch manchmal in den Sinn gekommen, Judo in „Kung Fu Manier“ am Pausenhof zur Notwehr einzusetzen oder verbietet das die Judo-Philosophie?

Martin Poiger: Es ist eine berechtigte Frage und wird von den Trainern auch von Beginn an immer adressiert: Judo auf der Judo-Matte! Das ist eine Grundregel.

Wer von euch war beim Judo der Stärkere?

Roland Poiger: Der Stärkere, vor allem von der Statur her, war ich, denn ich war immer das Pummelchen. Aber im Judo gibts ja eigene Gewichtsklassen, und für jene Kinder, die beim Völkerball immer als Letzte gewählt werden, ist Judo definitiv das Richtige.


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