Reportage

Gelebte Zweisprachigkeit

Unterwart ist eine zweisprachige Gemeinde. Dies spiegelt sich sowohl im Kindergarten als auch in der Volksschule wider. Als Nachbargemeinde von Oberwart ist Unterwart eine gefragte Gemeinde und zieht vor allem Jungfamilien an. Damit ist das 2009 gebaute Kindergarten- und Volksschulgebäude zu klein geworden und wird seit Ende letzten Jahres um einen Zubau von zwei Klassenzimmern erweitert.

Foto: Olga Seus

Noch ist alles eingerüstet, aber man kann bereits den barrierefreien Eingang sehen.

 

Ein schöner Sommertag. Das Radio spielt einen flotten Sommerhit, die Luft ist so warm, dass sie zu flirren scheint und jeglicher Gedanke an die Zeit nach den Ferien und an die Schule wird noch weit weggeschoben. Das ändert sich nicht, wenn man auf die Baustelle zum Zubau der Volksschule Unterwart kommt. Das Radio spielt hier ebenfalls und das ziemlich laut. Ein paar gut gelaunte Arbeiter haben gerade die Zimmer fertig gestrichen, nehmen sich nun die Außenfassade vor. Der Linoleumboden ist noch nicht verlegt, es riecht nach frischer Farbe und durch die riesige Fensterfront scheint einladend die Sommersonne. Obwohl noch etliches zu tun ist, bevor der Zubau in der ersten Schulwoche am Mittwoch, den 8. September offiziell eröffnet werden kann, ahnt man bereits jetzt schon: Hier entsteht keine Stätte, die dem verstaubten Image von Schule gerecht wird, hier entsteht ein fröhlicher Ort, an dem man gerne verweilen und gut lernen kann.

Vom Speisesaal zum eigenen Klassenzimmer

Schule ist in Unterwart überhaupt ein bisschen anders als in vielen anderen Ortschaften: Die Zweisprachigkeit bestimmt die Gemeinde als Ganzes wie die Schule: Jede Lehrperson beherrscht sowohl Deutsch als auch Ungarisch und unterrichtet abwechselnd in beiden Sprachen in einem „einzigartigen regionalsprachlichen Bildungsangebot“, wie Bürgermeisterin Klara Liszt anmerkt. Das führt dazu, dass die Schule in der Kategorie „Minderheitenschulwesen“ geführt wird und keine Klassenstärken über 18 aufweist. Oder anders gesagt: das 19. Kind teilt bereits die Klasse. Somit sind die ursprünglich zwei Klassenräume (für jeweils zwei Jahrgangsstufen in einer Gruppe) schnell zu klein geworden, aus den zwei Klassen wurden drei. Die dritte Gruppe wich in den angeschlossenen Speiseraum aus, der sowohl von der Kindergarten-Nachmittagsbetreuung als auch vom Schulhort genutzt wird. Dass das verändert werden muss, war lange bekannt. Doch erst nach Jahren, im Mai 2020 lag der Plan vor, die Ausschreibung war Mitte September 2020, die Vergabe erfolgte Anfang Oktober. Baubeginn war schließlich Anfang November und kam dank der milden Witterung gut voran. „Dass der Zubau rechtzeitig fertig wird, daran habe ich nie gezweifelt“, so die fröhliche Bürgermeisterin. Insgesamt wird der Bau etwa 550.000 Euro kosten, wobei 100. 000 Euro von der Bundesmilliarde zugeschossen wurde, vom Land kamen 70.000 Euro dazu.

Klein, aber auf neuestem Stand

Wenn man im leeren Klassenzimmer steht, kann man gar nicht glauben, dass es „nur“ 50 Quadratmeter groß ist. Das liegt sicher auch an der langen Fensterfront wie an der hohen, ansteigenden Decke. Die bereits vorhandenen Klassenzimmer mit ihren bunten Möbeln lassen erahnen, wie fröhlich es hier drin bald aussehen wird. Überhaupt – das ganze Schul- und Kindergartengebäude, in das der Zubau nahtlos integriert ist, strahlt den Charme einer kleinen, sehr feinen Landschule aus. Mit 37 Kindern im kommenden Schuljahr und etwa genauso vielen Kindergartenkindern bleibt die Kinderanzahl im Gebäude überschaubar.

Technisch ist man auf dem neuesten Stand, die Tafeln werden ein Smart-Display aufweisen, Laptops sind in „Klassenstärke“ vorhanden, um einzelne Unterrichtseinheiten auch PC-gestützt vornehmen zu können. „Zum Glück ist alles nahtlos vorangegangen und unser Amtsleiter hat zusammen mit dem Architekten den gesamten Bau punktgenau koordiniert“, erzählt die Bürgermeisterin und berichtet, dass man dank früh abgeschlossener Fixverträge auch gerade noch von coronabedingten Verteuerungen verschont geblieben ist.

Als absoluter Glücksfall erwies sich weit vor Baubeginn, dass 2019 das Nachbargrundstück zum Verkauf stand, „da haben wir natürlich sofort zugegriffen“. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass das Gebäude erdgeschoßig wie bisher bleiben konnte und im Ganzen barrierefrei zugänglich ist.

Zukunftsvision

Obwohl Klara Liszt, die selbst 50 Jahre in Wien lebte und unterrichtete, die Kleinheit der Schule schätzt, so hat sie doch die Vision, dass in ein paar Jahren, dank weiterem Zuzug die Schülerzahlen so weit wachsen könnten, dass alle vier Klassenräume als solche genutzt werden. Zunächst einmal wird dieser vierte Klassenraum im kommenden Schuljahr rein dem Hort überlassen. Ihr Credo: „Raum ist die Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Bildungssystem und Schule ist die Zukunftswerkstätte für (Weiter-)Bildung.“


Bürgermeisterin Klara Liszt
Bürgermeisterin Klara Liszt kennt die Pläne für den Zubau genau.

Bunte Möbel...
...wie in den bereits bestehenden Klassenzimmern sowie im Speisesaal – sorgen für eine fröhliche, unbeschwerte Atmosphäre.

Wir haben gebaut!

Insgesamt wurde darauf geachtet, vorwiegend regionale Firmen zu beauftragen.

Geplant wurde der Schulzubau vom Architekten Martin Schwartz, ausführender Bauherr war Schwartz Bau Oberwart. Für das Verputzen der Wände sorgte Innenausbau Schieder, die Decken stammen von Peinsipp Trockenausbau.

Die Spenglerarbeiten erledigte Spenglerei Niko Kunkic, die Fenster und Türen stammen vom Lagerhaus Unterwart. Die Wärmepumpe sowie die gesamte Haustechnik wurde von Hagenauer Haustechnik eingebaut, der Bodenbelag mit Linoleum kommt von Teppich Hoffmann, die Möbel liefert Mayr Schulmöbel.

Die Malerarbeiten wurden von der Malerei Marsch übernommen, den Außenzaun errichtete Pratscher Zauntechnik. Die Elektrik wurde von Elektrotechnik Szabo verlegt und die IT-Ausstattung stammt von Neuhold Datensysteme.


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