Reportage

Gemeinde, Natur, Fluss: Lafnitz

Die Gemeinde Lafnitz liegt am namensgebenden Fluss. Vielleicht erzeugt diese Nähe zur Natur das Gefühl für ökologische Themen, wie ein besonders ausgeklügeltes Mülltrennungssystem und ein umweltfreundliches Wasserkraftwerk bezeugen, von denen prima! bereits berichtet hat. Besonders beeindruckend an seiner Gemeinde findet Bürgermeister Andreas Hofer aber vor allem, dass es hier keinen Standesdünkel gibt. „Hier reden alle mit allen und alle sind gleich“, freut sich der Bürgermeister, der für sich selbst die Maxime hat, freundlich und offen auf jeden zuzugehen.

Foto: Olga Seus

Der Ortskern der oststeirischen Gemeinde Lafnitz.

 

Damals…

Die historischen Dokumente, die Lafnitz betreffen, waren früher – genauso wie die Ortschaft – der Gemeinde Eichberg zugeordnet und dementsprechend auf Schloss Aichberg gelagert. „In den letzten Kriegstagen sind leider bei einem Brand alle Aufzeichnungen verloren gegangen. Insofern ist Lafnitz ein bisschen die Gemeinde ohne Geschichte“, erzählt der Bürgermeister bedauernd. Sein Bestreben ist es, die Geschichte systematisch aufzuarbeiten, denn „zur Identifizierung mit dem eigenen Wohnort ist die dazugehörige Vergangenheit extrem wichtig.“ Eines der Geheimnisse, die den Ort umgeben, kann allerdings als gelöst angesehen werden: Fährt man von Lafnitz hinaus in die grüne weite Landschaft, kommt man zur Kirche St. Ilgen. Unweigerlich fragt man sich, was eine Kirche, noch dazu eine so große, allein und ohne angrenzende Siedlung auf einem Hügel im „Niemandsland“ zu suchen hat? Grabungen aus dem Jahr 1982 konnten diese Frage zumindest zum Teil beantworten: Es handelte sich anfangs gar nicht um eine Kirche, sondern um eine „Motte“, was sich vom französischen „Château de la motte“ ableitet, eine Burg auf einem Hügel, von der Bauart her typisch für das 11. und 12. Jahrhundert. Wo jetzt die Kirche steht, war früher eine Einturmburg als Verteidigungsburg gegen die einfallenden Ungarn. Durch Funde lässt sich folgern, dass es ab dem 13. Jahrhundert auch schon eine Kirche mit einem Friedhof gegeben haben muss. In der jetzigen Form existiert die Kirche jedoch erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts.

Ein weiteres historisches Gebäude, welches man mit Fotos und Bildern zuordnen konnte, war die frühere Mühle, die bis in die 1990er-Jahre zwar als Gebäude noch existiert hat, zuletzt allerdings als Weberei-Fabrik, die die Arbeiter nach Lafnitz zog.

Heute …

Das bereits begonnene Projekt zum Ausbau der Nachmittagsbetreuung wurde weiter ausgebaut. Lafnitz verfügt damit über eines der flexibelsten Modelle zur Kinderbetreuung in der Umgebung: Eltern können Woche für Woche angeben, ob und an welchen Tagen sie Betreuung benötigen und müssen auch nur die tatsächlich in Anspruch genommenen Betreuungszeiten bezahlen. Damit ist die Zahl der zu betreuenden Kinder rapide angewachsen. „Mir ist eine funktionierende Betreuung, die sich flexibel nach den Bedürfnissen der Eltern richtet, sehr wichtig. Das gehört für mich zur Strategie der Weiterentwicklung der Gemeinde zwingend dazu“, so der engagierte Bürgermeister. Auch in den Ferien wird zukünftig eine Betreuung bis 17 Uhr gewährleistet sein, dazu ist es ganzjährig möglich, die Kinder ab 6.45 Uhr in den Kindergarten zu bringen.
Insgesamt ist die Gemeinde infrastrukturell gut aufgestellt: Es gibt einen Arzt, einen Nahversorger, ein reges Vereinsleben mit vielen Sportvereinen, zwei eigene Jugendvereine bis hin zu Pensionistenverbänden, die gemeinsame Ausflüge organisieren und Ansprechpartner für die Belange des täglichen Lebens sind.

Darüber hinaus wurden 25 Laptops für die Volksschule angeschafft, eine Klimaanlage in der Nachmittagsbetreuung installiert, eine Lernsoftware für die Schule angeschafft. „Oft sind es die Kleinigkeiten, die eine funktionierende Gemeinde ausmachen“, weiß Hofer. Dass die Gemeinde gut funktioniert, erkennt man daran, dass sie sehr gefragt ist. Gerade wird darauf hingearbeitet, das Gewerbegebiet zu erweitern und neue Bauplätze für Wohnhäuser aufzuschließen, die dringend benötigt werden.

Morgen…

„Das Thema Wohnbau wird auch in Zukunft ein großes sein“, ist sich der Bürgermeister sicher. Dazu kommt der flächendeckende Anschluss ans Glasfaserinternet, der bereits im Gange ist.

Über den Winter soll die gesamte Straßenbeleuchtung im Gemeindegebiet auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt werden. Dabei wird darauf geachtet, dass die neue Beleuchtung einerseits punktuell auf den Boden ausgerichtet ist, also Streulicht vermeidet, und andererseits das Lampenlicht wenig Blauanteile enthält, die nachweislich schädlich für Organismen aller Art sind. So kann die Lichtverschmutzung, die längst als globales Problem erkannt worden ist, im Gemeindegebiet deutlich reduziert werden. Durch den künftig geringeren Stromverbrauch mit den sparsamen LEDs können die Umstellungskosten in absehbarer Zeit wieder eingespart werden.

2022 soll damit begonnen werden, die historisch gewachsene Hausnummernstruktur aufzulösen und Straßennamen einzuführen. Dazu sollen als Vorlage einerseits die wieder entdeckten historischen Gebäude und Persönlichkeiten dienen, andererseits soll die Bevölkerung mit eigenen Vorschlägen in den Prozess mit eingebunden werden.

Typisch für …

Wofür Lafnitz weit über seine Grenzen hinaus bekannt ist, ist der St. Ilgener Kirtag. Rund 20.000 Besucher kommen am ersten Juliwochenende traditionell zur Kirche St. Ägydius in der Haid, den meisten als St. Ilgen bekannt. Bierzeltatmosphäre vermischt sich mit romantischem Sternenhimmel, Fahrgeschäfte und bunte Zelte lassen eine einmalige Stimmung aufkommen. An Bedeutung gewonnen hat vor allem in den letzten eineinhalb Jahren, in denen pandemiebedingt an große Feiern leider nicht zu denken war, die natürliche Umgebung, mit der die Gemeinde aufwarten kann. „Die Lafnitzauen, die seit den 1980er-Jahren wieder für die Öffentlichkeit aufgeschlossen worden sind, haben im letzten Jahr ein Revival erlebt. Im Zuge der Coronakrise kann man von einer echten Rückbesinnung auf die Natur in ihrer Ruhe und Vielfalt sprechen.“


Bürgermeister Andreas Hofer.

Die Kirche von St. Ilgen.

Die Lafnitzauen laden zu Spaziergängen und zum Verweilen ein.

Die Gemeinde Lafnitz versprüht ländlichen Charme.

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