Reportage

In neuem Glanz

Wenn man innerhalb der Stadtmauer von Stadtschlaining flaniert, kommen einem unweigerlich mittelalterliche Melodien in den Sinn. Und man wäre auch nicht verwundert, wenn ein Trommler aus dem Burgtor schreitet, die neuesten Nachrichten lauthals verkündend. Denn in Stadtschlaining steht man plötzlich mit einem Fuß im Mittelalter. Und mit dem anderen in einer bunten, weltoffenen Moderne, ganz im Fokus von Friedenspolitik und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Kein Wunder also, dass die Jubiläumsausstellung zu „100 Jahre Burgenland“ hier vertreten sein wird und das Land auch aus diesem Grund die Friedensburg generalsaniert. Was auch die Stadtgemeinde zum Anlass genommen hat, den Stadtkern auf Hochglanz zu polieren. Denn Stillstand ist trotz der Zeitreise in die Vergangenheit keine Option. Ein Neustart mit mittelalterlichen Grüßen.

Foto: Eva Maria Kamper

Symbolische Aussagekraft: Die mittelalterliche Burg und daneben ein Baukran, der auf die rege Bautätigkeit und Modernisierung in Stadtschlaining hinweist.

 

Stadtschlaining, nähe Bad Tatzmannsdorf im Südburgenland, kennt man weniger von der Durchreise, sondern als konkretes Ziel. 2.009 Einwohner zählt die Gemeinde, die einige davon auch als Zweitwohnsitz genießen. Das bekannte Wahrzeichen ist die Friedensburg Schlaining, die – für eine Burg ungewöhnlich niedrig, doch damals strategisch gut durchdacht – inmitten der Stadtmauer von Stadtschlaining malerisch ruht und von einem tiefen Burggraben umgeben ist. Unweit davon verläuft der Tauchenbach. Das eigene Stadtwappen zeigt stilgerecht einen Ritter in Rüstung.
Der Stadtkern besteht aus dem Haupt- und Rochusplatz. Die Straßen und Gemäuer waren längst in die Jahre gekommen, lang stand eine Renovierung der öffentlichen Plätze im Raum. Heuer feiert das Burgenland seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich und die Friedensburg Schlaining spielt eine tragende Rolle in diesem Zeremoniell. Zu diesem Anlass wird nicht nur die Burg, sondern ganz Stadtschlaining generalsaniert, um im Sommer in neuem Glanz zu erstrahlen. Und dabei geht man besonders detailverliebt zur Sache.

Stein um Stein

Schon von Weitem hört man das Hämmern und Klopfen, wenn man sich der Baustellenabsperrung Richtung Rathaus nähert. Fleißige Arbeiter tummeln sich im Zentrum und verlegen Pflastersteine, händisch, einen nach dem anderen. In sorgsamer Zentimeterarbeit, mit Hilfe von Gummihammer und Wasserwaage, wächst die Straße vom Haupt- bis zum Rochusplatz und bildet ein harmonisches Steinmuster. „Natürlich wäre es schneller gewesen, die Straße zu asphaltieren“, sagt Werner Glösl vom Tourismusverein Zukunft Schlaining, „aber das wäre unserem schönen mittelalterlichen Ambiente nicht gerecht geworden.“

Denn auf diese Besonderheit, diese Einzigartigkeit, dieses Flair, das Stadtschlaining dank der historischen Friedensburg umgibt, ist die geeinte Stadtgemeinde stolz. Und eine gepflasterte Straße, wie anno dazumal, ist in der Tat natürlich unangefochten stilechter. „Wir agieren auch in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt, da strenge Vorgaben seitens des Denkmalschutzes innerhalb der Stadtmauer in Stadtschlaining bestehen. Die Auflagen für die Sanierung der bestehenden Straßen und Gebäude werden genauestens erfüllt, um alle Details entsprechend historisch zu bewahren“, so Glösl weiter. „Die Anrainer und die ganze Bevölkerung waren in die Planung der Sanierung eingebunden.“

Begegnungszone

Die Örtlichkeit rund um den Haupt- und Rochusplatz soll künftig eine Begegnungszone sein. Das bedeutet auch, dass das Durchfahrtverbot für Schwer-LKW ab 7,5 Tonnen nun nachhaltig bestehen bleibt und dieser Verkehr auf höherrangiges Straßennetz verlagert werden muss. Der Anrainerverkehr soll natürlich erlaubt bleiben. Eine Begegnungszone soll demnach für eine bunte Frequenz am Hauptplatz sorgen, die vor allem die Nahverversorger, wie Greißler, Pub, Café sowie das Hotel und die Friedensburg in Griffweite vereint.

Licht und Schatten

Aber nicht nur die Straße bekommt ein Facelift. Auch der historische Stadtbrunnen wird saniert und auf Hochglanz gebracht. Der Forderung nach mehr Bäumen und Grün wurde ebenfalls bestmöglich nachgekommen, ahornblättrige Platane und Kugelakazien dürfen künftig Schatten spenden. Neue Straßenbeleuchtungen im mittelalterlichen Laternen-Stil runden das Gesamtwerk im Zentrum optisch ab. Anfang Mai sollen die Umbauarbeiten vollendet sein – coronabedingte Verzögerungen natürlich vorbehalten.

Generalsanierung Friedensburg

Im Zuge der Feierlichkeit von „100 Jahre Burgenland“ richtet das Land die Jubiläumsausstellung auf der Friedensburg aus. „Die Eröffnung ist für 15. August 2021 geplant – unter Berücksichtigung aller virusbedingten Unvorhersehbarkeiten. Schon seit Monaten wird dafür emsig am Umbau der denkmalgeschützten Friedensburg gearbeitet – auch der Schlaininger Architekt Tomm Fichtner ist daran beteiligt. Barrierefreiheit, neue Technik, Restaurierung der Außenfassaden, Sanierung der Innenräume und aller Prunkräume, Installierung einer Heizung. All das und noch viel mehr wird unsere Friedensburg Schlaining in neuem Glanz erstrahlen lassen, ohne an historischer Substanz verloren zu haben. Zum Unterschied zu früher soll dann auch ein ganzjähriger Besuch möglich sein, bis jetzt waren die Innenräume nach den Wintermonaten einfach zu stark abgekühlt“, verrät Werner Glösl über die bevorstehende Wiederbelebung der Burg.

Burghotel

Pünktlich zum Jubiläumsjahr soll auch das neue Burghotel Schlaining unter der Leitung von Andreas Leitner (Reduce Bad Tatzmannsdorf) eröffnet werden. „Das Burghotel, das 100 Betten fassen wird, ist wichtiger Bestandteil des Tourismuskonzeptes, das mit Traumhochzeiten auf der Friedensburg, geschäftlichen Seminaren und Meetings oder kulturellen Events in einzigartiger Burgatmosphäre lockt. Oder schlichtweg als angrenzende Übernachtungsmöglichkeit für alle Touristen, die nach Stadtschlaining kommen. Ebenfalls ein neues gastronomisches Konzept gibt es am Rochusplatz vor der Burg. Stadtschlaining rüstet sich für einen großen Schwung an Besuchern, wir freuen uns riesig auf diesen frischen Wind“, schildert Bürgermeister Markus Szelinger die Details. Die Motivation ist spürbar groß, die Planungssicherheit hingegen klein.

Bunte Stadt zum Wohlfühlen

Doch Stadtschlaining ist nicht nur für Touristen ein Magnet. Auch der Zuzug von Jungfamilien und auch Menschen im Ruhestand wird spürbar immer größer. „Wir befinden uns in einer ländlich ruhigen Lage, aber trotzdem nicht so weit weg vom ‚Schuss‘. Auch Kindergarten und Volksschule sind vorhanden. Wir besitzen eine aktive Vereinskultur mit kreativem, sportlichem und musikalischem Angebot und gelebtem Zusammenhalt. Und dank der zahlreichen Veranstaltungen und Events auf der Friedensburg und ihrer Kooperationspartner ist in Stadtschlaining immer etwas los“, beschreibt Szelinger das gewisse Etwas dieses Wohnortes. „Ich habe schon erlebt, dass Menschen aus der Großstadt für kurze Zeit in Stadtschlaining Urlaub machen wollten und sich danach kurzerhand ein Haus hier gekauft haben. Denn dieses Flair, diese verwinkelte Gemütlichkeit, das findet man nur in Stadtschlaining.“ Die Stadtgemeinde Schlaining besteht aus den Orten Altschlaining, Drumling, Goberling, Neumarkt im Tauchental, Stadtschlaining und dem Weiler Schönau. Ein beschauliches Fleckchen Burgenland. Auf in die nächsten 100 Jahre!


Werner Glösl
Tourismusverband Zukunft Schlaining

An allen Ecken wird gebaut. Die Pflastersteine im Zentrum von Stadtschlaining werden händisch verlegt. Alles in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde.

An allen Ecken wird gebaut. Die Pflastersteine im Zentrum von Stadtschlaining werden händisch verlegt. Alles in Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde.

Bis Mai sollen die Bauarbeiten in Stadtschlaining abgeschlossen sein.

Die Friedensburg steht heuer im Zentrum der Jubiläumsfeier. Derzeit wird noch umgebaut.

Ein romantisch historisches Flair eingebettet in die südburgenländische Landschaft, macht Stadtschlaining zu etwas ganz Besonderem.

 

Bürgermeister Markus Szelinger …

… über Stadtschlaining

„Das Besondere an Stadtschlaining ist die Lebensqualität in unserer Gemeinde. Ich stamme gebürtig von hier ab und bin nach 15 Berufsjahren in Wien gerne wieder zurückgekehrt. Es tut sich immer etwas, kulturell und sozial. Man spürt generell einen starken Zuzug, auch von jungen Menschen und Familien, die gerne bei uns bleiben. Es ist ruhig, wir sind abseits der großen Verkehrsströme. Aber man ist dennoch in zehn Minuten in Oberwart und von dort auch schnell in den Großstädten. Wer das Landleben zu schätzen weiß, schätzt es hier besonders.“

… über die Burg

„Die Friedensburg Schlaining ist nicht nur für die Touristen ein Magnet. Auch die Bevölkerung hat einen besonderen Bezug zur Burg und fühlt sich zu ihr hingezogen. Wir sind besonders dankbar, dass das Land diese Investition tätigt, um die Burg wieder herauszuputzen und weiterhin aktiv zu beleben. Davon profitiert nicht nur die Wirtschaft, sondern wir alle. Und wir möchten auch unseren Teil dazu beitragen, indem wir dem Rochus- und Hauptplatz zu neuem Glanz verhelfen.“

… über die nächsten 100 Jahre

„Die Stadtgemeinde soll sich stets weiterentwickeln. Ich wünsche den nächsten Generationen, dass sie sich wohlfühlen und weiterhin so gerne hier wohnen.“

.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von anchor.fm zu laden.

Inhalt laden

 

 


Weltweiter Botschafter: Das Friedensinstitut ASPR auf Burg Schlaining.
Das Friedensinstitut ASPR (Austrian Study Centre for Peace and Conflict Resolution) wurde 1982 vom burgenländischen Landesrat Gerald Mader in Stadtschlaining gegründet und hat seinen Sitz auf Burg Schlaining. Es gilt als renommiertes Forschungsinstitut im Bereich der Friedensforschung und der Förderung von friedlichen Konfliktlösungen.
Die internationale Sommerakademie mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops mit friedenspolitischem Hauptthema lockt jährlich zahlreiche Studierende an. Bereits 1995 erhielt das ASPR gemeinsam mit dem Europäischen Universitätszentrum für Friedensstudien (EPU) den UNESCO-Preis für Friedenserziehung.
Die Friedensbibliothek mit ihren 31.000 Büchern und 150 Zeitschriftenreihen befand sich 31 Jahre lang in der Synagoge. Der Bibliotheksbetrieb ist derzeit online aufrecht – wo die Bibliothek zukünftig untergebracht wird, ist noch unklar.

Heimatland Erde
Mit der neuen Kampagne „Heimatland Erde“ möchte das ASPR einen Beitrag zur Stärkung eines planetaren Bewusstseins leisten. „Mit der Globalisierung ist eine irdische Schicksalsgemeinschaft entstanden, welche durch die globale Polykrise sichtbar wird: Klimawandel, Artensterben, nationalistisch motivierte Kriege oder die Pandemie. All dies sind Probleme, welche nur gemeinsam bewältigt werden können – Grundlage dafür ist die Entwicklung eines Bewusstseins für eben diese Verbindung und gelebte Solidarität: Durch umsichtiges und entschlossenes Handeln können drohende Katastrophen abgewendet und eine neue Qualität des menschlichen Lebens erreicht werden“, schildert Elke Marksteiner vom ASPR die bewusstseinsbildende Kampagne.

 

 

Geschichtliches zur Burg Schlaining

Die Burg Schlaining wurde 1271 erstmals urkundlich erwähnt. Geschichtsträchtiger Burgherr war der steirische Ritter Andreas Baumkircher (1420-1471). Der gebürtige Slowene und späterer Freiherr von Schlaining galt als „schillernde Gestalt“ des Mittelalters. Im Jahre 1446 schenkte Kaiser Friedrich III. Andreas Baumkircher die Burg Schlaining, die daraufhin weiter ausgebaut wurde.

Zur fürstlichen Entlohnung nach großen Diensten als Söldnerführer durfte Baumkircher neben seiner Burg Schlaining eine Stadt gründen (1452). Doch die Freundschaft zum Kaiser fand während der „Baumkircher Fehde“ (1469 – 1471) ein Ende. Und die Auflehnung gegen den Kaiser hatte zur damaligen Zeit einen hohen Preis. Der Ritter begab sich 1471 zu einer Aussprache nach Graz und fand durch eine hinterhältige Enthauptung den Tod. 

Nach der Hinrichtung wurde der Besitz an die Adelsfamilie Batthyány übergeben, diese Epoche endete 1849 ebenfalls mit einer Hinrichtung. Es folgten weitere Besitzwechsel auf ungarischer Seite. 1957 erwarb der ehemalige österreichische Bundesminister Udo Illig die Burg Schlaining. Seit 1980 gehört sie dem Land Burgenland. 

 

 

Historischer Schatz: Baustellen-Zeitkapsel des „Burghotel Schlaining“

Am 15. April 2021 wurde die „Baustellen-Zeitkapsel“ auf der Baustelle des BURGHOTEL SCHLAINING ausgegraben.
Walter Hofer (am Bild 1 rechts mit Marcel Pomper) war 1983 Gemeinderat in Schlaining und am Aufbau des österreichischen Friedensinstitutes beteiligt. Im Rahmen dieses Vorhabens entwickelte sich der Bedarf für die Unterbringung der Gäste des Friedens-Institutes. Als idealen Standort für das benötigte Hotel erwies sich der Giczy-Hof, ein alter Vierkanthof mitten in Schlaining. Schon zu Baubeginn des damaligen Hotels stand fest, dass dieses Projekt mittels einer Urkunde dokumentiert werden sollte. Das Dokument wurde daher anlässlich der Sanierungs- und Umbauarbeiten des Giczy-Hofes am 29. Juni 1986 in einer Wand eingemauert (Bild 2). Jetzt, fast 40 Jahre später, erinnerte Walter Hofer an das Bestehen dieser Chronik und im Zuge des aktuellen Umbaus wurde das Jahrzehnte alte Dokument als stiller Zeuge des damaligen Bauvorhabens nun geborgen (Bild 3 links Marcel Pomper, rechts Mag. Andreas Leitner). Aus der der Urkunde gehen zahlreiche interessante Informationen hervor. Unterzeichnet wurde die Urkunde vom damaligen Bürgermeister von Stadtschlaining Viktor Binder, Dr. Heinrich Übleis (BM für Bauten und Technik) sowie Dr. Gerald Mader (Gründer und Präsident des ÖSFK).

Fotos in der Reihenfolge: Urkunde, Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4, Bild 5

Die Urkunde wurde von REDUCE – Geschäftsführer Mag. Andreas Leitner und dem Hoteldirektor des BURGHOTEL SCHLAINING Marcel Pomper “geborgen“ (Bild 4). Das über 35 Jahre alte Schriftstück wird nun restauriert und gemeinsamen mit aktuellen Plänen erneut im Rahmen der aktuellen Umbauarbeiten eingegraben bzw. eingemauert (Bild 5).

Bild 1: Hoteldirektor Marcel Pomper (links) mit Walter Hofer (rechts) auf der Baustelle des BURGHOTEL SCHLAINING

Bild 2: Baustelle BURGHOTEL SCHLAINING, Ort an dem die Kapsel eingemauert war

Bild 3: Hoteldirektor Marcel Pomper (links) mit REDUCE Geschäftsführer Mag. Andreas Leitner (rechts) auf der Baustelle des BURGHOTEL SCHLAINING

Bild 4: Hoteldirektor Marcel Pomper (links) mit REDUCE Geschäftsführer Mag. Andreas Leitner (rechts) im Freien der Baustelle des BURGHOTEL SCHLAINING beim Öffnen der Baustellenkapsel

Bild 5: Präsentation der Urkunde im Freien der Baustelle durch Hoteldirektor Marcel Pomper (links) und REDUCE Geschäftsführer Mag. Andreas Leitner (rechts)

 

Quelle: Text und Fotos: ©BURGHOTEL SCHLAINING Konferenzhotel Schlaining GmbH

 

 

EVENTTIPP: Bluesfestival BLUES & MORE Schlaining

30. und 31. JULI  2021, BURG SCHLAINING

www.bluesfestival.at


Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Antworten

  1. Ein wunderschöner, informativer Bericht über die Stadt die sich für die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Burgenland“ herausputzt um sich den Gästen von der schönsten Seite zu präsentieren. Gratuliere Eva & Nicole