Reportage

Ökologische Vorzeigegemeinde

Lafnitz liegt, wie der Name vermuten lässt, direkt am gleichnamigen Fluss. Es besteht aus den drei Katastralgemeinden Lafnitz, Wagendorf und Oberlungitz. Diese wurden 1969 bei der Gemeindezusammenlegung vereint. Doch bis heute sind alle drei Katastralgemeinden recht selbstständig. Verbindendes Element bleibt der Fluss, der schon das Wappen bestimmt und insgesamt für das Selbstbild der Gesamtgemeinde eine große Rolle spielt.

Foto: Andreas Hofer

Die Kirche St. Ilgen.

 

Kaum jemand weiß allerdings, dass es in Lafnitz ein Kleinwasserkraftwerk gibt, das nicht nur das Gemeindeamt und den angrenzenden Supermarkt mit Strom versorgt, sondern auch noch die komplette Straßenbeleuchtung der Katastralgemeinde Lafnitz. Die Bauart ist eine sogenannte Wasserkraftschnecke, also eine Wendel in Schraubenform, durch die das Wasser beim Abwärtsfließen geleitet wird und dadurch einen Generator in Gang bringt. „Wir sagen immer: im Ort erzeugt, im Ort verbraucht“, so Christian Notter, der zusammen mit Hans-Peter Feichtinger das Kraftwerk seit 2014 als GmbH betreibt. Damit der umweltfreundliche Strom nicht auf Kosten der Fische geht, wurde von Anfang an ein Fischaufstieg mit errichtet.

Mülltrennung mit Mehrwert

Doch das ist nicht das einzige ökologische Vorzeigeprojekt der Gemeinde. Mindestens ebenso erwähnenswert ist das Altstoffsammelzentrum, dem eine Vorreiterrolle in puncto Mülltrennung zukommt. Allein das Plastik wird hier sechsfach getrennt, Zeitungen in drei verschiedene Fraktionen aufgeteilt etc. Das in den 80er-Jahren entwickelte System, das sich übrigens nach wie vor großer Beliebtheit seitens der Bevölkerung erfreut und von allen mitgetragen wird, ist bundeslandübergreifend mit der burgenländischen Gemeinde Neustift an der Lafnitz zusammen konzipiert. Der getrennte Müll wird als Wertstoff verkauft, der Erlös ist so hoch, dass alle Gemeindemitarbeiter davon bezahlt werden können.

Wechselhafte Geschichte

Heute ist Lafnitz ein beschaulicher Ort, doch durch die Lage am Fluss hat die Gemeinde eine ebensowenig geradlinig verlaufende Geschichte wie die Lafnitz selbst. Ungarn, Türken, Kuruzzen und sogar die napoleonischen Truppen fielen nacheinander über das Land her, im Ersten Weltkrieg gab es beim Anschluss des Burgenlandes Grenzstreitigkeiten und Schusswechsel über den Fluss hinweg.

Erholung im Natura 2000-Gebiet

Ein im heurigen Jahr fertig gestellter neun Kilometer langer Weg, der Teil des Historischen Wanderweges Wechselland ist, erläutert auf Schautafeln für Interessierte die historischen Ereignisse. Nachwandern lohnt sich auf jeden Fall, zumal die Natur rund um Lafnitz ein Natura 2000-Gebiet ist, das darüber hinaus auf der sogenannten Paradiesroute auch für Radfahrer etliches zu bieten hat. „Die Sandbänke am Fluß sind ein Ort für Jugendliche und junge Erwachsene, Familien hingegen gehen eher in unser überschaubares Familienbad“, so der Bürgermeister.

Ein Kirtag mit Tradition

Ebenfalls eine lange Geschichte hat der Ilgener Kirtag, der heuer coronabedingt zum ersten Mal seit 360 Jahren ausfallen musste. Normalerweise finden sich am 1. Juliwochenende 16.000 – 22.000 Besucher rund um die Kirche St. Ägydius in der Haid ein, die auch St. Ilgen genannt wird. Die Geschichte der heute denkmalgeschützten Kirche geht bis ins Jahr 1544 zurück. Wie die Gemeinde, so hat auch sie ein Auf und Ab erfahren, wurde zwischenzeitig entweiht und teilweise abgetragen. Die heutige Ausstattung ist nachträglich und stammt aus dem Jahr 1719.

Doch nicht nur die Kirche, auch das Gemeindezentrum ist ein Ort der Zusammenkunft. In Lafnitz selbst gibt es zwar noch Gastronomie, in den anderen beiden Katastralgemeinden finden Treffen jedoch nur in Vereinshäusern oder eben im Gemeindezentrum statt. Im 2006 eröffneten Gebäude findet sich ein voll ausgestatteter Saal nebst Bar und Küche, die für Veranstaltungen mit mehreren 100 Personen ausgelegt sind. „Wir haben hier viele Hochzeiten, aber auch kulturelle Veranstaltungen, zumal wir den Raum auch mit Catering vermieten können“, so Bürgermeister Andreas Hofer.

Bürgermeister Andreas Hofer selbst ist ganz frisch im Amt, hat aber einen gemeindeinternen Rekord erzielt: Er ist seit 30 Jahren der erste im Gemeinderat einstimmig gewählte Bürgermeister. Sein Augenmerk liegt auf den „sozialen Dienstleistungen an der Bevölkerung“, sprich durch Erschließung neuer Bauplätze soll Wohnraum für Jungfamilien geschaffen werden. Durch große Betriebe wie Licht Loidl gibt es Arbeitsplätze vor Ort. „Lafnitz ist ein Ort zum Arbeiten und Leben – und alles was rundherum dazugehört.“


Die Sandbänke der Lafnitz.

Im Abfallzentrum wird in Lafnitz penibelst aussortiert.

Das Familienbad Lafnitz erfreut sich großer Beliebtheit.

Andreas Hofer ist seit Juli 2020 Bürgermeister von Lafnitz

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