Reportage

Parallelwelt Wilder Westen

Viele unserer Kindheitserinnerungen sind geprägt vom abenteuerlichen „Cowboy und Indianer“ spielen. Eine österreichweit einzigartige Location in Großpetersdorf vereint ein buntes Unterhaltungsangebot mit dem Flair des Wilden Westens.

Foto: Eva Maria Kamper

Geschäftsführer und Lucky Town „Sheriff“ Sascha Wurglits ist seit 25 Jahren mit Leib und Seele der Hüter der Ordnung in der südburgenländischen Westernstadt. Das Cowboy-Flair ist ein Besuchermagnet für eine immer größer werdende Publikumsschar.

 

Immer montags öffnet „Lucky Town“ im Sommer seine Tore und zieht die Gäste seit 25 Jahren magisch an. Und es scheint, als ob in Zeiten wie diesen das Eintauchen in eine ganz andere Welt ein besonderes Erfolgsgeheimnis wäre. Denn quer durch alle Altersgruppen erlebt die „Lucky Town“ einen ganz neuen Aufwind. prima! auf Besuch in der südburgenländischen Westernstadt, kurz vor der großen Saisoneröffnung.

Die letzten Dielenbretter, die jährlich witterungsbedingt ausgetauscht werden müssen, sind bereits vernagelt. Geschäftsführer und „Sheriff“ Sascha Wurglits macht sich bereit für den finalen Endspurt, damit die „Lucky Town“ am 28. Mai auf Hochglanz erstrahlt. „400 m2 Bretter im Freibereich wurden erneuert, sämtliches Inventar gewartet. Heuer haben wir besonders viel investiert. Jetzt wird noch für den Feinschliff geputzt und zu guter Letzt 150 Heurigentische aufgestellt“, lacht Sascha Wurglits und lässt seinen Blick einmal ringsum durch die noch menschenleere Westernstadt schweifen. Die Vorfreude, dass die Saison nun wieder beginnt, die ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Viel Liebe zum Detail

Denn bald wird hier ganz viel Leben einkehren. Das Unterhaltungsprogramm ist so bunt wie die Stadt selber, die mit ganz viel Liebe zum Detail eine typische Stadt des Wilden Westens optisch darstellen soll. Essen und Trinken in Saloon und Bars, neben dem Büro des Sheriffs mit obligatorischem Gefängnis. Dazu Country-Musik, Lagerfeuer, Linedance, Bogenschießen, Bullriding, Hüpfburg, Schminkstationen, einen Western Store für Fan-Artikel, und und und. Es wird wohl mehrere sommerliche Montage benötigen, bis man als neuer Gast die „Lucky Town“ tatsächlich ganzheitlich kennengelernt hat. Und die Gäste kommen regelmäßig und scharenweise aus der Region, den angrenzenden Bundesländern und gerne auch von weiter her. „Besonders zur Eröffnung locken wir viele ‚waschechte‘ Cowboys und -girls an, zum Beispiel von Oberösterreich oder Deutschland, die diesen Lebensstil ganzjährig leben und hier die perfekte Location vorfinden“, schildert Sascha Wurglits das Highlight zum Saisonstart, bei dem mit Fahnen und Trompeten der Einzug in die Westernstadt gefeiert wird.

Familienprojekt

Begonnen hat alles 1997, als die Großpetersdorfer Gastronomenfamilie Wurglits eine ihrer innovativen Ideen hatte, um wieder etwas Neues auszuprobieren. „Montags hatte das Wirtshaus immer Ruhetag. Da kam die Lust auf einen offiziellen Grillabend und eine Erlebnisgastronomie beziehungsweise irgendwas mit Western, da die Familie einen leidenschaftlichen Bezug zu Amerika pflegt“, erzählt Sascha Wurglits, Wirt der dritten Generation. Den geeigneten Platz fand man beim alten Bahnhof in Großpetersdorf. „Mein Vater hatte als gelernter Tischler die Begabung, alles selbst aus Holz zu gestalten. Aber anfangs trauten wir uns gar nicht zuzugeben, dass wir hier eine ‚Westernstadt’ bauen, neugierigen Anrainern sagten wir augenzwinkernd, wir bauen einen Taubelkobel“, kann Sascha Wurglits herzlich über diese Erinnerung lachen. Die rustikal gemütliche Location im Stil des Wilden Westens war aber schlagartig ein gastronomischer Erfolg. „Da haben wir uns selbst übertroffen“, spricht Sascha Wurglits seiner Familie große Dankbarkeit aus. Schon im Jahr 2000 musste die Westernstadt umsiedeln, da sie aus allen Nähten platzte und aufgrund der hohen Frequentierung schon für Anrainerbeschwerden sorgte.


„In all den Jahren war nicht eine einzige Rauferei.
Es herrscht eine Art Urlaubsstimmung.„


Wirtschaftsfaktor

Heuer geht die Lucky Town in die 26. Saison und ist als großer Wirtschaftsfaktor in der Region nicht mehr wegzudenken. Fast 50 Personen haben in einem der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder einen Arbeitsplatz, um die 2000 Gäste zu versorgen. Für die Kulinarik werden Produkte wie Kartoffeln, Gebäck, Würschteln, Getränke und Co. ausschließlich aus der Region bezogen. Jeden Montag werden 300 Kilo Spare Ribs verspeist. Für die Instandhaltung der Westernstadt sind zahlreiche regionale Firmen involviert. Fast 60 Unterhaltungsmusikgruppen stehen jede Saison auf der Liste, die ihren Auftritt in der „Lucky Town“ absolvieren möchten. Namhafte Austropopgrößen wie Wolfgang Ambros oder Opus waren schon zu Gast. Schlagerlieblinge wie Chris Roberts, „Die Draufgänger“ oder „Die Lauser“ sorgen für ein volles Haus. Die Tanzgruppe des „Linedance“ hat einen ganz neuen Tanz-Hype in der Region erschaffen. Auch Hochzeiten im stilechten Reifrock werden in der Westernstadt abgehalten. Taxiunternehmer*innen haben bis in die frühen Morgenstunden einige Kilometer zu bewältigen, um die Westernfreunde sicher nach Hause zu bringen.

Aufwärtstrend

Bereits in der letzten Saison hat sich abgezeichnet, dass die „Lucky Town“ selbst nach all den Jahren nichts an Beliebtheit verloren hat. Im Gegenteil, sie scheint sich nochmal im Aufwind zu befinden. „In allen Altersgruppen erleben wir einen Zuwachs. 2019 musste ich zum ersten Mal Security-Personal anstellen, damit die Obergrenze von 2.000 Gästen kontrolliert und eingehalten wird“, sagt der Westernstadt-Sheriff Sascha Wurglits. Denn Sicherheit ist natürlich oberstes Gebot. „Obwohl noch nie etwas passiert ist, nicht einmal eine Rauferei in all den Jahren“, schmunzelt er, wobei er natürlich alle schauspielerischen Darbietungen von Banküberfall bis Verfolgungsjagden zu Unterhaltungszwecken ausschließen muss. In dieser Parallelwelt, à la „Wilder Westen“, ticken die Menschen doch ein bisschen anders. „Es herrscht eine Art Urlaubsstimmung“, freut sich Sascha Wurglits über dieses beispiellose Flair mit dem Credo: „Cowboyhut an, Welt aus!“ Wenn es nur immer so leicht wäre, um sich mit ganz einfachen Mitteln ein bisschen Ablenkung vom Alltag zu ermöglichen und sich in die Kindheitsfantasie zurückversetzen zu lassen. Denn wer erwachsen wird, ist selber schuld.


Lucky Town
Mit viel Liebe zum Detail ist das Lucky Town einer richtigen Kleinstadt des Wilden Westens nachempfunden.


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