Reportage

Spuren im Schnee

Ein Schritt, dann der nächste. Die Füße nicht heben, nur schlurfend vorwärtsziehen, das spart Kraft. Die Anstrengung des langen Aufstiegs ist zu spüren, scheinbar in jedem Muskel, die eisige Kälte lässt den Atem zu kleinen grauweißen Wölkchen werden. Doch nichts wiegt das Gefühl auf, das man hat, wenn sich vor einem die schneebedeckten Berge auftürmen, hinter dem einen Hang der nächste schon einladend hervorblitzt, die Sonne das kalte Gesicht wärmt und der Blick weg von den eigenen Füßen in die weiße Weite geht. Skitourengeher Egbert Pfleger aus Grafendorf über einen Sport mit extremen Naturerlebnissen.

Foto: Egbert Pfleger

Wenn man dann am Umkehrpunkt steht, der nicht zwangsweise der Gipfel sein muss, vor sich eine schneebedeckte Fläche, die weiß glitzernd einlädt und gleichzeitig noch so schön unberührt ist, dass man die Abfahrt noch ein wenig hinauszögern möchte, um den Anblick und die Vorfreude noch ein bißchen genießen zu können. Wenn man dann mit den Skiern in das unberührte Weiß eintaucht, die Bögen sich wie von selbst fahren oder der Tiefschnee hinter einem watteweiße Wölkchen aufwehen lässt, sind Anstrengung und Mühe ohnehin vergessen. „Aber natürlich gibt es da auch noch andere Tage, an denen die Abfahrt einfach nur das Abbauen von Höhenmetern ist. Doch das macht den besonderen Reiz aus: Keine Tour gleicht der anderen, und sei es auch der gleiche Berg, sogar die gleiche Route, jedes Mal ist das Wetter, der Schnee, sind die ganzen Bedingungen anders“, so Egbert Pfleger, passionierter Skitourengeher und 1. Vorsitzender des Alpenvereins, Sektion Hartberg.

Nie allein am Berg

An die 30-40 Skitouren geht er jede Saison, und das seit 35 Jahren. Doch nie allein. Seine Frau und oft auch Freunde sind immer mit dabei. „Man sollte nie allein losgehen“, weiß er zu berichten. Denn für ihn zählt eine Skitour nur dann als solche, wenn sie abseits von jeglichen Skipisten, auf nicht präpariertem Gelände stattfindet, wo man sich seinen Weg noch selbst suchen muss. Dafür muss man sich jedoch ausreichend vorbereiten: eine Tourenplanung machen, die Schwierigkeit der Tour mit dem Können der Teilnehmer, Gehzeit und Wetterverhältnisse mit berücksichtigen und notfalls auch rechtzeitig umdrehen können. „Für uns ist der Gipfel nicht unbedingt das Entscheidende, einfach draußen in und mit der Natur zu sein – darum geht es. Um dieses Gefühl, wenn vor dir ein unberührter verschneiter Hang ist, in dem du deine Spuren hinterlässt.“

Seit 35 Jahren organisiert Egbert Pfleger Skitouren. Auch für ihn ist jede einzelne immer wieder ein unglaublich intensives Naturerlebnis:


 

Der Grafendorfer Egbert Pfleger ist hauptberuflich Gesellschafter einer Ziviltechnik-Firma. Er ist auch 1. Vorsitzender der Hartberger Alpenvereinssektion, und Obmann des Vereins „Puiva“-Skitourenfreunde, der jedes Jahr den Skitouren-Themenabend „Der weiße Rausch“ im Maxoom/Ökopark Hartberg veranstaltet, dazu Sicherheits- und Fahrtrainings für Skitourengeher organisiert.

Was man beim Skitourengehen unbedingt beachten muss

Wenn man noch keine Skitouren gegangen ist, reicht es nicht, sich passende Skier, Schuhe, Felle und Stöcke zu besorgen. „Ohne Sicherheitsausrüstung sollte niemand losgehen“, rät Pfleger und erklärt, was damit gemeint ist: Ein LVS-ein Lawinenverschüttetensuchgerät, eine Sonde, zur genauen Ortung, wo und wie tief die verschüttete Person genau liegt und eine Schaufel. Und zwar für jeden Teilnehmer einer Tour. Denn falls etwas passiert, hilft es wenig, dass man als Gruppe eine Sonde dabei hat, wenn diese beim Verschütteten unterm Schnee liegt. Dazu sollte im Tourenrucksack unbedingt ein Erste–Hilfe-Packerl sein, etwas zu trinken, eine kleine Jause, warme Kleidung und ein kleines Reparaturset mit Kabelbindern, Tape, einem kurzen Stück Draht und einem kleinen Werkzeugmesser. Als zusätzliche Sicherheitsausrüstung ist ein Lawinen-Airbagrucksack zu empfehlen. Allein sollte niemand losgehen. „Am Anfang wäre es ratsam, einen Skitourenkurs zu besuchen, wo man nicht nur zur Aufstiegs- und Fahrtechnik Etliches erfährt, sondern darüber hinaus auch zur Tourenplanung wie Wetterbericht, Lawinenlage, Hanglage etc. Für die erste Skitour kann man sich natürlich auch erfahrenen Tourengehern anschließen“, so Pfleger.


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