Nicole MÜHL / 26. September 2024
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Wie viel Freude Andreas Roth beim Wettkampf hatte, ist auf jedem Bild ersichtlich. „Ich konnte nicht aufhören zu grinsen“, sagt er.
Die Challenge Roth in Deutschland gilt als der weltweit größte Langdistanz-Triathlon, der die Athletinnen und Athleten physisch und mental an ihre Grenzen bringt. Fotos, die entlang der Strecke aufgenommen werden, halten fest, von welchem Gefühl Andreas Roth während des gesamten Wettkampfs getragen wird: Er kann nicht aufhören zu grinsen. „Ich war einfach nur glücklich, das erleben zu dürfen“, sagt er Wochen später.
3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen durch den Landkreis Roth in Deutschland – das hat der Oberwarter Andreas Roth an diesem 7. Juli 2024 hinter sich, als er um kurz vor 19 Uhr auf die Uhr blickt. Wenn er später davon erzählt, ändert sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. „Es ist einfach unbeschreiblich, wie du dort mitgerissen wirst“, betont er lächelnd und hebt seinen Arm mit dem hochgekrempelten Hemdsärmel. „Schau, ich bekomm heute noch Gänsehaut.“
Dabei sei er nie besonders sportlich gewesen, behauptet er von sich selbst. „Ab und an mal laufen gehen, ja, aber nie regelmäßig“, blickt er zurück. Dann kam Corona und für die Steuerberatungskanzleien galt diese Zeit wohl als eine der arbeitsintensivsten in ihrer Geschichte. Das Laufen sei plötzlich ein Ausgleich geworden, um den Kopf frei zu bekommen. „Ich hab damals ein paar Kilo mehr auf der Waage gehabt und bin das eher locker angegangen, aber mehr und mehr kam die Freude am Sport“, erzählt er. Zwei Jahre später, also 2022, lief er den ersten Marathon. Zu seinem 40sten Geburtstag im Vorjahr wünschte er sich von seiner Frau ein besonderes Zeit-Geschenk. „Ich wollte unbedingt einen Langdistanz-Triathlon, also einen Ironman, machen. Dass es die Challenge Roth in Deutschland wird, war für ihn eine unglaubliche Chance. Nicht nur wegen der Namensgleichheit, sondern auch, weil es die weltweit größte Triathlon-Veranstaltung ist“, erklärt er.
Dabei ist bereits die Anmeldung ein Wettkampf. Innerhalb weniger Minuten sind die begehrten Teilnahmeplätze vergeben. Aber am 3. Juli 2023 schaffte es Andreas Roth unter 3.500 Einzelstarterinnen und Einzelstartern und 650 Staffelteams einen Platz an der Startlinie zu bekommen. „Die Freude darüber war enorm“, erinnert er sich. Aber gleichzeitig wusste er, dass er das Training nun auf eine professionelle Basis stellen musste. „Also hab ich ein Jahr lang mit einem Coach trainiert, um körperlich und mental in Bestform zu kommen“, erklärt der Steuerberater. 135 Kilometer absolvierte er in diesem Jahr im Wasser, 5.200 Kilometer legte er auf dem Fahrrad zurück und 1.470 Kilometer laufend. In der Endphase des Trainings, also direkt vor dem Triathlon in Roth, lag sein Wochentrainingspensum bei 16 Stunden – neben Arbeit, Familie und Freunden. „Der Tag beginnt da eben schon vor fünf Uhr morgens“, verrät er. Besonders intensiv sei es am Wochenende gewesen. „Aber wenn du dann mit deiner Familie beim Frühstück sitzt, bist du einfach nur glücklich, weil du schon etwas Tolles geleistet hast und voller Energie bist“, sagt er.
Die Sache mit dem inneren Schweinehund
Aufgeben war nie eine Option. Auch nicht während des Wettkampfs. „Ich war so gut vorbereitet, dass ich wirklich die ganze Zeit hindurch voll dabei war“, sagt er. Den Zieleinlauf im Stadion in Roth werde er nie vergessen. „Das war für mich besonders emotional, weil ich nach über zwölfeinhalb Stunden die Ziellinie mit meinen Kindern überquerte. Dazu die unglaublich positive und mitreißende Stimmung der Menschen – das vergisst du nie mehr im Leben“, betont er. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Inzwischen hat Andreas Roth drei Mal beim Austria Triathlon Podersdorf mitgemacht und gehört somit zum ‚Höllenclub‘ mit Status Bronze. Im kommenden Jahr wird er den Triathlon in Jesolo bereits zum zweiten Mal absolvieren. Wie er den inneren Schweinehund überwindet, verrät er dann auch noch. „Es ist ganz einfach: Wenn du dir etwas vornimmst, tu es einfach. Denk nicht darüber nach, sondern mach es so regelmäßig und selbstverständlich wie das Zähneputzen. Das Geheimnis liegt einfach in der Routine und der Regelmäßigkeit. So wie ich morgens aufstehe und meine Zähne putze, stehe ich nun auf, putze meine Zähne und gehe laufen. Mach Sport zu einer Gewohnheit und er wird Teil deines Lebens.“
180 Kilometer hat Andreas Roth beim Langdistanz-Triathlon in Roth mit dem Fahrrad zurückgelegt. Auf eine Lieblingsdisziplin kann sich der Steuerberater nicht festlegen. Er liebt alle drei Sportarten.
Die Ziellinie der Challenge Roth überquerte der Oberwarter Steuerberater Andreas Roth nach über zwölf Stunden mit seinen beiden Kindern: „Es war mit dem Organisationsteam abgesprochen, dass Rafael und Sofia bei den letzten Metern vor dem Ziel dazustoßen und wir die Ziellinie gemeinsam überqueren.“
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