Nicole MATSCH / 28. November 2024
© Nicole Matsch
(v. li.) Heidi Klug, Andrea Roschek und Andrea Semper von der Pannonischen Tafel
freuen sich auf das nächste Repair Café am 7. Dezember.
Werkstatt im Wohnzimmer
Bunt, gemütlich, einladend ist das „Wohnzimmer“ der Pannonischen Tafel in der Wienerstraße 1. Es duftet dezent nach Räucherstäbchen. Einige Gäste holen sich Kaffee und Kuchen vom Buffet, andere unterhalten sich angeregt. In der hinteren Ecke steht ein zur Werkbank umfunktionierter Tisch – das Zentrum des Geschehens beim ersten Repair Café. Hier bekommen die mitgebrachten kaputten Geräte eine zweite Chance.
Die Idee zum Reparatur-Café hatte PanTa-Gründerin Andrea Roschek – mitgetragen von „Ladenhüterin“ Andrea Semper, wie sich die Oberwarter Standortleiterin augenzwinkernd selbst bezeichnet – schon länger. Sie entstand aus der Grundhaltung der Pannonischen Tafel, die nicht nur Lebensmittel und Sachspenden kostengünstig an Menschen mit geringem Einkommen weitergibt, sondern sich vor allem auch der ökologischen Nachhaltigkeit verpflichtet sieht.Unter fachkundiger Anleitung von Reparatur-„Guru“ Michel Heftrich initiierte Semper schließlich das erste Repair Café, das dank eines Missverständnisses gleich zweimal stattfand. Zunächst war versehentlich der falsche Termin – der Vortag – veröffentlicht worden. Doch das erwies sich als Glücksfall. „Die Handwerker waren ohnehin schon da, um alles vorzubereiten, und so wurden die Geräte der verfrühten Gäste spontan repariert“, freut sich Semper über die ungeplante Vorpremiere.
Reparieren statt neu kaufen
Michel Heftrich, drei weitere handwerkliche Allrounder und eine Schneiderin machten kaputte Kleidung und Geräte wie Hosenträger, Mixer, Ventilator und Bohrmaschine wieder flott. Besonders knifflig war die Reparatur einer Motorsense, und selbst das ungewöhnlichste Objekt, eine alte Discokugel, wurde wieder zum Leben erweckt. „Die Freude über die Wiederherstellung von Lieblingsstücken, wie einer seit 15 Jahren defekten Jugendstil-Lampe, war groß”, sagt Heidi Klug, Projektmanagerin der PanTa und betont, dass das alles ohne die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht möglich gewesen wäre.
Roschek kritisiert indes die gängige Praxis vieler Hersteller, ihre Produkte mit Sollbruchstellen zu versehen: „Man hat eh immer weniger im Geldbörsel, und das betrifft längst auch die Mittelschicht. Wer hat da noch den Nerv, ständig eine neue Waschmaschine zu kaufen? Ganz abgesehen davon, was das für die Umwelt bedeutet.“
Das Repair Café soll künftig alle zwei Monate, jeweils am ersten Samstag, stattfinden, das nächste Mal am 7. Dezember. Die Reparatur ist kostenlos, Spenden sind jedoch willkommen, um Material- und Versicherungskosten zu decken. Für die Beteiligten, die ehrenamtlich arbeiten, geht es nicht nur ums Reparieren, sondern auch darum, Gemeinschaft zu schaffen und ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen.
Der Reparatur- und Upcycling-Experte Michel Heftrich hat schon viele Repair Cafés im Südburgenland initiiert.
Bei Kaffee und Kuchen wurde im „Wohnzimmer“ repariert.
Michel Heftrich hat viel Erfahrung mit Reparatur Cafés.
Schreibe einen Kommentar