Nicole MATSCH / 27. Dezember 2024
© zVg Marktgemeinde Grafendorf
Grafendorf bei Hartberg ist auch historisch interessant. Die Pfarrkirche etwa wurde 1158 erstmals urkundlich genannt.
Gemeinsam stark: Grafendorf und die Wirtschaftsregion Hartberg
Im Jahr 2024 feierten die Grafendorfer nicht nur 60 Jahre Marktgemeinde, sondern gemeinsam mit Greinbach, Hartberg, Hartberg Umgebung und St. Johann in der Haide auch „10 Jahre Wirtschaftsregion Hartberg“. Die regionale Wirtschaftsinitiative trug maßgeblich dazu bei, neue Unternehmen anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Das über 3.200 Einwohner zählende Grafendorf hat sich im Zuge dieser Kooperation zu einem Vorzeigemodell für ländliche Lebensqualität entwickelt. „Es hat sich gezeigt, dass jede Gemeinde verschiedene Vorteile zu bieten hat, die Unternehmen aus dem Umland und darüber hinaus unser Gebiet schmackhaft machen“, resümiert Bürgermeister Peter Domweber, der das Amt im Oktober 2023 von Langzeitbürgermeister Johann Handler übernommen hat.
Ein sichtbares Zeichen der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist das neue Gewerbegebiet „Untere Masenbergstraße“ an der Ortseinfahrt von Seibersdorf kommend. „Auch weiter südlich gibt es dementsprechend gewidmete Flächen, für die sich bereits Unternehmen interessieren“, freut sich Domweber.
Mittlerweile zählt Grafendorf rund 300 Arbeitgeber. Die Palette reicht von einem Betonfertigteilhersteller über Autohäuser bis hin zu Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben. „Es gibt, glaube ich, nichts, was es nicht gibt“, sagt der Bürgermeister nicht ohne Stolz.
Infrastruktur und Nachhaltigkeit als Erfolgsrezept
Die Gemeinde punktet auch mit ihrer guten Infrastruktur, die angesichts eines beachtenswerten Bevölkerungswachstums von fünf Prozent noch weiter ausgebaut wird. Schulen, Kindergärten und medizinische Versorgung sind leicht erreichbar. Im Senioren-Tageszentrum Menda sollen die acht ausgebuchten Dauerplätze auf zwölf aufgestockt werden, die Kläranlage wird bis 2027 ausgebaut und die Gemeinde reagiert auch auf die steigende Nachfrage nach Bauplätzen. Im Bereich Nachhaltigkeit wird die bestehende Energiegemeinschaft um geplante Photovoltaikanlagen auf Feuerwehr und Mittelschule ergänzt. Mit diesen Projekten scheint Grafendorf gut gerüstet, um auch in den nächsten Jahren ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten zu bleiben.
Von der „Budel-Muada“ zum Street Food Festival
Ein weiteres Herzstück Grafendorfs und seiner Katastralgemeinden ist die lebendige Gemeinschaft. Denn insgesamt sorgen 33 aktive Vereine für ein vielfältiges kulturelles Leben. Zu den traditionellen Veranstaltungen gehören nicht nur die kirchlichen Feste, sondern auch der beliebte Krampus-Rummel sowie das Neujahrspielen. Darüber hinaus organisiert die Gemeinde regelmäßig Kabarett-Veranstaltungen und Konzerte. Ein besonderes Highlight war zudem im Juli 2024 das Street-Food-Festival-ähnliche „Standlfest“ anlässlich 60 Jahre Marktgemeinde.
Auch die Jugend engagiert sich stark im Vereinsleben, sei es in der Landjugend, bei der Feuerwehr oder im Brauchtumsverein. Letzterer pflegt noch den selten gewordenen Brauch der „Pudelmutter“ oder „Budel-Muada“. Die Figur in Gestalt eines alten Mütterchens zieht in der letzten Raunacht vom 5. auf den 6. Jänner von Haus zu Haus und hinterlässt Gaben wie Äpfel, Nüsse oder Süßigkeiten.
Geschichte erleben, Natur genießen
Die reiche Geschichte der Gemeinde ist allgegenwärtig. Funde aus der Jungsteinzeit, prächtige Schlösser wie das in Privatbesitz befindliche Schloss Reitenau oder das Schloss Kirchberg, das die Land- und forstwirtschaftliche Fachschule beherbergt, sowie das bäuerliche Museum erzählen von vergangenen Zeiten. Die Gemeinde hat diese Historie liebevoll aufgearbeitet und in Wanderwegen und Ausstellungen zugänglich gemacht. Wer sich auf den Dreischlösser-Wanderweg oder die 60er Roas begibt, spürt die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.
Auch Naturliebhaber kommen auf ihre Kosten. Die malerischen Hügel mit Felsformationen im oberen Bereich, Wiesen und Wälder rund um Grafendorf laden zu ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen ein. Die Höhenunterschiede – vom Tal auf 310 Metern bis zum höchsten Punkt auf 1248 Metern – sorgen für abwechslungsreiche Ausblicke. „Wenn man vom Zentrum fünf Minuten weiterfährt, sieht man schon die Kühe auf der Weide“, schmunzelt der Bürgermeister. Besonders stolz ist Domweber auch auf die revitalisierten Wanderwege, die nach Hochwasserereignissen mühevoll wiederhergestellt wurden. Sie bieten nicht nur Erholung, sondern erzählen gleichzeitig auch Geschichten aus der Region.
Peter Domweber sieht noch viele Möglichkeiten für die Zukunft Grafendorfs, vor allem in Bezug auf Verkaufsflächen und soziale Einrichtungen im Ortskern. „Mein größter Wunsch, den ich schon vor meiner Zeit als Bürgermeister hatte, ist es, den Ortskern wieder mehr zu beleben“, bekennt er seine Vision, Tradition und Moderne harmonisch zu verbinden.
Bürgermeister Peter Domweber
Ing. Peter Domweber, ÖVP, ist seit Oktober 2023 Bürgermeister von Grafendorf.
Hauptplatz von Grafendorf
Der malerische Hauptplatz der Marktgemeinde Grafendorf bei Hartberg
Winterliches Grafendorf – Schloss Kirchberg
Im Schloss Kirchberg ist die Landwirtschaftliche Fachschule untergebracht.
Wandern am Bacherlweg
Der Bacherlweg ist einer von vielen Wanderwegen.
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