Reportage

Was kreucht und fleucht denn da?

Begonnen hat alles mit drei Bäumen und einer Wasserquelle im Garten – im Jahr 1997 in Markt Allhau. Heute, 25 Jahre später, leben Anita Tausz und Roland Gergits in einem Märchengarten. Das Haus – mit großen Fenstern hin zum Garten – hätten sie auch nur gebaut, damit sie einen Regenschutz haben, habe ein Freund einmal lachend zu ihnen gesagt. Denn das Leben des EDV-Technikers und der Nährstoffberaterin spielt sich draußen ab. prima! hat die beiden im Spätsommer des Vorjahres besucht und diese Eindrücke sind eine blühende Vorschau auf einen wunderbaren Frühling, der in den Startlöchern steht.

Foto: Gergits Tausz

Wenn die Enten mit ihren kleinen Watschelfüßen quakend den Hang hinunterlaufen, ist es unmöglich, den Blick abzuwenden. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis eines der elf quietschenden Federtiere mit seinen kurzen Beinchen stolpert, die Gruppe mitreißt und ein riesiges Federknäuel den Hang bis zum kleinen Teich hinunterkullert. Das ist aber natürlich nicht der Fall. Die kleine Mannschaft ist geübt und hörbar neugierig, welcher Störenfried sich da in ihrem Garten herumtreibt. Bei der Erkundung geht die aufgeregte Gruppe voraus, schnattert dabei vor sich hin, so als würde sie der Besucherin die einzelnen Pflanzen und Blumen genau erklären.
In einem Vierteljahrhundert hat sich die Natur in diesem rund zweieinhalbtausend Quadratmeter großen Areal an allen Ecken und Enden entfaltet. Die Eigentümer der Anlage haben dafür einige Rahmenbedingungen geschaffen, in die Entwicklung greifen sie jedoch nur sachte und äußerst behutsam ein. „Im Sommer, wenn alles wuchert und sprießt, bitte ich Anita immer, dass sie das Handy in den Garten mitnimmt. Ich finde sie sonst nicht“, lacht Roland Gergits. Und tatsächlich könnten Besucher*innen mit Orientierungsschwächen leicht in dem Naturspektakel verloren gehen.

Die Grundlage für den Garten von Anita Tausz und Roland Gergits ist eine gelassene Einstellung. „Jedes Jahr nehme ich mir ein Projekt vor“, sagt die Humanenergetikerin und Nährstoffexpertin. Gerade ist es der Weidezaun am Hang.Was passiert, passiert. Stress, dass sie mit der Gartenarbeit zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein muss, hat sie nicht. „Wir haben immer Zeit auf einen Kaffee, wenn Freunde bei uns anläuten“, versichern die beiden. Das Genießen des Gartens gehört ebenso dazu wie die Freude an der Arbeit. Zwei Stunden am Steg liegen und auf den Teich blicken, ohne ein Wort zu sagen – beschreiben könne man solche Momente nicht. Eine tiefe Zufriedenheit und Ruhe ist es, die sich dann über dieses Fleckchen Erde legt.

Der Teich

Dass Anita Tausz und Roland Gergits heute überhaupt einen Teich in ihrem Garten haben, ist den Enten geschuldet. „Die haben die Wasserquelle auf dem Grundstück als besonders reizvoll empfunden und das Rinnsal immer weiter ausgebaggert“, erklärt der Hausherr. Damit war die Entscheidung gefallen. Ein großer Bagger musste her und heute tobt sich die elfköpfige Federvieh-Mannschaft in einem kleinen aufgestauten Teich aus, während die Eigentümer den großen Teich mit einer Schwimmfläche von 120 m2 genießen. Welches Naturparadies hier entstanden ist, beweist ein Eisvogel, der sich regelmäßig einfindet. Immerhin ist der blau schillernde Vogel eine Seltenheit. Besonders lieb gewonnen haben die Naturliebhaber aber den Silberreiher, der immer wieder auf Besuch kommt, um sich auf der Badematte entspannt auf dem Teich treiben zu lassen. Igel fühlen sich hier ebenso wohl wie Ringelnattern und Wassermäuse und sogar ein Fischotter hat den beiden im Vorjahr einen Besuch abgestattet.

Ein sichtbares Blütenmeer

Nur Zentimeter für Zentimeter kommt die Besucherin im Garten voran. Viel zu mächtig und beeindruckend wirken die Pflanzen, um schnell an ihnen vorbeizuziehen: Das Violett der riesigen Iris, die zart rosafarbenen Disteln, dazwischen die riesigen gelben Blüten der Topinambur, bei deren Anblick sofort der aromatische, nussige Geschmack der Knolle hervorgerufen wird. Dann wieder die Wildrosen, die im Herbst die wunderbaren „Hetscherln“ hervorbringen werden. Hortensien, ein Schneeball-Strauch, in den man seine Nase hineinstecken muss – und was wäre ein Teich ohne gelbe Wasserlilien! Ach ja, und Beeren! Überall diese herrlichen Brombeeren!

Wildbienen, Hummeln, Waldameisen und sogar Hornissen haben hier einen Lebensraum, denn der Garten hat seine eigenen Gesetze und seine eigene Dynamik, erklärt Anita Tausz. Deshalb sei es zwar wichtig, ihn nicht zu sehr verwildern zu lassen, aber dennoch den Lebensraum der Insekten zu erhalten. Jeder Brennesselstrauch wird behutsam stehengelassen, denn die Hohlräume der Stiele dienen den Wildbienen als Legeplatz für ihre Eier, erklärt Anita Tausz.

„Ich bin dann mal im Bungalow“

Ein mächtiger Blauregenstrauch war Anlass für ein besonderes Projekt, das Anita Tausz und Roland Gergits während der Pandemie verwirklicht haben. „Wobei Anita der Ideenbringer ist und in diesem Fall wirklich fünf Wochen lang intensiv daran gearbeitet hat“, gesteht der EDV-Techniker. Für den mächtigen Blauregen musste eine Stützfläche geschaffen werden. Schließlich kam Anita Tausz auf die Idee, eine Art Bungalow zu errichten. „Wir haben uns viel darüber erkundigt – alle meinten, dass das nicht geht. Wir haben es einfach gemacht“, lachen die beiden heute. Aus Bambus haben sie ein Gewölbe geflochten. Der einstige Hausbaum, von dem nur mehr der Stamm übriggeblieben ist, der aber als Nestplatz vieler Insekten dient, wurde als Stütze herangezogen. Über das Geflecht legt sich der Blauregen und wird in wenigen Wochen wieder in den Farben Blau, Weiß und Rosa für einen atemberaubenden Anblick und einen wunderbaren Schattenplatz sorgen. In diesem rund 80 m2 Bungalow in der Hängematte zu liegen und die Welt draußen zu lassen – Herz, was willst du mehr? Frühling, du kannst endlich kommen!


Anita Tausz und Roland Gergits
In Markt Allhau haben sich Anita Tausz (Humanenergetikerin & Nährstoffcoach) und Roland Gergits (EDV-Techniker) einen paradiesischen Lebensraum geschaffen. Auch Enten, Igeln, Tauben, Ringelnattern und viele seltene Vogel- und Insektenarten fühlen sich in diesem naturbelassenen Garten wohl.

Natürlich finden auch die Katzen hier wunderbare Plätze zum Chillen.

Das letzte große Projekt, an dem besonders Anita Tausz wochenlang gearbeitet hat: Ein aus Bambus geflochtener Bungalow, der als Stützfläche für den dreifärbigen Blauregen dient. Dieser wurde über das Bambusgerüst gelegt und ist nicht nur eine optische Augenweide, sondern bietet eine wunderbare Beschattung im Sommer.

 

Ein Rehbock im Garten

Auch ein Rehbock fühlt sich im Garten von Anita Tausz und Roland Gergits wohl. Die Naturliebhaberin berichtet: „Bereits zwei Mal hatten wir schon das Glück, dass ein Rehbock einige Wochen lang im Winter immer wieder in unseren Garten kam und viel Zeit bei uns verbracht hat. Ich habe ihm jeden Tag Äpfel rausgegeben. Wasser holte er sich vom Bach und unsere Rosen haben ihm auch super geschmeckt. Körner holte er sich vom Entenfutter. Ich konnte nach einiger Zeit bis auf zehn Meter zu ihm hingehen. Am Tag lag er im hohen Gras und hat geschlafen. Jeden Tag erfreute ich mich seines Anblicks, wenn ich im Wintergarten aus dem Fenster sah. Als Dank für die Verköstigung über den Winter schenkte er mir dann einmal sogar seine Krickerl (Rehgeweih), die ich bis heute noch aufgehoben habe. Ich habe sie auf der Wiese gefunden. Wir haben den Rehbock Bobby genannt. Er kam auch während des ganzen Jahres immer wieder sehr nahe. Wenn wir Bobby gerufen haben, rannte er auch nicht weg.“



Bungalow Bau

 


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4 Antworten

  1. Es gibt zwar keinen Tag der offenen Tür, aber Gäste sind jederzeit willkommen. Allerdings erst wieder im Sommer, wenn wieder alles grün ist und blüht.