„Wir sind lebende Burgenländer und tote Steirer”

Man sagt, die Bewohner von Burgauberg- Neudauberg seien heimliche Steirer. Viele von ihnen behaupten das auch von sich selbst, sogar der Bürgermeister, wenn auch mit einem Augenzwinkern. Wenn Wolfgang Eder von der Aussichtsplattform des Gemeindezentrums mitten im südburgenländischen Hügelland nach Westen schaut, blickt er nämlich direkt ins steirische Burgau. Es ist ein Katzensprung dorthin – so wie ins benachbarte Neudau – und die Namensähnlichkeiten sind kein Zufall.

Nicole MATSCH / 29. Jänner 2025

Das neue Gemeindeamt in Burgauberg-Neudauberg ist ein Multifunktionsgebäude.

Historisch gesehen gehörte der Grenzort Burgauberg-Neudauberg im Bezirk Güssing einst zur „Grünen Mark“, damals noch als Siedlungen auf der ungarischen Seite der Lafnitz. Die Zugehörigkeit zum Burgenland seit 1921 sei in gewisser Weise identitätsstiftend, so der Bürgermeister. Eine Mischung aus burgenländischer Gemütlichkeit und steirischer Tatkraft präge die Menschen bis heute. Burgau und Neudau im Steirischen sind nach wie vor Partnergemeinden, mit denen wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen gepflegt werden. Sogar über den Tod hinaus. „Wir sind lebende Burgenländer und tote Steirer. Warum? Weil wir in Burgau und Neudau unsere Friedhöfe haben“, lacht Wolfgang Eder.

Fest verwurzelt und fit für morgen

Die Gemeinde richtet ihren Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern vor allem auch in die Zukunft. Einige innovative Projekte wurden umgesetzt. Im Herbst 2021 wurde das neue Gemeindezentrum unter dem Motto „Alles unter einem Dach“ in der Höhenstraße eröffnet. Das barrierefreie Multifunktionsgebäude beherbergt das Gemeindeteam um ÖVP-Bürgermeister Eder, ein Tourismusbüro, einen Mehrzwecksaal für Veranstaltungen und einen Direktvermarkter-Laden, für den derzeit ein Mieter gesucht wird.
Im Dachgeschoss entstand ein moderner Co-Working-Space mit 20 Arbeitsplätzen, von denen bereits 16 fix vergeben sind. „Wir wollen den ‚Brain Drain‘, also die Talentabwanderung, stoppen. Niemand sollte gezwungen sein, wegen der Arbeit in die Stadt zu ziehen. Viele Jobs lassen sich am Computer erledigen, und dank des Glasfaser-Anschlusses ist das hier problemlos möglich“, sagt Eder. „Auch große Firmen wie ein Unternehmen für Transporte und Erdbau, zwei Holzbau-Firmen, ein Betonwerk sowie ein Steinmetz schaffen neben einigen Kleinbetrieben 165 Arbeitsplätze in der Gemeinde”, ergänzt er stolz.
Das alte Gemeindeamt auf der anderen Straßenseite wurde zum ersten Streuobst-Kompetenzzentrum Österreichs umgebaut. Den Bildungscampus komplettieren die angeschlossene Volksschule und der Kindergarten mit Hort.
Bezüglich Nachhaltigkeit ist die Gemeinde gut aufgestellt. „Im Gemeindezentrum wird alles zentral mit Hackschnitzel-Heizung beheizt. Wir sind hier Blackout-sicher dank 62kW Speicher“, betont Wolfgang Eder. Photovoltaik-Flächen und die Umstellung auf LED-Beleuchtung sind Teil des Plans, energieneutral zu werden. Absolute Wassersicherheit werde durch zwei lokale Wassergenossenschaften und den Wasserverband Thermenland gewährleistet, der ebenfalls Blackout-sicher sei.

Von starken Männern, kleinen Herzen und Zusammenhalt 

Mit dem Bodybuilder Markus Fuchs hat man einen waschechten Europameister im Ort. Der 43-jährige Neudauberger holte zum Karriereende in der Slowakei den Titel in der Klasse „Men Performance”. Die Gemeinde zeigt aber nicht nur sportliche, sondern auch soziale Stärke. Ein leerstehendes Hotel im Besitz von „SeneCura“ wurde dank des Vereins „Kleine Herzen“ und der engagierten Bevölkerung in ein Waisenhaus für rund 60 ukrainische Kinder, vor allem Kleinkinder, verwandelt.
Diese Bereitschaft zum „Zusammengreifen“ zeichnet die rund 1.500 Einwohner von Burgauberg-Neudauberg aus. Ein Paradebeispiel dafür ist der Bergler Kirtag, das größte Fest im Ort. Fast jeder der 25 vielfältigen Vereine ist eingebunden. „Bei uns schaut keiner zu, wenn andere hackeln. Hier gibt es echten Zusammenhalt“, freut sich Eder. 

Interessant für Touristen und potentielle Zuzügler

Die Landschaft von Burgauberg-Neudauberg, einer typischen Streusiedlung, ist ein Schatz, den die Gemeinde bewusst pflegt. Streuobstwiesen und sanfte Hügel, soweit das Auge reicht. Von der großen Aussichtswarte kann man bei klarer Sicht sogar bis zu den Karawanken sehen. Wanderwege wie der Golf-Wanderweg, der durch die größte Golfanlage Österreichs führt, oder ein Themenweg, der an die Zeit der Kuruzzenaufstände erinnert, laden dazu ein, die Natur zu erkunden.
Touristen finden hier viel, was ihr Herz begehrt. Manche wollen auch bleiben. Dass sich Menschen gerne in der Region niederlassen, sei der schönen Lage und dem guten Klima im Südburgenland zu verdanken. Vor allem für junge Menschen sei die Gemeinde mit ihrem Innovationsgeist attraktiv, so Eder. Kritisch sieht der Bürgermeister – und findet es in diesem Zusammenhang schade –, dass das Land von den Gemeinden Ertragsanteile einbehält, auch zum Nachteil von Burgauberg-Neudauberg. Dies kommentiert er scherzhaft mit einer Anspielung auf eine Aussage des ehemaligen Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit: „Das Land ist pleite und wir sind sexy.“

Modernes Büro mit hellen Schreibtischen, natürlichem Licht und vielen Pflanzen zur Schaffung eines angenehmen Arbeitsumfelds.
© zVg Gemeinde Burgauberg-Neudauberg
Co-Working Space im Dachgeschoss des Gemeindezentrums

Mit dem modernen Co-Working Space schaffte man 20 Arbeitsplätze. 

Es tut mir leid, ich kann nicht sagen, wer auf dem Bild ist. Ein möglicher Alt-Text könnte sein: Lächelnder Mann im Anzug vor neutralem Hintergrund.
© zVg Gemeinde Burgauberg-Neudauberg
Wolfgang Eder

Wolfgang Eder ist seit 2017 Bürgermeister von Burgauberg-Neudauberg.

Bodybuilder posiert vor Flagge, zeigt Muskeln und Medaille. Fitness-Wettkampf und Stolz auf sportliche Leistung.
© zVg Gemeinde Burgauberg-Neudauberg
Bodybuilder Markus Fuchs

Markus Fuchs, der stärkste Mann von Burgauberg-Neudauberg. Der 43-jährige holte zum Karriereende in der Slowakei den Titel in der Klasse „Men Performance”.

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