Editorial
Loslassen
Es passiert mir immer dann, wenn ich dringend etwas ganz anderes tun sollte. Aber plötzlich fällt mir auf, dass der Teppich im Wohnzimmer gar nicht zur Tischdecke passt und die alte Kaffeemaschine meines Vaters längst ausgetauscht gehört, weil sie viel zu viel Platz braucht. Und spätestens beim Anblick der vielen unnötigen Töpfe und Reindln im Regal schmeiß ich die Nerven – und geh ausmisten. In der Regel hängt dieser Vorgang immer unbewusst damit zusammen, dass ich mich von etwas befreie, das mich blockiert. Etwas, das zu schwer und träge geworden ist.
Wer ausmistet, macht Platz für Neues. Nicht nur in den Regalen und Schränken, sondern auch im Kopf und im Herzen. Allein die Abstände sind in den letzten Jahren kürzer geworden. Vielleicht weil die eigene Toleranzgrenze niedriger oder vieles im Zwischenmenschlichen anstrengender geworden ist.
Wohl beides.
Warum ich das schreibe, hängt mit unserem Titelfoto zusammen. Ein bisserl retro ist es geworden. Aber wo lässt sich Liebliches und Nostalgisches besser finden als bei jener Gartenfreundin, die gemeinsam mit der Kohfidischer Schlossherrin den Brauchtums- und Handwerksmarkt Kramuri veranstaltet. Und es wird sicher auch heuer wieder viel Besonderes in den zuvor leer geräumten Regalen landen.
Die Kaffeemaschine meines Vaters steht aber wieder in der Küche. Nicht alles, was alt ist und Platz braucht, darf entsorgt werden. Vor allem dann nicht, wenn die schönsten Erinnerungen damit verbunden sind.
Haben Sie einen prima September!
Nicole Mühl
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