Interview

„Ich halte mich aus politischen Auseinandersetzungen heraus.“

Er kommt aus der Privatwirtschaft, arbeitet an der TU Wien für die Wissenschaft und seit zweieinhalb Jahren auch für das Land Burgenland. Gerald Goger ist als Geschäftsführer der Landesimmobilien Burgenland (LIB) für über 100 Objekte des Landes verantwortlich. Auch für das Krankenhaus Oberwart, das trotz Lieferengpässe in der Baubranche wie geplant 2024 in Betrieb gehen soll.

Foto: zVg

Gerald Goger, Geschäftsführer der LIB

 

Wozu benötigt das Land Burgenland eine eigene Immobiliengesellschaft?
Gerald Goger: Ich habe die Geschäftsführung der LIB im Jahr 2019 mit dem Auftrag übernommen, die Kompetenz im Haus zu stärken. Das bedeutet, dass wir die Planungsleistungen, die örtlichen Bauaufsichten und Projektsteuerungen nicht ausschließlich von externen Dienstleistern abhängig machen, sondern dies nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten selbst durchführen. Da gehen wir sicherlich einen ungewöhnlichen Weg, denn außer uns macht das kein öffentlicher Auftraggeber. Damit einher gehen auch personelle Verstärkungen. Wir haben jetzt 120 Mitarbeiter*innen, die die über 100 Objekte des Landes bewirtschaften. Dazu gehören die Landhäuser in Eisenstadt, die Kulturzentren, die Straßenmeistereien des Landes, die Bezirkshauptmannschaften, die Burgen und Schlösser, die Bühne Mörbisch – es ist ein bunter Strauß und das macht die Arbeit auch spannend.

Wenn die Politik selbst Unternehmen gründet, wie es in sämtlichen Bereichen mittlerweile der Fall ist, dann gehen der Wirtschaft dadurch Aufträge verloren.
Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben den Auftrag, auf unsere Objekte bestmöglich zu schauen. Das ist legitim. Diesen Vorwurf würde man ja auch keinem Unternehmer machen.

Die LIB ist für den Bau des Krankenhauses in Oberwart verantwortlich. Es ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Burgenlandes. 150 Firmen sind daran beteiligt. Rund 250 Personen sind täglich auf der Baustelle. Was ist das für eine Herausforderung?
Der Bauherr des Krankenhauses ist die KRAGES. Die LIB hat im Krankenhaus Oberwart die Projektleitung und diese ist so aufgestellt, dass sie aus zwei fachlich hochkompetenten Personen besteht. Das ist auf der einen Seite Christian Hofstädter, der wie gesagt für die LIB tätig ist. Auf der anderen Seite agiert Josef Strohmaier für die KRAGES. Diese zwei Projektleiter haben eine hohe Entscheidungskompetenz auf der Baustelle. Ihre Tätigkeiten werden durch einen übergeordneten Lenkungsausschuss überwacht. Im Gegensatz zu anderen Krankenhausprojekten in anderen Bundesländern haben wir nicht den Weg gewählt, dass wir eine Vielzahl an externen beratenden Experten hinzugezogen haben. Wir haben das intern gelöst und aufgrund dessen kurze Entscheidungswege. Dadurch können wir Kosten- und Qualitätskontrollen durchführen und vorausschauend agieren. Das hebt die Planungsqualität.

Schafft man diese Zeitvorgaben jetzt, wo die Baubranche über Lieferengpässe und Preissteigerungen klagt?
Das sind Probleme, die alle betreffen und hier vor allem neue Projekte. Beim Krankenhaus Oberwart haben wir bestehende langfristige Verträge, wo genau festgelegt ist, wann geliefert werden muss.

Aber wenn die Firmen die benötigten Materialien nicht bekommen, können sie einfach nicht zeitgerecht ihre Arbeit auf der Baustelle durchführen – Vertrag hin oder her.
Natürlich haben wir mit Lieferschwierigkeiten auch zu tun. Wir haben beim Krankenhaus Oberwart erst kürzlich Gleichenfeier gehabt und den Rohbau abgeschlossen. Es ist uns dort bislang gut gelungen, Lieferengpässe und Kostenexplosionen zu umschiffen. Es gibt mit Sicherheit bei einzelnen Gewerken Probleme, aber wir versuchen mit unseren Projektpartnern Alternativen zu finden, wie man das jeweilige Problem löst.

Wie kann man partnerschaftliche Lösungen finden, wenn nicht geliefert werden kann und branchenweit alle von Verzögerungen reden?
Wir haben beim Krankenhaus Oberwart eine große Arbeitsgemeinschaft. Wir haben eine ARGE mit den Bauunternehmen Strabag und Granit. Das heißt, die ARGE hat andere Möglichkeiten Material zu bekommen als ein Kleinbetrieb. Es gibt extrem große Vorlaufzeiten. Die Betriebe wissen seit Jahren, was erforderlich ist und haben dementsprechend bereits Material einkalkuliert und bestellt. Und deshalb ist es uns gelungen, dass wir im Zeitplan bleiben. Bei anderen Projekten können durchaus Verzögerungen vorkommen.

Wird es beim Krankenhaus Oberwart bei den Kosten von 235 Millionen Euro bleiben und bleibt auch die Inbetriebnahme 2024 aufrecht?
Ja.

Haben Sie schon einen Auftrag für das alte Krankenhaus?
Es laufen Gespräche mit der KRAGES und da möchte ich mich gar nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Was sich zeigt, ist, dass das Objekt de facto keine wirtschaftlich darstellbare Nachnutzungsmöglichkeit liefert. Und was immer damit passiert, ist Aufgabe der Politik und wird im Landhaus entschieden.

Es gibt im Burgenland keine aktiv lebende jüdische Gemeinde. Dennoch hat das Land zwei Synagogen – in Kobersdorf und in Stadtschlaining – saniert. Das sind schon alleine aufgrund ihrer Geschichte keine Alltagsprojekte. Ist hier Ihr Zugang emotionaler?
Landeshauptmann Doskozil hat mit diesen Synagogen ein Zeichen gesetzt. Es war der Wunsch der Politik etwas zu machen. Das finde ich ausgesprochen wertvoll und richtig. Die Synagoge in Kobersdorf war eines meiner ersten Projekte bei der LIB. Das war eine Ruine. Jetzt nach zweieinhalb Jahren ist es ein Schmuckstück. Das ist ein großer Verdienst von unserem Team. Wir sind im Budget- und Zeitplan geblieben. Wir sind stolz, dass wir diese Aufgabe übernommen haben und die Sanierung in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt durchführen durften.

Aber für mich ist es bei Projekten wie mit Kindern. Man macht keine Unterschiede. Man hat alle gleich lieb. So ist es bei mir mit den Objekten, für die wir verantwortlich sind.

Das Land Burgenland hat in wesentlichen Kernbereichen – wie eingangs erwähnt – eigene Gesellschaften gegründet und der Vorwurf der Unkontrollierbarkeit steht immer wieder im Raum. Wie begegnen Sie dieser Kritik?
Ich halte mich aus politischen Auseinandersetzungen heraus. Das ist Sache der Parteien im Landtag. Aber was die Firmenkonstrukte und Gesellschaften betrifft, kann ich als jemand antworten, der aus der Privatwirtschaft kommt. Wie gesagt, hier würde auch niemand einem Unternehmen einen Vorwurf machen, wenn es neue Geschäftsfelder aufmacht und neue Firmenstrukturen schafft.

Wer prüft die LIB?
Der Landesrechnungshof.

Ist die Politik nicht auch manchmal bei Ihrer Arbeit hinderlich?
Nein.


Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Goger (51)

ist Vorstand am Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement der Technischen Universität Wien. 2019 hat er die Geschäftsführung der Landesimmobilien Burgenland (LIB) übernommen. Er war außerdem über 13 Jahre lang bei der Swietelsky Baugesellschaft tätig – zuletzt als Leiter des Unternehmensbereiches Baubetrieb und Baustellenmanagement. Gerald Goger wohnt in Wien, hat seine Wurzeln durch seinen Vater aber in Buchschachen, wo er mit seiner Frau und seiner Tochter immer wieder gerne die Wochenenden verbringt.

2004 wurde die BELIG gegründet und 2020 in Landesimmobilien Burgenland GmbH (LIB) umbenannt. Sie ist eine Tochtergesellschaft vom Land Burgenland.


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