1, 2, 3 – faules Ei?

Zu Ostern dreht sich fast alles um eines: das Ei!
Im Radio habe ich unlängst die erleichternde Meldung gehört, der Eiervorrat für Ostern ist gesichert. Wie gut. Alles gut? Naja, das mit den Eiern ist so eine Sache. Vor allem, wenn man näher hinsieht

Alice Siebenbrunner (Obfrau des Tierschutzvereins „Wir fürs Tier Oberwart“) / 14. April 2025

In Österreich ist jedes Ei mit einem Code gekennzeichnet: Die erste Zahl drückt die Haltungsform aus: 0=biologische Haltung, 1=Freilandhaltung, 2=Bodenhaltung, 3=Käfighaltung (in Österreich verboten). Danach folgt das Herkunftsland: AT= Österreich, DE= Deutschland usw. Am Ende steht die landwirtschafltiche Betriebsnummer. Wer auf Tierwohl achtet, der kauft Eier mit der Zahl „0“ am Beginn des Codes.

Leider sind die meisten gekauften Eier in Österreich weiterhin Bodenhaltungseier. Neun Hennen leben hier permanent zusammengepfercht auf einem Quadratmeter, mit Sitzstangen und Nestern dürfen es sogar 18 pro Quadratmeter Stallgrundfläche sein. Ohne Tageslicht. In Ställen mit bis zu 24.000 Tieren, aufgeteilt zu Gruppen von je max. 6000 Tieren. Ihre natürlichen Hierarchien und Hackordnungen können die Hühner dabei klarerweise nicht mehr bilden, es kommt in so großen Betrieben immer zu Verhaltensauffälligkeiten; Kannibalismus und Federpicken. Stress ist eine häufige Todesursache. Wenn die Öffentlichkeit sehen würde, in welchem Zustand diese Tiere teilweise sind; nackt, mit verätzten Füßen und Verletzungen von ihren Artgenossen – vielleicht würde das zu einem Umdenken beim Eierkauf führen.
Die unscheinbare 2 ist es, die die Bodenhaltung am Ei kennzeichnet. Übrigens ist es für die Hühner egal wo man das Ei kauft, am Bauernmarkt oder im Supermarkt. Bodenhaltung bleibt Bodenhaltung.

Eier sind wertvoll

An Eiern gibt es für Tierfreunde noch mehr zu hinterfragen. Die Legeleistung der zur Hochleistung gezüchteten Hühner lässt nach etwa einem Jahr nach, es ist nun wirtschaftlich sie durch neue zu ersetzen. Wird ein Huhn normalerweise bis zu 15 Jahre alt, wird es in der Eierindustrie, unabhängig von der Haltungsform, meist maximal 20 Monate alt.
Weiters ist eines der größten Tierschutzprobleme in der Eierindustrie das Töten der männlichen Küken. Sie sind, da sie ja keine Eier legen können, ein unerwünschtes Nebenprodukt der Eierindustrie und werden als Futterküken verwendet. Eine Ausnahme stellt der Bio-Bereich dar. Dort ist das Kükentöten verboten und die männlichen Nachkommen werden als Bruderhähne aufgezogen.
Man sieht also ganz deutlich, Eier sind an Tierleben geknüpft. Bei der Haltung der Legehennen sollte uns klar sein, dass eine Bodenhaltung einfach keine ethisch vertretbare Haltungsform ist. Die Bio-Freilandhaltung – am Ei gekennzeichnet durch die Zahl 0 – bietet am meisten Tierwohl. Dennoch entgehen die Legehennen nicht einer Schlachtung in jungen Jahren.
Insgesamt ist es also unglaublich wichtig, das Produkt Ei wertzuschätzen und maßvoll damit umzugehen. Nicht überall muss ein Ei rein, es kann oft unbemerkt durch andere Produkte ersetzt werden und verschwenderisch sollte man damit ebenso wenig umgehen, wie mit Fleisch oder anderen tierischen Produkten.

Versteckte Eier

Übrigens jedes zweite Ei in Österreich ist ein verarbeitetes Ei. Man kann als Konsument oft schwer nachvollziehen, woher diese Eier kommen. Meist aus Bodenhaltung oder sogar aus der in Österreich bereits verbotenen Käfighaltung. Steht also bei der Zutatenliste nichts von Freilandeiern oder Bio-Freilandeiern, dann sind entweder Bodenhaltungseier oder sogar Käfigeier drinnen. Hier genauer hinzusehen ist Pflicht des Konsumenten, wollen wir erreichen, dass das Tierwohl in Österreich steigt.

Wir entscheiden es

Wir als Konsument:innen entscheiden letztendlich, wie es den Hennen geht. Ich habe vor 20 Jahren aufgehört Eier zu essen, auch an Ostern. Auch das geht. Für mich fühlt sich das richtig an. Muss es aber nicht für jeden. Wichtiger wäre, dass wir alle uns bewusst werden, wie wir durch unser Ess- und Konsumverhalten das Leben vieler Tiere retten oder sie zumindest vor enormen Leid bewahren können. Respekt vor dem Leben – eine Überlegung, die in meinen Augen gerade an Ostern auch Platz in unseren Köpfen finden muss.

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