Alice SIEBENBRUNNER ( (Obfrau des privaten Tierschutzvereins „Wir fürs Tier“)
/ 29. April 2025
© Alice Siebenbrunner
Grete war, was leider viel zu oft mit Tieren passiert, ein Geschenk. Das Schwein hatte aber Glück im Unglück und wurde von Alice Siebenbrunner und ihrer Familie übernommen, wo es seit vielen Jahren lebt. Wie sozial, intelligent und mitfühlend Schweine sind, erlebt die Familie unmittelbar jeden Tag.
Grete ist ein Schwein. Ein recht großes Schwein und weil sie so gar nicht in das Leben der mit ihr Beschenkten passte, war sie sehr schnell in große Not geraten. Zugegeben, sehr spontan haben wir damals zugesagt, sie zu übernehmen. Doch bereut haben wir nie. Im Gegenteil, Grete zeigt uns täglich, wie großartig sie ist.
Grete bekommt, was sie will!
Es war eine ziemliche Umstellung, plötzlich ein Schwein zu haben. Einige – doch eher viele – Dinge hatten wir nicht bedacht. Zunächst einmal waren da die Mülltonnen. Nun, nach ein paar Tagen war es ein Leichtes für sie, die Tonnen, indem sie sie unten mit ihrem Rüssel anhob, zu Fall zu bringen und sich so alles, was für sie einigermaßen nach Essen aussah, aus der vollen Mülltonne zu organisieren.
Ebenso stellte das Gartentor kein Hindernis dar. Sie hob es so lange an, bis sich das Tor hob und öffnete. Bis wir dahinter kamen, wie sie das machte, hatte sie einige genüssliche Momente im Maisfeld nebenan hinter sich. Weder war noch wäre einer unserer Hunde jemals auf solche Ideen gekommen. Grete ist einfach ultraschlau; sie weiß, was sie will und überlegt, wie sie dazu kommt. Ihre Intelligenz gemeinsam mit ihrem unbeugsamen Sturkopf packt locker jeden unserer Hunde weg.
Grete – ein Schweinchen voller Gefühle
Auch heute noch sehe ich Grete stundenlang zu. Sie genießt ihr Leben so unglaublich. Sonnt sich mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr. Spielt wie ein Kind, wenn sie grad Lust hat. Und meckert rum, wenn ihr etwas gewaltig gegen den Strich geht. Sie fühlt alles genauso so intensiv; Freude, Spaß, Glück ebenso wie Ärger oder Schmerz. Sie verspürt Liebe und Zuneigung ebenso wie tiefe Freundschaft. Grete ist alleine aufgewachsen. Leider. Schweine sind eigentlich sehr soziale Tiere. Die Vergesellschaftungsversuche mit einem Artgenossen sind aber leider bislang fehlgeschlagen. Immerhin hat Grete bei uns zu einer Streunerkatze eine intensive Freundschaft entwickelt. Die beiden essen zusammen, sie schlafen zusammen, sie kuscheln zusammen. Sie lieben einander. Die Katze bringt ihr sogar regelmäßig etwas mit, dafür passt Grete auf sie auf.
Wenn man Grete beobachtet, sieht man schnell: Schweine haben eine unglaublich komplexe Gefühlswelt – von Freude, Liebe und Trauer bis hin zu Mitgefühl für andere reicht die Palette.
Hungrig, sauber, kuschelig
Zumindest ein Klischee trifft zu. Grete ist eine leidenschaftliche Esserin. Sie ist eigentlich den Großteil des Tages – neben schlafen, spielen und baden – damit beschäftigt, Essen zu suchen. Freudig grunzend durchwühlt sie stundenlang die Erde, geht grasen oder schaut bei ihren Menschen vorbei, ob da nicht doch etwas abfällt. Es ist ihre Lieblingsbeschäftigung und erfüllt sie. Sie liebt es.
Während Grete natürlich die für ihre Hautpflege und als Insektenschutz notwendigen Schlammbäder genießt, ist sie vom ersten Tag an unglaublich sauber. In all den Jahren passierte da nicht einmal ein Missgeschick in ihrem Stall. Im Gegenteil, Schweine wählen den Ort für ihre Toilette möglichst weit weg von dem Ort, an dem sie schlafen oder essen. So macht das auch Grete. Selbst als sie Probleme mit ihren Gelenken hatte und kaum aufstehen konnte, schleppte sie sich aus dem Stall in ihr „Eck“, um dort ihr Geschäft zu verrichten. Sauberkeit ist ihr enorm wichtig. In ihrem eigenen Kot oder Urin zu liegen, wäre so furchtbar für sie, wie es das für uns wäre.
Ebenso wichtig ist ihr das Kuscheln. Man sieht unser freudiges Schweinchen jedes Jahr nach Weihnachten eifrig mit den Ästen unseres Christbaums herumrennen, um sie im Stall aufzutürmen. Warum? Na weil ihre Matratze gar nicht zu hoch und dick und weich sein kann. Alles, was irgendwie bequem erscheint, wird aufgetürmt; kleine Äste mit Laub, Stroh oder Mal eine Decke von der Wäschespinne. Es kann nie weich genug sein.
Habe ich es schon erwähnt? Unsere Grete ist einfach unglaublich. Jeder, der das Glück hat, ein Schwein richtig kennenzulernen, weiß, welch tolle Lebewesen sie sind. Wie sie ihr Leben genießen.
Dennoch sehr wenige Menschen haben dieses Glück. Das, obwohl es so viele Schweine in Österreich zu geben scheint. Nur sie sind fast alle unsichtbar. In finsteren Ställen, ohne in der Sonne liegen zu können, auf engstem Raum, ohne die Möglichkeiten nach Futter zu suchen oder all das Potenzial dieser doch so intelligenten und sozialen Tiere auszuschöpfen, auf harten Spaltenböden, ohne sich in das doch so geliebte Stroh kuscheln zu können.
Schweine sind aber doch so viel mehr als nur ein Produkt. Und eben weil sie so tolle, vielfältige, intelligente Lebewesen sind, leiden sie auch umso mehr.
Wir alle wissen, durch unseren bewussten, mäßigen Konsum können wir vieles verändern, doch nicht nur das. Immerhin Mindeststandards an Lebensqualität sollten wir in einer moralischen Gesellschaft jedem Lebewesen zugestehen. Und das wäre, ein schnelles Ende der für Schweine wirklich tierquälerischen Vollspaltenböden zu schaffen. Denn diese Haltungsform lässt wirklich gar nichts an Lebensqualität für diese sauberen, kuscheligen und intelligenten Tiere zu.
Das Burgenland ist hier Vorreiter; hoffen wir nun, dass die Praxis der Vollspaltenböden mit möglichst kurzen Übergangsfristen auch auf Bundesebene bald endlich Geschichte ist. Denn sind wir uns ehrlich, wir alle fühlen, dass das richtig ist, vom Landwirt bis zum Verbraucher. Das ist es uns allen wert. Es muss so sein. Wir können stolz sein, dass wir hier im Burgenland diese längst notwendige Änderung gemeinsam tragen, uns für schnelle Übergangsfristen stark machen und so immerhin ein Minimum an Lebensqualität für die vielen Schweine in Tierfabriken sichern.
Wenn ich Grete zuschaue, dann wünsche ich mir natürlich viel mehr für diese tollen Tiere. Und ich kann versprechen, es lohnt sich, sich ein wenig mit diesen Tieren zu beschäftigen – denn sie sind uns ähnlicher wie kaum eine Tierart. Die Zukunft lässt hoffen, wir alle haben es in der Hand.
Schreibe einen Kommentar