Porträt

Ones To Watch – Interview mit dem Indie-Quartett Wild Front

Das ganze Leben ist ein Soundtrack – so sieht es zumindest Laura Weingrill. Denn während sich die Welt dreht, hört sie Musik. Und wem die eigene Playlist mit der Zeit zu eintönig wird, dem verpasst sie hier jeden Monat eine neue Portion aufregender Sounds.

Foto: Katie Betteridge

Ein vierteiliges Indie-Rock-Outfit, das auf einer vielfältigen Mischung von Musikgeschmäcken basiert. Eine lange Geschichte des Erlernens und ein Musikstudium, um alles als Fundament zu unterstützen. Und ein Drang, immer einen großen Meilenstein nach dem anderen zu erreichen und dabei sich selbst treu zu bleiben. Das Endergebnis? Wild Front, eine in Southampton, England, ansässige Indie-Gruppe, die schon lange für ihre traumhafte Mischung aus elegantem Ambience-Pop und von den 80ern inspiriertem Heavy-Rock geliebt wird. Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 hat die Band ihren Aufstieg in die höchsten Ränge der Musikindustrie stetig fortgesetzt und bereitet sich nun darauf vor, 2021 zu ihrem Jahr zu machen.

„Ich habe die Jungs am Tottenham College kennengelernt, sie waren aber schon davor Freunde und sind zusammen aufgewachsen. Ich habe damals bereits an einem Folk-Soloprojekt gearbeitet, das sich dann zu einer Band entwickelte, als wir Freunde wurden“, erinnert sich Jack Williams, der Frontmann des talentierten Haufens. Ursprünglich unter dem Namen „Tracy Island“ gegründet, dauerte es nicht lange bis Wild Front zu ihrem aktuellen Setup wechselte, unter dem sie seitdem beeindruckende Erfolge erzielen. Nach einer Reihe beachtlicher Festival-Slots, musste die Gruppe leider, genau wie alle in der Musikindustrie, ihre Tourpläne aufgrund der derzeitigen Pandemie auf Eis legen, was sie jedoch nicht davon abhielt, die Ohren ihrer engagierten Fans mit nicht nur einer, sondern sogar zwei neuen EPs zu segnen – ein Original mit dem Titel „The Great Indoors“ und eine Cover-EP.

Liest man erst mal den Titel ihrer 2020 Veröffentlichung, könnte man die EP schnell als ein weiteres Stück liebevoller Quarantäne-Musik in die Ecke packen, wenn doch die Geschichte hinter dem Titel in Wirklichkeit nicht von einem völlig anderen Ort stammen würde. „Die EP ist überhaupt nicht vom Lockdown inspiriert. Wir haben sie zwar während der Pandemie veröffentlicht, aber die Songs wurden schon lange vorher geschrieben und fertig produziert. Der Titel ist eine Anspielung auf die mentale Gesundheit und Depressionen, auf jene Situationen, wenn man das Gefühl hat, im eigenen Kopf festzustecken. Es war nie als Anspielung an die Zeit gedacht, wenn man durch den Lockdown zuhause einsperrt ist, aber alle dachten, es sei so. Natürlich war unsere erste Reaktion „oh verdammt, die Leute werden denken, wir sind sehr schnell auf den Lockdown-Zug aufgesprungen“, was aber überhaupt nicht der Fall war“, lacht Sänger Williams, während er an die Veröffentlichung zurückdenkt, bei der die Band erneut die ungezügelten Emotionen der Musik mit der launischen Natur des Lebens verband. An manchen Stellen fast filmisch, funkelt die melodische Wohlfühlplatte als perfekte Ergänzung zu jedermanns Soundtrack für die schillernden, warmen Wochen der Sommersonne.

Trotz des bemerkenswerten Erfolgs der Band sind Williams und seine Bandkollegen stetig ihren Wurzeln treugeblieben – noch immer schreiben, produzieren und finalisieren sie ihre gesamte Musik in ihrem eigenen Heimstudio und sogar die Sets für ihre Cover-Shootings haben sie dieses Mal selbst gebaut. Am Ende des Tages ist es genau dieser Stolz, den die Jungs in ihre DIY-Projekte stecken, der ihrer Musik ihren einzigartigen Klang verleiht und sie in diese exquisite Verbindung von heftigen, energiebetriebenen Gitarren, gepaart mit erstaunlichen Melodien und süchtig machenden, unwiderstehlichen Refrains, verwandelt. Und es funktioniert.

Mit Blick auf das jetzige neue Jahr und die kommenden Monate hat das Quartett bereits ein paar Tricks in ihren Ärmeln versteckt, die nach den langen Reihen von EPs sogar albumförmig aussehen könnten: „Wir haben noch nie eine Gruppe von Songs geschrieben, die sich so anfühlten wie ein Album. Aber ich denke, wir nähern uns jetzt langsame so einem Gefühl an. Wir wollen nur einfach kein Album in die Welt setzen, damit wir sagen können, wir haben eines veröffentlicht. Wir wollen, dass unser Debut etwas ist, auf das wir stolz sein können.“ So vage das auch klingen mag, man kann sicher sein, dass es 2021 nicht an einer weiteren bezaubernden Wild Front-Veröffentlichung mangeln wird. Und obwohl der Aufstieg der Gruppe nicht über Nacht passierte, sind sie definitiv eine der Top-Bands, die man auf jeden Fall im Auge behalten sollte. Es wird nicht lange dauern, bis sie jeder kennen wird.

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Laura Weingrill
Musikjournalistin Laura Weingrill stammt aus Bad Tatzmannsdorf und lebt derzeit in London.

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