Reportage

Den Menschen zuliebe

Sie wurden in den Anfangsmonaten der Pandemie als Heldinnen und Helden bezeichnet. Ihnen wurde applaudiert, doch jetzt ist es wieder still geworden um die Pflegekräfte. In Oberwart wurde 1974 im Zuge des Neubaus des Schwerpunktkrankenhauses auch eine Ausbildungsstätte für jene geschaffen, die uns bei Krankheit professionell und menschlich zur Seite stehen.

Foto: Tina Trobits

Ausgebildete Pflegekräfte sind Systemerhalter. Das wurde uns seit Ausbruch der Corona-Pandemie deutlich und oft schmerzhaft vor Augen geführt. Die „Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ Oberwart am heutigen Standort neben dem Krankenhaus wurde erst in den 1970er-Jahren eröffnet. Davor mussten die Burgenländer*innen die Ausbildung zur diplomierten Krankenschwester bzw. zum diplomierten Krankenpfleger in Wien absolvieren. Im Jahr 1950, also mitten in der Besatzungszeit, hat das Burgenland in Wien die Rudolphine-Schwesternschule in zweiten Bezirk übernommen, die im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder untergebracht war. Eva Maria Schermer war die erste Schuloberin. Das Ziel, durch diese eigene Ausbildungsstätte für Pflegekräfte die burgenländischen Spitäler mit Fachpersonal besetzen zu können, wurde jedoch nicht erreicht. Der Großteil der Absolvent*innen blieb in Wien oder Niederösterreich. Um das zu ändern, war die Aufnahme an der Burgenländischen Krankenpflegeschule in Wien an eine 5-jährige Bindung an das Land Burgenland Voraussetzung.

Wie Oberwart ein neues Krankenhaus bekam

Es war Ende der 1960er-Jahre, als der damalige Landeshauptmann Theodor Kery und Landesrat Gerald Mader den Bau eines Schwerpunktkrankenhauses im Burgenland verkündeten. Es war klar, dass mit diesem Bau auch die „Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ von Wien ins Burgenland verlegt werden sollte. Über den Standort schieden sich die Geister. Kery wollte den Standort Oberpullendorf. Mader war für Oberwart. Und auch der Bund hatte seine eigenen Vorstellungen: Ministerin Grete Rehor (ÖVP) präferierte ein gemeinsames Krankenhaus Oberwart–Hartberg, das beide Bundesländer – die Steiermark und das Burgenland – betreiben sollten. Dafür stellte Roher auch eine größere Subvention vom Bund in Aussicht.

Dass Oberwart doch noch sein Schwerpunktkrankenhaus bekam, ist dem raschen Handeln des damaligen Bürgermeisters Ferdinand Hatvagner (ÖVP) zu verdanken. Durch die sofortige Bereitstellung eines Baugrundes von 4,7 ha und der infrastrukturellen Aufschließung konnten sowohl Kery als auch Roher vom Standort Oberwart überzeugt werden.

Der Schenkungsvertrag des Grundstücks der Gemeinde Oberwart an das Land Burgenland erfolgte am 3. Dezember 1970. Die Romasiedlung, die bislang am geplanten Krankenhausstandort war, wurde 1972 auf den heutigen Standort umgesiedelt. Damit konnte 1974 die Krankenpflegeschule in Oberwart gegründet werden.


„Ich bin ein Oberwarter“

Am 24. April 1974 wurde die Krankenpflegeschule in Oberwart unmittelbar neben dem neuen Schwerpunktkrankenhaus situiert.
Landeshauptmann Theodor Kery bekam die Ehrenbürgerschaft von Oberwart, weil er das Krankenhaus und die Schule hier befürwortet hat. Er betonte immer, dass er stolzer Oberwarter sei.“


Bereits zwei Jahre später wurde der Neubau eröffnet. 80 Plätze, moderne Büros, Klassenräume und 80 Internatsplätze standen ab sofort für die dreijährige Ausbildung zur Verfügung. Schon 1979 wurde auf 120 weitere Internasplätze, sechs weitere Klassenzimmer und einen Hörsaal für 100 Schüler*innen erweitert. Die praktische Ausbildung findet an allen burgenländischen Krankenhäusern statt.

Seit 2008 gibt es in Frauenkirchen eine Expositur der Krankenpflegeschule. Ab 2011 kann im Zuge der Fachausbildung auch die Matura absolviert werden. Mit 2017 kann an beiden Standorten auch der Beruf der Krankenpflegefachassistenz in einer zweijährigen Ausbildung erlernt werden.


Absolvent*innen

Bis heute wurden in der Krankenpflegeschule Oberwart und Frauenkirchen 1.829 Krankenschwestern und Krankenpfleger ausgebildet.


Jeder, der schon einmal auf Pflege angewiesen war, weiß, dass der Beruf der Krankenpflegerin bzw. des Krankenpflegers viel mit Liebe zum Menschen zu tun hat. Monika Zambo, die ehemalige Direktorin der Schule hat es in einer Ansprache auf den Punkt gebracht: „Das Ausbildungsziel in der Krankenpflegeschule ist nicht ein Stück Papier, das zur Berufsausübung berechtigt, sondern die Vermittlung einer geistigen Grundhaltung, die vor allem die Achtung vor dem Leben beinhaltet. Die Schülerinnen und Schüler sollen einen verantwortungsbewussten selbstständigen, humanen Umgang mit behinderten, kranken und sterbenden Menschen erlernen.“


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