Reportage

Heilende Natur

Das Moor heilt. Das weiß man in Bad Tatzmannsdorf schon seit der k.u.k. Monarchie. Für das Reduce Gesundheitsresort ist das Moor eines von drei Naturheilvorkommen, die der Region österreichweit eine Sonderstellung verleihen.

Foto: Reduce

Die Kurbad Tatzmannsdorf GmbH

 

Das Moor in der Oberwarter Sicklau bietet die Basis für die heilenden Behandlungen im Reduce Gesundheitsresort. Wie es abgetragen wird und wie viel Naturheilmoor für eine Packung notwendig ist, ist nachzulesen in der Mai Ausgabe 2021.

Genau 46 Grad hat das Heilmoor, wenn es auf die betreffenden Stellen des Körpers aufgetragen wird. Um diese Temperatur 30 Minuten lang aufrechtzuerhalten, damit das Moor seine volle Wirkung erzielen kann, wird man zusätzlich in Tücher gehüllt. Entspannung setzt als Nebeneffekt dabei natürlich automatisch ein. Während das Moor also seine heilende Wirkung tut, lässt es sich angenehm in der wohligen Wärme dahinschlummern. Rund 210 Heilmoorbehandlungen werden täglich im Kurmittelhaus auf ärztliche Verordnung durchgeführt.

Geschichtliches

Errichtet wurden die Kurbetriebe von den Grafen Batthyány, die von 1753 bis 1918 die Herren in Tatzmannsdorf waren. Wie berichtet, wollten sie hier nach dem Vorbild des Franzenbades in Böhmen einen Kurort errichten – was auch gelang. Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Grafen Batthyány den Kurbetrieb aus finanziellen Gründen verkaufen. Ungarische Kaufleute, jüdische Geschäftsleute und Privatpersonen gründeten dafür eine Aktiengesellschaft – was die Kurbetriebe auch bis zur großen Neuausrichtung 2019 blieben. Heute ist der Quellenhof das letzte Gebäude, das an die Zeit der Batthyánys erinnert. Das Kurbad war Anfang des 20. Jahrhunderts jedenfalls sehr beliebt. Noch heute erinnert eine Figur von Franz Grillparzer an den bekannten österreichischen Schriftsteller, der gerne hierherkam.

Erwacht

Während des Zweiten Weltkrieges und der Besatzungszeit wurde der Kurbetrieb stark beschädigt. Bis zum Jahr 1953 dauerte die Revitalisierung. In diesem Jahr wurde die Anstalt vom Land Burgenland gekauft, saniert und bereits wenige Monate später im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Theodor Körner wiedereröffnet. Der Aufschwung war nicht mehr aufzuhalten. Ab 1970 wurde die Kuranstalt mit dem Kurmittelhaus und den heutigen Kur- und Thermenhotels um rund 80 Millionen Euro laufend ausgebaut. Damit war ein neues Kurzentrum entstanden. Alle Häuser sind heute unterirdisch mit dem Kurmittelhaus verbunden, in dem die Behandlungen durchgeführt werden.

Einen weiteren Meilenstein setzten die Kurbetriebe vor rund 30 Jahren. Bohrungen offenbarten ein Thermalwasservorkommen in einer Tiefe von 896 Meter. Mit einer Temperatur von 34 Grad Celsius kommt es an die Oberfläche. Rudolf Luipersbeck, langjähriger Direktor der Kurbad Tatzmannsdorf AG, gilt heute noch als Motor des Erfolges des Resorts, da er solche Entwicklungen ehrgeizig forcierte und initiierte. Mit dem Wachstum der Kurbetriebe wurde auch der Ort lebendiger. Dass eine Gemeinde wie Bad Tatzmannsdorf eine Tourismusstelle hat, liegt auf der Hand. Aber auch die Gastronomen haben immer dafür gesorgt, dass Bad Tatzmannsdorf ein Kurort ist, der den Gästen Unterhaltung bietet. Legendär sind bis heute die Tanzabende unter anderem im Cafe Krone und im Gasthaus Treiber. Für viele Einheimische waren diese wöchentlichen Veranstaltungen mit Live Musik bislang ein fixer Termin im Kalender.

Das Moor, kohlensäurehaltiges Heilwasser und das Thermalwasser sind quasi das Gold von Bad Tatzmannsdorf und die Grundlage zahlreicher Unternehmen, die in Bad Tatzmannsdorf ihren Standort gewählt haben. Die Spezialanwendungen sind österreichweit einzigartig. Ihre Wirkung, so heißt es, sei auch für Frauen besonders interessant. So sollen Frauen mit Kinderwunsch bereits im frühen 20. Jahrhundert auf die Kuranwendungen in Bad Tatzmannsdorf gesetzt haben. Augenzwinkernd meinen ältere Einwohner des Kurortes aber, dass wohl auch die jungen ungarischen Offiziere, die damals noch mit der Bahn nach Bad Tatzmannsdorf kamen, dafür verantwortlich gewesen sein könnten, dass dieser Wunsch hier überraschend oft erfüllt wurde. Sei‘s drum. Das Moor in Oberwart ist jedenfalls eine der Säulen, warum sich der einstige Kurort Bad Tatzmannsdorf zu einem einzigartigen Gesundheitsort entwickelt hat.


Moorabbau in Oberwart

Freilichtmuseum geöffnet

In dem historischen Ensemble erfahren Sie bei einem Gang durch die burgenländische Geschichte, wie unsere Vorfahren mit heimischen Baumaterialen wie Holz, Stroh, Lehm und Kalk ihre Häuser errichtet haben.
Der Zutritt ist über ein Drehkreuz selbstständig möglich!

Eintritt: 2 Euro

Führungen von Kustos Edi Nicka:
3., 10., 15., 24., 30. Juni,
jeweils um 16 Uhr

www.freilichtmuseum-badtatzmannsdorf.at

Das Freilichtmuseum ist in Besitz der Kurbad Tatzmannsdorf GmbH


Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten