Reportage

Schauplatz und Treffpunkt: Freibad Oberwart

Der Sommer 2020 war für die Freibäder kein wirklich guter. Nicht nur die Corona-Pandemie hat ihnen schwer zugesetzt. Auch das Wetter war nicht wirklich berauschend. Das Oberwarter Freibad hat jedoch in seiner langen Geschichte viele prächtige Zeiten erlebt.

Foto: Momentothek, I.-Wachter-1965

Das Oberwarter Freibad 1965…

 

Bereits 1868 hat es in Oberwart ein Freibad gegeben. Die bedeutende Entwicklung begann aber erst 1930. In diesem Jahr wurde das Becken neu ausgehoben und was heute kaum mehr vorstellbar ist: Die Wände wurden lediglich mit Holzpflöcken und -pfosten abgesichert. Der Boden des Bades bestand aus dem vorhandenen Erdreich. Wie verschmutzt und verschlammt es deshalb war, kann man sich vorstellen. Angeblich soll dieses Bad nur den Soldaten der Oberwarter Kaserne zugänglich gewesen sein. Die Gemeindevertreter Oberwarts hatten sich ja lange gegen die Errichtung der Kaserne gewehrt. Als diese dann doch gebaut wurde, wollte man Gerüchten zufolge die Frauen vor den Soldaten abschirmen. Also war das Bad für die Bevölkerung nicht zugänglich. Nur die Soldaten durften hier schwimmen.

Bereits 1934 wurde das Freibad Oberwart erstmals saniert. Das war auch kein Wunder, denn die Holzplanken waren schon nach vier Jahren undicht geworden. Die Wasseranspeisung wurde übrigens von der Pinka aus vorgenommen. Der Eingang des Bads befand sich damals auch westseitig in der heutigen Heidegasse.
Nach 1945 benützten vor allem die Angehörigen der Sowjetarmee das Freibad Oberwart. Ein Zeitzeuge berichtet, dass er sich als damals 15-Jähriger Zutritt zum Bad verschafft hatte und ganz fasziniert einer russischen Soldatin beim Schwimmen zusah. Er muss sie wohl lange angestarrt haben, denn die Frau kam auf ihn zu und fragte ihn in gebrochenem Deutsch, „warum du so lange gucken?“ Ganz direkt antwortete er: „Weil du so wunderschön bist.“ Daraufhin lächelte sie und auch die umstehenden Soldaten, die dies gehört hatten, mussten lachen. Der junge Mann durfte jedenfalls danach immer im Freibad seine Runden schwimmen.
In den Nachkriegsjahren verfiel das Bad zur Gänze.

Gesellschaftlicher Hotspot

Die Gemeinde Oberwart fasste im Jahr 1949 den Beschluss, das Bad auszubauen und nahm dafür 300.000 Schilling in die Hand. Der dazu notwendige Schotter für die Betonwände und den Boden kam vom Helenenteich (später Stieberteich genannt), der damals ausgehoben wurde. 1953 wurde das Freibad dann endlich eröffnet – und es war eine Sensation. Es entsprach nicht nur dem neuesten Stand der Technik, sondern hatte mit dem Ein-Meter und Drei-Meter Springturm eine besondere Attraktion. Der Haupteingang wurde in der Badgasse ausgebaut, wo er sich heute noch befindet. Gleich daneben wurde eine Kantine errichtet und es gab auch Kabinen und Kästchen sowie Duschen. Im Jahr 1962 wurden weitere 28 Kabinen errichtet, weil die Nachfrage enorm hoch war. Alles, was in Oberwart Rang und Namen hatte, traf sich hier. Das Freibad in Oberwart war für viele zu einer Art zweitem Wohnzimmer geworden.

Wettkämpfe

Als Anfang der 1960er-Jahre die Pinka reguliert wurde, fiel der Bereich um die Raffelmühle als Schwimmort für die Kinder weg. Schwimmkurse fanden somit im Oberwarter Freibad statt. Einer der wohl bekanntesten Schwimmlehrer war der spätere Hauptschuldirektor Karl Volcic. Er war auch Funktionär der Sportunion Oberwart und für die Veranstaltung der Oberwarter Schwimmtage verantwortlich. Von 1971 bis 1980 fanden sie statt. Gleich beim ersten Wettkampf trat Oberwart gegen Krems und Wiener Neustadt an und ging als Sieger hervor. Bereits 1977 waren die Oberwarter Schwimmtage zu einer Großveranstaltung geworden. 16 Vereine mit 1.186 Nennungen traten gegeneinander an. Es waren aufsehenerregende Wettkämpfe. Das Freibad wurde 1989 schließlich komplett umgebaut. Kinderbecken, Wasserpilz, Rutsche, Nirostastahlbecken, Gastrobetrieb – auch Laubbäume wurden gesetzt, um die 7.000 m2 große Liegefläche zu beschatten. In den letzten Jahren war das Freibad vor allem auch durch den Kindersommer Oberwart besonders belebt. Durch die Solaranlage am Dach des ehemaligen Hallenbades wird das Wasser beheizt und das Freibad ist somit als Wohlfühloase von Mai bis Mitte September geöffnet. Was es mit dem Hallenbad Oberwarts auf sich hat – das ist eine Geschichte, die ich Ihnen in der nächsten Ausgabe erzählen werde


... und 1934. Es war damals nur den Soldaten der Kaserne zugänglich

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