Ein Malerbetrieb aus Kaindorf zeigt, wie erfolgreich der ökologische Weg sein kann. Die Marke Hannes Herbsthofer und seine „Atmenden Wände“.

Foto: Kanizaji

Hannes Herbsthofer mit seiner Frau Marlies.

 

Irgendwo in einem Bierlokal in Oberösterreich zu etwas fortgeschrittener Stunde im Jahr 2006. Zwei Oststeirer stehen an der Bar. Gegen Mitternacht heben sie ihre Biergläser und stoßen auf ihr soeben per Handschlag besiegeltes Versprechen an.
An diesem Abend erzählte der Kaindorfer Rainer Dunst seinem Freund und Inhaber eines Malereibetriebes Hannes Herbsthofer von der Verwirklichung der Ökoregion. „Wenn du es schaffst, sechs Gemeinden zu einer ökologischen Vorzeige-Region zusammenzuschließen, dann stelle ich meinen Malerbetrieb auf klimaneutral um“, war damals die Reaktion von Hannes Herbsthofer. Gesagt, getan. Das Unternehmen Herbsthofer aus Kaindorf war vier Jahre später der erste klimaneutrale Malereibetrieb Europas. Von den Kunden wurde dies jedoch nur am Rande wahrgenommen. Die Positionierung gelang erst durch die „Atmenden Wände“ – und damit kam auch der Erfolg.

Können Wände atmen?

„Natürlich atmen Wände nicht, da eine Außenwand ja keine Luft durchlassen darf. Dieses Bild steht eher für ein gutes und gesundes Raumklima“, erklärt Hannes Herbsthofer. Und dass dieses wichtig ist, erklärt die Tatsache, dass wir rund 90 Prozent unseres Lebens in geschlossenen Räumen verbringen. Entscheidend für ein gesundes Klima und eine gute Luft sind laut Herbsthofer die inneren zwölf Millimeter. Genau hier setzt das System der „Atmenden Wände“ an. „Im Schnitt entstehen in einem Haushalt allein durch Atmung, Transpiration, Duschen und Kochen täglich rund zehn Liter Wasserdampf“, erklärt der Unternehmer. „Herkömmliche Putze und Farben sind nicht in der Lage, diese Feuchtigkeit aufzunehmen. Die Folge ist oft Schimmel. Dass ein solches Raumklima schlecht für die Gesundheit ist, liegt auf der Hand.“ Bei den „Atmenden Wänden“ hingegen bilden Kalk, Silikat und Lehm die Basis für den optimalen Feuchtigkeitswert im Raum. „Durch diese Naturmaterialien nehmen die Wände Feuchtigkeit auf, speichern sie und geben sie bei sinkender Feuchtigkeit im Raum ab. Dadurch wird eine dauerhafte Feuchtigkeit von 40-60 Prozent erreicht“, erklärt Herbsthofer. Schimmel, Pilze und Viren können in einem solchen Milieu nicht gut überleben. „Da die Putze und Farben außerdem diffusionsfähig sind, werden beispielsweise auch Gerüche abgebaut. Dort wo viel und gerne gekocht wird, weiß man ‚Atmende Wände‘ dann richtig zu schätzen“, kennt Hannes Herbsthofer die Rückmeldung seiner Kunden. Auch an der Außenfassade sieht das System nur natürliche Materialien vor. „Oft entsteht an der Nordseite eines Hauses ein Algenbefall, der einen gräulichen Schleier bildet. Üblicherweise wird dieser dann mit Giftstoffen bekämpft, die sich aber mit der Zeit auswaschen und in die Natur gelangen. Auch in unser Grundwasser. Wir arbeiten hier mit diffusionsoffenen Verputzen, die Feuchtigkeit aufnehmen und die Oberfläche rasch trocknen“, erklärt der Unternehmer. Alles ohne Chemie.

Markenpartnerschaft

Von dem Wissen rund um gesundes Raumklima sollen auch andere Malereibetriebe profitieren. Durch eine sogenannte Markenpartnerschaft steht dem Unternehmen die komplette Markenpositionierung zur Verfügung. „Jeder Malereibetrieb bleibt eigenständig, aber er ist bereits durch ein einheitliches Erscheinungsbild als Marke „Atmende Wände“ gekennzeichnet. „Mit der Markenpartnerschaft erhält ein Betrieb die komplette Markenpositionierung um weniger als 20 Prozent der eigentlichen Kosten“, erklärt Herbsthofer. „Meine Idee war es, unabhängig von den Ausschreibungen zu werden, da die Preisspirale nach unten geht“, sagt Herbsthofer. Zielgruppe sind daher die Privatkunden. „Wir machen Malerbetriebe erfolgreich“, ist der Slogan. 80 Prozent der Angebote hat ein Markenpartner kürzlich zu Aufträgen gemacht. Das ist nur eines der Erfolgserlebnisse, die die Partner rückmelden.
Die Visionen gehen noch weiter. Eine eigene Lehrlingsakademie soll entstehen. Auszubildende könnten dann in den verschiedenen Markenpartner-Betrieben lernen. Hannes Herbsthofer hat in seinem Unternehmen seine eigene Führungsstrategie: „Wer bei uns arbeitet, hat die Chance, im Betrieb Karriere zu machen und sogar Geschäftsführer zu werden“, sagt er. Derzeit sind bei Herbsthofer noch vier Stellen frei. Vom operativen Tagesgeschäft hat sich der Firmenchef zurückgezogen. Die Weiterentwicklung der Markenpartnerschaften erfordert seine ganze Aufmerksamkeit. Das ist nötig, sagt er. Und der Atem von Hannes Herbsthofer, der ist dabei ziemlich lang.

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