Nicole MÜHL / 29. April 2025
© Josef Grunwald
Sie arbeiten jeweils mehr als 1.000 Stunden jährlich und weit darüber hinaus – ehrenamtlich – um regionale Kunstschaffende sichtbar zu machen: der Vorstand des Kunst- und Kulturvereins Markt Allhau (KUKMA): Ehrenobmann Mag. Manfred Koch, Kassier und Gründungsmitglied Hans Kraus, Schriftführerin-Stellvertreterin Brigitte Evans, Obmann Ing. Gerhard Krutzler und Obmann-Stellvertreter Josef Grunwald (am Bild fehlend: Schriftführerin Martha Kraus)
Die Kunstwerke erzählen es zuerst. Sie lehnen an Wänden, füllen Regale, stapeln sich auf Böden – das Zuhause von Gerhard Krutzler in Markt Allhau gleicht einem begehbaren Archiv burgenländischer Gegenwartskunst. Von möglichst vielen der rund 70 aktiven Kunstschaffenden des Vereins KUKMA hat er sich vorgenommen, mindestens ein Werk zu besitzen – neben vielen anderen Kunstwerken. Manche davon sind noch verpackt. „Aber ich habe sie“, sagt er. Seit 2014 ist er Obmann des Kunst- und Kulturvereins (KUKMA) Markt Allhau – und längst zu dessen prägender Figur geworden.
Er selbst tritt ungern allein in den Vordergrund. Freundlich, kontrolliert, mit der höflichen Zurückhaltung eines Menschen, der sich nicht inszenieren mag. Seine Biografie – ein Mosaik aus verschiedenen Welten: Der Großonkel war Jurist, ein anderer akademischer Maler, der Vater Baumeister, der Großvater Maurermeister. Aus dieser Mischung erwächst Krutzlers Haltung: strukturiert, diszipliniert, aber stets offen für das Künstlerische. Was er als Immobilienmakler an Organisationstalent kultivierte, fließt heute in seine Arbeit für KUKMA ein – einen Kunstverein, in dem Struktur und Kreativität produktiv aufeinandertreffen.
Vor genau 20 Jahren wurde KUKMA als Kunstinitiative im Südburgenland ins Leben gerufen, um sich der Förderung autodidaktischer Kunstschaffender zu widmen. Diesem obersten Statut ist man bis heute treu geblieben und verpflichtet. Mit konsequenter Hartnäckigkeit hat sich KUKMA in den letzten zwei Jahrzehnten einen Namen gemacht und inzwischen 100 Vereinsmitglieder. 70 davon sind aktiv als Kunstschaffende tätig. Zwischen etablierten Galerien und akademisch geprägten Kunstbetrieben hat sich der Verein selbstbewusst positioniert. „KUKMA ist der Beweis, dass künstlerische Qualität nicht zwingend an formale Abschlüsse gebunden ist. Jeder, der Kunst aus einer inneren Freude heraus schafft, soll auch die Möglichkeit haben, das zu zeigen – in einem angemessenen Rahmen“, sagt Krutzler. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Kunstschaffenden im Verein Autodidakten, die sich durch Eigenstudium und Austausch kontinuierlich weiterentwickelt haben.
Klare Strukturen für kreative Entwicklung
Was den Verein auszeichnet, ist seine Umtriebigkeit. „Wir tun. Wir handeln“, erklärt Krutzler. Im vergangenen Jahr wurden 22 Ausstellungen organisiert, eine Kulturreise nach Bratislava durchgeführt, ein dreitägiger Malkurs angeboten und elf Künstlertreffen veranstaltet. Der gesamte Vorstand arbeitet ehrenamtlich. Das sei nur möglich durch das Zusammenspiel vieler. „Wir kümmern uns um die Organisation, planen Ausstellungen, erstellen Flyer, achten auf Abgabetermine, finanzieren eine Website und eine eigene Software und sorgen für regelmäßigen Austausch und Information über verschiedene Plattformen wie einen regelmäßigen Newsletter und Social Media Auftritte. Außerdem übernehmen wir die Pressearbeit und haben aktuell einen neuen Katalog erstellt und vieles mehr. Die Künstlerinnen und Künstler können sich ganz auf ihr Schaffen konzentrieren“, erklärt der Obmann. All das passiert unentgeltlich, mit großem Zeiteinsatz – „mehr als 1.000 Stunden jährlich investiert allein Josef Grunwald in den Verein, um ihm mit akribischer Genauigkeit Struktur zu verleihen“, hebt Krutzler den besonderen Einsatz seines Obmann-Stellvertreters hervor. Krutzler sieht seine eigene Rolle nicht nur als Koordinator, sondern auch als jemand, der das Menschliche nicht vergisst. „Ich habe Freude, wenn es den Menschen gut geht und sie Erfolg haben. Nicht nur materiell, sondern wenn das, das sie geschaffen haben, angenommen wird.“ Er selbst sei kein Künstler, betont Krutzler. „Noch nicht“, sagt er mit einem leichten Schmunzeln. Vielmehr versteht er sich als jemand, der Rahmenbedingungen schafft, damit andere wachsen können.
„Wogig“ ist ein Begriff, der seinem Wesenszug gerecht wird, meint er selbst. Gehört habe er das Wort zum ersten Mal bei einer Aufführung der Schöpfung von Joseph Haydn und für sich selbst als treffend empfunden. „Es bezeichnet eine Bewegung, aber ohne Drang nach Dramatik. Gott habe ja nicht nur Berge geschaffen, sondern auch Hügel“, sagt Krutzler. Er brauche keine steilen Gipfel. „Das passt nicht zu meiner Emotionsamplitude“, sagt er schmunzelnd. Was er schätzt, ist Kontinuität, Verlässlichkeit. So begegnet er der Kunst, so führt er den Verein – als jemand, der den Rhythmus hält. Der trägt.
Dabei wachsen die Mitglieder oft über ihre Grenzen hinaus. Wie etwa Hans Kraus, einst ein zurückhaltender Teilnehmer, der sich künstlerisch so weit entwickelt hat, dass ihm nun eine Einzelausstellung im Kulturzentrum Oberschützen angeboten wurde. „Manche sind künstlerisch schon so fortgeschritten und brauchen von Beginn an eine ‚Bühne‘ – andere Zeit. Wir begleiten sie auf diesem Weg.“
Kunst muss sichtbar werden
Dass KUKMA diese Räume schafft, ist auch dem Vertrauen zu verdanken, das dem Verein entgegengebracht wird. Niko Potsch, Betreiber des Felsenmuseums in Bernstein, ist ein wichtiger Partner. Immer wieder stellt er KUKMA seine außergewöhnlichen Räumlichkeiten für Ausstellungen zur Verfügung. „Unser Anliegen ist es, Kunst zu fördern, weil wir wissen, wie schwer es ist, Kunst der breiten Öffentlichkeit zu zeigen. Deshalb wollen wir Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben, hier kostenlos auszustellen. Die Vielfalt von KUKMA passt perfekt hierher“, sagt er. Der Kunst- und Kulturverein bringe eine breite Palette an künstlerischen Ausdrucksformen mit. „Und alles ist extrem professionell organisiert. Wir wurden noch nie enttäuscht.“
In einer Welt, die sich oft an Effizienz misst, ist KUKMA ein Gegenentwurf. Hier zählt die Freude am Schaffen, die Entfaltung. Und mittendrin: ein Mann, der nicht lauter wird, wenn es laut wird – sondern „wogig“ bleibt. Beweglich, ruhig, beständig. Und gerade deshalb so wirksam.

„Fantasiewelten“ hieß die letzte Ausstellung von Josef Grunwald …

… Beatrix Jaindl (Temari japanische Glückskugeln) …

… und Ursula Etzlinger-Staf im Felsenmuseum in Bernstein.
© Josef Grunwald

Das Felsenmuseum in Bernstein ist ein wertvoller Ausstellungsort für KUKMA.
Inhaber Niko Potsch ist von der Organisation und Struktur des Vereins und der Vielfalt der Kunstwerke begeistert.
© Josef Grunwald

Ing. Gerhard Krutzler ist seit 2014 Obmann des Kunst- und Kulturvereins Markt Allhau (KUKMA) und er ist auch Vizepräsident des Kunstvereins Köszeg.
© Josef Grunwald
Alle Fotos © Josef Grunwald






























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