Sarah Bauernhofer:„Wer bei anderen Blumen sät, blüht selbst auf“

Mit ihrem Verein „Von Mama zu Mama“ unterstützt Sarah Bauernhofer unzählige Frauen in der Oststeiermark – unbürokratisch, direkt und mit viel Herz. Was als Facebook-Gruppe begann, ist heute eine Bewegung mit Wirkung bis in die Landespolitik. prima! hat die zweifache Mutter rund um den Muttertag zum Gespräch getroffen.

Chiara PIELER / 29. April 2025

Sarah Bauernhofer, Initiatorin des Vereins „Von Mama zu Mama“, mit Schüler:innen der Mittelschule Friedberg bei einem Vortrag über ihren Verein.

Wenn Sarah Bauernhofer von ihrem Herzensprojekt, dem Verein „Von Mama zu Mama“ erzählt, leuchten ihre Augen – auch wenn die Geschichten, die sie erzählt, alles andere als ruhig sind. In ihrem Büro in St. Johann in der Haide liegen Plakate der aktuellen Kampagne gegen Gewalt an Frauen. Außerdem befindet sich hier eine kleine Kreidetafel. Darauf steht ein Satz, der nicht nur schön klingt, sondern auch Haltung verrät: „Wer bei anderen Blumen sät, blüht selbst auf.“ Und am Boden döst ein kleiner Havaneser, der die lockere Stimmung hin und wieder mit einem leisen Schnaufen unterstreicht.

Der Anfang – Ein Spaziergang im Joglland

„Das war nie mein Plan“, sagt Bauernhofer über die Entstehung des Vereins. 2015, schwanger mit ihrer Tochter, zieht sie durch das hügelige Joglland, schiebt den zweijährigen Sohn im Kinderwagen. Ihre Freundinnen sind noch kinderlos, sie fühlt sich isoliert. „Dann hab‘ ich mir gedacht, ich geh halt öfter spazieren. Irgendwem wird’s ja genauso gehen wie mir“, sagt sie heute. Der Wunsch nach Vernetzung wird zum Keim einer Bewegung. Sie gründet eine Facebook-Gruppe, nennt sie spontan „Von Mama zu Mama“. Innerhalb weniger Wochen sind bereits 500 Mütter aus der Region Mitglied. Heute sind es über 7.500 – ausschließlich aus der Oststeiermark und angrenzenden Gebieten. „Die Regionalität macht unseren Verein aus. Es macht uns greifbar“, so Bauernhofer.

Lachende Frau in schwarzem Top und Leopardenhose sitzt lässig auf einem Hocker, moderne Mode und Stil dargestellend.
© zVg Sarah Bauernhofer
Sarah Bauernhofer

Sarah Bauernhofer ist zweifache Mutter und Initiatorin des Vereins „Von Mama zu Mama“.

Der Schritt zur Gemeinnützigkeit

Zunächst bleibt der spätere Verein eine lose Community. Es gab Wanderungen mit Kinderwägen, vereinzelte Spendenaktionen, Styling-Tage für den guten Zweck. 2019 folgt der nächste Schritt: ein eigenes Kochbuch – mit Rezepten von Frauen aus der Region. „Das ist unser Herzstück. Ein feministisches Kochbuch, wenn man es so nennen möchte. Mit und für Familien, die gerne kochen.“ Mit dem wachsenden Vertrauen wächst auch die Verantwortung. Bauernhofer erinnert sich genau an den ersten Lebensmittelgutschein, den sie einer bedürftigen Mutter überreichte. „Wir hatten die finanziellen Mittel. Also warum nicht helfen“, erzählt sie selbstverständlich. Seither hat sich daraus ein Netz aus Solidarität entwickelt. Im vergangenen Jahr hat der Verein über 150.000 Euro ausgeschüttet – schnell, unbürokratisch, treffsicher. Ungebunden an Institutionen oder langwierige Ansuchen, direkt an Familien in der Oststeiermark. Von Lebensmittelgutscheinen bis hin zu Schul-Skikursen.

„Das Leben ist teuer geworden“

Bauernhofers Wurzeln liegen tief in der Oststeiermark. Hier kennt man sich, hier redet man miteinander – oder eben auch nicht. „Es ist teilweise ärger als ein Outing, wenn rauskommt, dass es jemandem finanziell nicht gut geht.“ Deshalb schützt sie die Identität der unterstützten Familien mit aller Konsequenz. Und gerade deshalb wird sie mittlerweile auch von öffentlichen Stellen kontaktiert – von Sozialarbeiter:innen, von Bürgermeister:innen. „Weil sie wissen, bei uns geht es schnell. Und das Geld kommt dort an, wo es gebraucht wird.“ Der Verein finanziert Nachmittagsbetreuung, Skikurse, Turnschuhe. „Dadurch sehe ich tagtäglich, wie teuer das Leben gewor-den ist. Die Anfragen explodieren.“

Hartbergs Geburtenstation

Auch wenn Sarah Bauernhofer stets betont, „Von Mama zu Mama“ sei keine politische Bewegung – lange lässt sich ihre Arbeit nicht von politischen Fragen trennen. Besonders sichtbar wurde das 2022, als sie eine Petition gegen die Schließung der Geburtenstation Hart-berg initiierte. Als „einen Kraftakt“ bezeichnet sie die Aktion heute. 11.000 Unterschriften. Medienrummel. Gespräche mit der Landespolitik. „Es war sehr intensiv. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal machen würde“, sagt sie heute rückblickend. „Aber wir haben gemerkt, was möglich ist, wenn viele Menschen für eine Sache einstehen.“ Am Ende bleibt die Station bestehen – auch dank ihres Engagements.

Ein Raum für Solidarität und Visionen

Inzwischen hat sich das Büro von „Von Mama zu Mama“ zu einem sozialen Knotenpunkt entwickelt. Dort, wo Plakate gegen Gewalt an Frauen neben anonymen Geldspenden liegen. Dort, wo Ideen für das nächste Kochbuch entstehen. Und wo die Initiatorin des Vereins mit unverstelltem Blick über Missstände spricht: über Kinderbetreuungsgebühren, ungleiche Chancen, fehlende soziale Absicherung. „Ich will eigentlich nicht in die Politik“, sagt sie. „Aber wenn sich weiterhin nichts ändert, überlege ich es mir vielleicht noch.“
Wenn Sarah Bauernhofer dann zum Schluss von der anonymen 3.000-Euro-Spende erzählt – bar im Kuvert, ohne Absender –, leuchten ihre Augen. „Das ist nicht einfach nur Großzügigkeit“, sagt sie. „Das ist Vertrauen. Und das ist das Schönste an meiner Arbeit.

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