Kritik der Landwirtschaftskammer Burgenland am EU-Mercosur-Abkommen

Die EU-Kommission hat kürzlich den Weg für das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den südamerikanischen Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) freigemacht. Damit das Abkommen in Kraft treten kann, ist noch die Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten sowie des Europäischen Parlaments erforderlich.

Nicole MÜHL / 4. September 2025

Die Landwirtschaftskammer Burgenland lehnt Mercosur-Abkommen ab.

Position der Landwirtschaftskammer Burgenland

Die Landwirtschaftskammer (LK) Burgenland spricht sich entschieden gegen das Abkommen aus. Ihr Präsident, Nikolaus Berlakovich, der zugleich 1. Vizepräsident des europäischen Bauernverbandes Copa ist, bezeichnete die Entscheidung der EU-Kommission als „Verrat an der europäischen und österreichischen Landwirtschaft“. Nach seiner Einschätzung gefährde das Abkommen bäuerliche Familienbetriebe, indem es südamerikanischen Agrarprodukten den europäischen Markt öffne.

Befürchtete Auswirkungen

Von Seiten der Landwirtschaft wird vor allem ein verstärkter Import von Rind- und Geflügelfleisch, Zucker und Ethanol aus Südamerika erwartet. Die dortigen Produzenten könnten aufgrund niedrigerer Produktionskosten sowie weniger strenger Umwelt- und Tierschutzauflagen günstiger exportieren. Nach Ansicht der LK Burgenland entsteht dadurch ein Wettbewerbsnachteil für europäische Landwirte, die strengen Produktionsstandards unterliegen. Kritisiert wird insbesondere der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Hormonen und Antibiotika, die in der EU verboten sind, in Südamerika jedoch zugelassen sind.

Berlakovich warnt in diesem Zusammenhang vor einer Gefährdung bäuerlicher Existenzen und einer möglichen Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit in Europa.

Das geplante Abkommen enthält auch einen Ausgleichsfonds, der Landwirte unterstützen soll, die durch den stärkeren Importdruck benachteiligt werden. Berlakovich bezeichnete dieses Instrument jedoch als unzureichend und sprach von einer „Alibiaktion“, die die Strukturprobleme nicht lösen könne.

Forderung nach Herkunftskennzeichnung

Ein weiteres zentrales Anliegen der LK Burgenland ist die Einführung einer verpflichtenden, umfassenden Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel. Diese Maßnahme soll Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit geben, bewusst Produkte aus heimischer Landwirtschaft zu wählen und damit die Wettbewerbsfähigkeit regionaler Betriebe zu stärken.

Berlakovich fordert die österreichische Bundesregierung auf, ihre bisherige ablehnende Haltung gegenüber dem Abkommen beizubehalten. Er verweist dabei auch auf einen bestehenden Parlamentsbeschluss, der sich klar gegen den Mercosur-Vertrag ausspricht. Ein Abweichen davon wäre seiner Ansicht nach ein „Verrat an Landwirtschaft, Umwelt und Konsumenten“.

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