Finanzschulden des Burgenlands steigen auf 2,18 Milliarden Euro

Die Verschuldung des Burgenlands hat mit 2,18 Milliarden Euro einen neuen Höchststand erreicht. Das ist eine Steigerung von 21% seit dem Jahr 2021. Der Landesrechnungshof (BLRH) bemängelt fehlende Kontrolle und Transparenz, die Landesregierung spricht von einer "einseitigen " Darstellung und verweist auf Vermögenszuwächse und Investitionen. ÖVP und FPÖ sehen hingegen ein strukturelles Finanzproblem und planen einen Misstrauensantrag gegen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Nicole MATSCH / 30. Oktober 2025

Die Fnanzschulden des Burgenlandes steigen. Das ergab der am Mittwoch veröffentlichte Prüfbericht des BLRH.

Rechnungshofbericht: Schulden steigen, Strategie fehle

Zum 31. Dezember 2024 verzeichnete der Konzern Burgenland – bestehend aus dem Land, der Landesholding und deren Unternehmen – Finanzschulden in Höhe von 2,18 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von rund 380 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Davon waren 1,38 Milliarden Euro durch Haftungen des Landes Burgenland besichert, also Kredite von Landesunternehmen, für die das Land im Falle eines Zahlungsausfalls mithaftet; diese Haftungen stiegen im selben Zeitraum auf 1,56 Milliarden Euro.

Die Burgenland Energie wies zum 30. September 2024 Finanzschulden in Höhe von 713 Millionen Euro aus, das Projekt Tomorrow (das als eine eigene Projektgesellschaft konzipiert ist, die von Burgenland Energie betrieben wird, an der das Land Burgenland aber nur mit 49 Prozent beteiligt ist) zum Jahresende 79 Millionen Euro. Diese beiden Bereiche wurden separat bilanziert und sind in die genannten 2,18 Milliarden nicht einzurechnen.

Der Landesrechnungshof kritisiert, dass das Land Burgenland und Landesholding keine gemeinsame Finanzierungsstrategie verfolgen. Zwar existiere seit 2023 ein Finanzkonzept, dieses umfasse die Landesunternehmen aber nicht.

Ein Mann im Anzug steht lächelnd vor einem blauen BLRH-Hintergrund und einem Tisch mit Namensschild. Foto zum Thema Finanzschulden Burgenland
© BLRH
René Wenk, Direktor des BLRH

„Wir haben festgestellt, dass das Land Burgenland Finanzschulden zunehmend in seine Landesunternehmen auslagert und diese in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind. Wir empfehlen – wie auch schon in unserem Prüfbericht zu den Finanzschulden 2021 – eine zwischen Land und Landesunternehmen abgestimmte gemeinsame Finanzierungsstrategie sowie eine klare und nachvollziehbare Darstellung aller Finanzschulden, also auch jene der Landesunternehmen, im Anhang zu den Rechnungsabschlüssen des Landes Burgenland.“

Mehr Transparenz bei Schulden empfohlen

Der Landesrechnungshof fordert eine Erweiterung der Rechnungsabschlüsse, um die Finanzlage aller Landesunternehmen übersichtlich darzustellen. Auch Gesellschafterzuschüsse und Mietzahlungen sollten offengelegt werden, da sie häufig zur Tilgung von Schulden dienen. Darüber hinaus weist der BLRH auf künftige Belastungen hin: In der Landesholding werden im Jahr 2036 endfällige Kredite über mehr als 250 Millionen Euro fällig. Eine gemeinsame Strategie sei notwendig, um diese Rückzahlungen langfristig abzusichern.

Landesregierung betont Stabilität und Vermögenszuwachs

Die Landesregierung bezeichnet die Kritik als „einseitig und unvollständig“. Das Burgenland habe in den vergangenen Jahren massiv in Infrastruktur, Pflege, Bildung und Energie investiert und dadurch langfristige Werte geschaffen. Landesrat Leonhard Schneemann erklärt: „Wir schaffen Werte, nicht nur Schlagzeilen. Seit 2020 ist das Vermögen des Landes und der Landesholding um 1,6 Milliarden Euro gestiegen – während sich die Finanzschulden deutlich langsamer entwickelt haben.“ Laut Regierung liege die Pro-Kopf-Verschuldung mit rund 5.500 Euro im österreichischen Mittelfeld, das Pro-Kopf-Vermögen aber bei 20.000 Euro – und sei somit fast viermal so hoch. Der BLRH habe lediglich die Bruttoverschuldung bewertet, nicht aber die Vermögenswerte, die diese gegenüberstellen. Schneemann betont, die Finanzpolitik des Landes sei langfristig und verantwortungsvoll: „Wir arbeiten für die Zukunft, nicht auf ihre Kosten“, so der Landesrat.

Opposition fordert Konsequenzen

ÖVP-Klubobmann Bernd Strobl sieht das Land „finanziell am Abgrund“ und fordert die Einsetzung eines Regierungskommissärs für die Landesholding als unabhängige Kontrollinstanz. Auch die Abberufung der Geschäftsführung sei aus seiner Sicht notwendig. FPÖ-Klubobmann Norbert Hofer spricht von einer „toxisch gewordenen Finanzlage“ und sieht im Bericht den Beleg für „jahrelange Misswirtschaft“. Gemeinsam mit der ÖVP kündigte er einen Misstrauensantrag gegen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil für die Landtagssitzung am 13. November an.

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