Nicole MÜHL / 25. November 2025
©zVg Markus Gerauer
Unter Markus Gerauer wurde 2018 „Magdas Küche“ der Caritas im 23. Wiener Bezirk errichtet. Eine IT-basierte Großküche und ein zukunftsorientiertes Verpflegungskonzept. „Magdas Küche“ liefert wöchentlich zehntausende Mahlzeiten an Seniorenheime, Kindergärten und Schulen. Das Projekt legt großen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit.
Von außen betrachtet wirkt Markus Gerauer wie jemand, der sein Leben in Zyklen führt: alle paar Jahre ein neues Projekt, ein neuer Ort, ein anderes Konzept. Und doch steckt dahinter kein Unruhetrieb, sondern eine Haltung. Managen heißt für ihn, Räume zu schaffen, in denen andere wachsen können. Wenn das erreicht ist, ist für Markus Gerauer der Zeitpunkt gekommen, wo er seinen Job erledigt hat. „Wenn ein Team ohne mich funktioniert, habe ich alles richtig gemacht“, sagt er. Dann heißt es für ihn: „Auf zu neuen Ufern.“
Gerauer ist einer, der Struktur liebt und doch das Lebendige sucht. Vier Tage in der Woche lebt und arbeitet er im Südburgenland, in Deutsch Schützen – dort, wo sich Weingärten in die Hügel schmiegen und der Wind Geschichten erzählt.
In der Ratschen, einem Haus, das Haubenlokal, Wirtshaus und Chaletdorf zugleich ist, hat er einen Ort gefunden, an dem sich seine Erfahrungen verdichten. Drei Hauben im Gourmetführer, aber mittags Menüs für 13 Euro – für Gerauer kein Widerspruch, sondern gelebtes Konzept. „Wenn du willst, dass ein Haus in einer Region verwurzelt ist, musst du den Menschen vor Ort einen Platz geben.“
So sitzt hier der Arbeiter neben der Winzerin, die Familie neben dem Gourmet. Alle sind willkommen, weil Gastlichkeit für Gerauer mehr ist als Service – sie ist eine Haltung. Geerdet und ehrlich.
Herkunft ohne Zielvorgabe
Geboren in Oberösterreich. Der Vater beim Bundesheer, die Mutter Friseurin. Kein Umfeld, das Managementkarrieren oder die Gastronomie vorsah. Eher Sicherheit, Handwerk, solide Bahnen. Doch Markus Gerauer mochte früh die Bühne der Begegnung. „Wenn ich arbeite, will ich mit Menschen zu tun haben“, sagt er.
Mit 16 Jahren tritt er in die Tourismusschule in der Steiermark ein, später studiert er Tourismuswirtschaft. Sein erster großer Karriereschritt führt ihn nach Florida – zu Disney, wo er knapp zwei Jahre lang arbeitet. Dort lernt er, was Organisation auf höchstem Niveau heißt. Zurück in Österreich steigt er in die Systemgastronomie ein, arbeitet bei Nordsee, betreibt ein Lokal der Villacher Brauerei im ersten Wiener Bezirk. Und dann passiert etwas, das seinen Lebenslauf bis heute prägt:
Ein Investor sucht jemanden, der eine Westernstadt plant. Gerauer ist 23 Jahre alt, voller Ideen und zu jung, um Angst zu haben.
Er projektiert die „No Name City“ in Wöllersdorf, baut sie auf und leitet sie mit 25 Jahren. 170 Mitarbeiter, Shows, Gastronomie, Logistik. In einer Zeitschrift wurde er damals als „Milchbubi“ bezeichnet, erzählt er lachend und zuckt dabei mit den Schultern. Persönlich hat er das nicht genommen – da sind sein Selbstbewusstsein und der Glaube an sich selbst einfach zu groß – immer schon gewesen. „Sonst machst du so etwas nicht“, sagt er. Einen Plan B hat er erst seit Corona im Ärmel.
Herkunft ohne Zielvorgabe
Geboren in Oberösterreich. Der Vater beim Bundesheer, die Mutter Friseurin. Kein Umfeld, das Managementkarrieren oder die Gastronomie vorsah. Eher Sicherheit, Handwerk, solide Bahnen. Doch Markus Gerauer mochte früh die Bühne der Begegnung. „Wenn ich arbeite, will ich mit Menschen zu tun haben“, sagt er.
Mit 16 Jahren tritt er in die Tourismusschule in der Steiermark ein, später studiert er Tourismuswirtschaft. Sein erster großer Karriereschritt führt ihn nach Florida – zu Disney, wo er knapp zwei Jahre lang arbeitet. Dort lernt er, was Organisation auf höchstem Niveau heißt. Zurück in Österreich steigt er in die Systemgastronomie ein, arbeitet bei Nordsee, betreibt ein Lokal der Villacher Brauerei im ersten Wiener Bezirk. Und dann passiert etwas, das seinen Lebenslauf bis heute prägt: Ein Investor sucht jemanden, der eine Westernstadt plant. Gerauer ist 23 Jahre alt, voller Ideen und zu jung, um Angst zu haben. Er projektiert die „No Name City“ in Wöllersdorf, baut sie auf und leitet sie mit 25 Jahren. 170 Mitarbeiter, Shows, Gastronomie, Logistik. In einer Zeitschrift wurde er damals als „Milchbubi“ bezeichnet, erzählt er lachend und zuckt dabei mit den Schultern. Persönlich hat er das nicht genommen – da sind sein Selbstbewusstsein und der Glaube an sich selbst einfach zu groß – immer schon gewesen. „Sonst machst du so etwas nicht“, sagt er. Einen Plan B hat er erst seit Corona im Ärmel.
Die Frage nach dem Sinn
Zwei Jahre lang leitet er die Westernstadt. Dann verkauft der Eigentümer und Gerauer wird von der Glücksspielbranche abgeworben. Sechs Jahre arbeitet er dort, leitet internationale Projekte, entwickelt Gastronomiekonzepte für den Konzern, reist zwischen Ländern, oft zwei in einer Woche – meist im Privatjet. Und verliert irgendwann die Mitte. „Ich war im goldenen Käfig“, sagt er.
Der Ausstieg kommt, als er merkt, dass die Leere lauter wird als der Erfolg. Und dann geht er dorthin, wo man Manager selten findet: ins Kloster – zu den Kapuzinern in Wiener Neustadt. Fast ein Jahr bleibt er dort, liest bis zu 80 Bücher, übernimmt die Küche für die sechs Mönche und erklärt lachend, dass man auch eine Fastensuppe als kreolische Fischsuppe aufpeppen und dennoch den klösterlichen Vorgaben entsprechen kann. „Ich habe verstanden, dass sich die Mönche im Kloster nicht einsperren – es ist umgekehrt. Sie sperren das Überflüssige aus.“ Er will mehr darüber wissen und beginnt Theologie zu studieren, erst im Kloster, später in Salzburg, Bern und schließt es in Vorarlberg ab. Keine Flucht aus der Welt, sondern eine Reflexion. Bis heute kehrt er regelmäßig ins Kloster zurück. Das Abendgebet, sagt er, sei wie ein Gespräch mit sich selbst. „Da kommen Dinge hoch, die du sonst verdrängst. Und genau das brauchst du, wenn du Menschen führen willst.“
Der Manager mit dem Sozialprojekt
Er wechselt zur Caritas der Erzdiözese Wien – als Geschäftsbereichsleiter für Gastronomie und Verpflegung. Dort baut er „Magdas Küche“ auf: eine Großküche, die soziale Integration, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden soll. Etwa 12.000 Portionen pro Woche – für Seniorenheime, Kindergärten, Schulen, Betriebskantinen. Ein Drittel der Mitarbeitenden sind Menschen mit schwierigen Lebensläufen: Langzeitarbeitslose, Geflüchtete, aber auch Menschen mit Behinderung. Gerauer ist verantwortlich für Planung, Bau und Betrieb der Großküche – und für die Strategie, die das alles zusammenhält. 2019 zieht der Betrieb in ein neues, energieeffizientes Gebäude im 23. Bezirk – das nachhaltigste Gewerbeobjekt Österreichs, wie es offiziell heißt. „Aber auch soziales Engagement funktioniert nur, wenn die Qualität stimmt“, sagt er. „Die Menschen kommen nicht, weil sie Mitgefühl haben, sondern weil sie gutes Essen wollen.“ Auch Moral braucht Strukturen. Und die schafft er.
Das Südburgenland
Nach sechs Jahren bei der Caritas folgt ein erneuter Wechsel – diesmal in die Unternehmensgruppe Kilger, ein weit verzweigtes System aus Gastronomie, Weingütern, Mineralwasserproduktion und Wildtierzucht. Gerauer übernimmt die Leitung, baut Prozesse auf, denkt strategisch, führt über zwei Jahre lang. Dann merkt er: „Ich bin wieder zu weit weg vom Gast.“ Und genau das bringt ihn dorthin, wo er heute ist: zur Ratschen im Südburgenland, die bereits damals ein Teil der Kilger Gruppe war. Markus Gerauer übernimmt seit Frühjahr dieses Jahres die Geschäftsführung. „Wir sind eines von fünf Drei-Hauben-Lokalen im Burgenland“, sagt er. „Aber ich will, dass auch die Leute, die hier leben, zu uns kommen. Der Winzer, der Nachbar, die Familie, die sagt: Heute gehen wir Schnitzel essen.“ Das ist keine romantische Vorstellung, sondern Marktforschung: Er analysiert Zahlen, besucht andere Lokale, spricht mit dem Tourismusverband, schaut, was funktioniert. Er sagt, Gäste gingen heute gezielter essen als früher. Nicht öfter, aber bewusster. „Früher hattest du Streuung, heute hast du Absicht. Wenn einer kommt, musst du liefern, was er sich wünscht – und ihn überraschen.“
Führen mit Struktur
Gerauer führt Betriebe, indem er Menschen verstehen möchte. „Ein Mitarbeiter geht nicht wegen eines Betriebs, sondern wegen eines Vorgesetzten“, sagt er. Und: „Er bleibt auch wegen einer guten Führungskraft.“ Sein Führungsstil: partizipativ, transparent, analytisch. Er legt Zahlen offen, gibt Verantwortung ab, erwartet Initiative. „Ich will, dass sich Mitarbeiter entwickeln. Wenn sie irgendwann ohne mich auskommen, habe ich’s richtig gemacht.“ Dass die Branche kriselt, sieht er nüchtern. Das Wirtshaussterben hält er für eine Folge hausgemachter Fehler: schlechte Löhne, schlechte Arbeitszeiten, mangelnde Wertschätzung. „Die Gastronomie hat jahrzehntelang von Idealismus gelebt – und ihn missbraucht.“ Umso mehr will er zeigen, dass Führung auch in dieser Branche Haltung braucht – und dass wirtschaftlicher Erfolg kein Gegensatz zu Menschlichkeit sein muss.
Die Basis
Privat ist Gerauer ruhiger geworden. 18 Mal ist er bisher umgezogen. Heute lebt er in Niederösterreich.„Ich habe meine Wohnung so eingerichtet, wie ich leben will. Das ist meine Base“, sagt er. Zum ersten Mal klingt es nach Ankommen. Vielleicht bleibt das so, vielleicht nicht. Er redet offen über seine Grenzen – über Beziehungen, die an Arbeitszeiten scheiterten, über Wochen, in denen 24-Stunden-Erreichbarkeit Normalität war. Heute sagt er: „Sicherheit ist für mich kein Besitzstand. Sicherheit ist, zu wissen, dass man sich immer wieder erfinden kann.“ In der Ratschen will er zeigen, dass ein Betrieb dann erfolgreich ist, wenn er Haltung beweist: faire Preise, faire Löhne, gute Produkte, Qualität, die man versteht. „Genuss braucht Zeit und Überraschung“, sagt er. „Aber vor allem braucht er Ehrlichkeit.“ Und vielleicht ist das der Grund, warum die Ratschen für ihn mehr ist als ein Betrieb: Sie ist ein Ort, an dem die Welt, wie er sie versteht, einmal für ein paar Stunden stimmt – ein Stück Gegenwart, das man genießt.

Nach zahlreichen Stationen im Laufe seiner Karriere lenkt Markus Gerauer aktuell die Geschicke der Ratschen in Deutsch Schützen. Genusskultur und höchste Qualität stehen für ihn dabei im Mittelpunkt.

Die beruflichen Stationen des Markus Gerauer könnten unterschiedlicher nicht sein. Eine davon führte ihn zu Eckart Witzigmann ins Palazzo. Exklusive Dinnershows, die in einem Spiegelzelt-Palast stattfinden, wo exquisite Gastronomie mit Varieté-Kunst auf hohem Niveau verschmilzt. Nach dieser Erfahrung fand Markus Gerauer die nächste berufliche Herausforderung bei der Caritas, wo er Magdas Großküche aufbaute

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