Auftakt für inklusive digitale Friedensagenda im ACP in Schlaining

Im historischen Ambiente der Friedensburg Schlaining hat Österreich einen neuen Akzent in seiner langjährigen Friedensarbeit gesetzt: Beim Austrian Forum for Peace wurde erstmals ein nationaler Dialog zur Rolle digitaler Technologien in der Friedensförderung – kurz „PeaceTech“ – abgehalten. Initiiert vom Österreichischen Friedenszentrum (Austrian Centre for Peace, ACP), brachte die Veranstaltung Fachleute aus Friedenspraxis, Wissenschaft, öffentlichem Dienst, Technologie und Kreativwirtschaft an einen Tisch.

Nicole MÜHL / 18. Juli 2025

Im Rahmen des Austrian Forum for Peace 2025 fand auf der Friedensburg Schlaining erstmals ein nationaler Dialog zum Thema PeaceTech statt. Ziel war es, gemeinsam mit Expert:innen aus Friedensarbeit, Forschung, öffentlichem Dienst, Kunst und Technik einen ethisch fundierten und praxisnahen Ansatz für den Umgang mit digitalen Technologien im Friedenskontext zu entwickeln.

Ziel der Veranstaltung unter dem Titel „The Blueprint: Austria’s Vision for PeaceTech“ war es, eine gemeinsame, ethisch fundierte und menschenzentrierte Vision für den Einsatz von Technologie in der Friedensarbeit zu entwickeln. Organisiert wurde der Workshop in Zusammenarbeit mit der PeaceTech Alliance – einer nationalen Plattform unter der Koordination des Austrian Institute of Technology (AIT) und unterstützt vom ACP.

„Moderne Technologien haben enormes Potenzial, weltweite Friedensbemühungen zu unterstützen – insbesondere in der Konfliktprävention, Frühwarnung und Frühintervention“, betonte Astrid Holzinger, Senior-Projektmanagerin am ACP. Gleichzeitig warnte sie vor bestehenden Lücken in der Anwendung und im Zugang zu solchen Technologien, vor allem für Friedensakteur:innen vor Ort.

Ein breites und inklusives Teilnehmerfeld – darunter Vertreter:innen aus Ministerien, der burgenländischen Landesregierung, Universitäten, NGOs und Friedensorganisationen – diskutierte über neue Wege, digitale Werkzeuge sinnvoll und kontextgerecht in Friedensprozesse einzubinden. Im Mittelpunkt stand dabei ein „Bottom-up“-Ansatz: PeaceTech solle sich an den Bedürfnissen jener orientieren, die in der Praxis tätig sind – etwa in der Mediation, humanitären Hilfe oder der zivilen Krisenbewältigung.

Nathan Coyle, Mitbegründer der PeaceTech Alliance und Projektmanager beim AIT, hob hervor: „Wenn PeaceTech für jene, die es brauchen, nicht zugänglich ist, ist es nutzlos. Es braucht Lösungen, die auf gelebter Erfahrung beruhen – nicht auf abstrakten Technologienarrativen.“

Ein zentrales Anliegen der Diskussion war, PeaceTech von sicherheits- oder marktgetriebenen Perspektiven abzugrenzen. Stattdessen sollte es um die Frage gehen, wie digitale Innovationen Friedensprozesse tatsächlich unterstützen können – in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinschaften. Dabei spielten auch kreative und kulturelle Aspekte eine Rolle: PeaceTech müsse verständlich, kulturell relevant und funktional zugleich sein.

Konkrete Handlungsschritte beschlossen

Die Teilnehmenden einigten sich auf mehrere strategische Prioritäten für die weitere Arbeit:

  • Förderung praxisnaher Forschung und Entwicklung digitaler Werkzeuge für Mediation und Krisenbewältigung
  • Sicherstellung ethischer Datenverarbeitung und digitaler Souveränität
  • Einrichtung interdisziplinärer Gestaltungsräume für Friedensakteurinnen, Technikexpert:innen und Künstler:innen
  • Ausbau von Aus- und Weiterbildungsangeboten für Friedensakteur:innen, insbesondere im Umgang mit neuen Technologien

Das ACP und die PeaceTech Alliance kündigten an, die Ergebnisse des Workshops in einer schriftlichen Zusammenfassung zu dokumentieren. In den kommenden Monaten sollen Folgeworkshops, Pilotprojekte und politische Dialogformate die begonnene Arbeit fortführen.

Mit dem Austrian Forum for Peace markiert Österreich einen bedeutenden Schritt in Richtung einer eigenständigen PeaceTech-Agenda – verwurzelt in seiner humanitären Tradition und getragen von inklusiver, interdisziplinärer Zusammenarbeit.

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