Nicole MÜHL / 31. Juli 2025
© LMS Bgld
Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner gab den Starschuss zum ersten Entsiegelungswettbewerb für burgenländische Gemeinden.
Nach Angaben des Landes werden im Burgenland derzeit täglich rund 1,6 Hektar Boden – etwa die Fläche von zwei Fußballfeldern – in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Die Folgen sind unter anderem eine erhöhte Hochwassergefahr bei Starkregen, die Bildung städtischer Hitzeinseln sowie der Verlust landwirtschaftlich wertvoller Flächen. Laut Haider-Wallner ist die Flächeninanspruchnahme pro Einwohner:in im Burgenland nahezu doppelt so hoch wie im österreichweiten Durchschnitt.
„Boden ist ein unverzichtbares Gut. Jede entsiegelte Fläche verbessert die Wasserversickerung, kühlt die Umgebung und steigert unsere Lebensqualität“, betonte Haider-Wallner bei der Präsentation des Wettbewerbs.
Wettbewerb und Förderungen
Ab September können alle 171 Gemeinden des Bundeslandes ihre geplanten Entsiegelungsprojekte einreichen. Gefördert werden Maßnahmen auf gemeindeeigenen Flächen wie Dorfplätzen, Zufahrten, Parkplätzen oder Verkehrsinseln. Das Siegerprojekt erhält eine Förderung von bis zu 100.000 Euro vom Land Burgenland. Einreichungen sind bis November möglich, die Auszeichnung soll bis Februar 2026 erfolgen. Die Umsetzung des Gewinnerprojekts ist für das Frühjahr 2026 vorgesehen.
Die Auswahl der besten Ideen übernimmt eine Fachjury aus den Bereichen Bodenschutz, Landschaftsgestaltung, Biodiversität und Naturschutz. Bewertet werden unter anderem der ökologische Mehrwert, die Einbindung der Bevölkerung und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität.
Teil des „Zukunftsplans Burgenland 2030“
Der Wettbewerb ist laut Haider-Wallner ein erster Schritt im Rahmen des „Zukunftsplans Burgenland 2030“, der umfassende Bodenschutzmaßnahmen vorsieht. Geplant sind unter anderem eine Entsiegelungsprämie, eine mögliche Leerstandsabgabe für große Gewerbeimmobilien sowie der Aufbau einer Leerstandsdatenbank. Zur Koordination dieser Vorhaben wird derzeit ein neues Hauptreferat für „Ländliche Entwicklung, Dorferneuerung und Bodenschutz“ im Amt der Landesregierung eingerichtet.
Im Zuge ihrer Sommertour unter dem Titel „Best of Boden“ besucht Haider-Wallner in den kommenden Wochen erfolgreiche Entsiegelungs- und Renaturierungsprojekte sowie landwirtschaftliche Betriebe mit bodenschonender Bewirtschaftung in allen Bezirken des Burgenlandes.
FPÖ Burgenland kritisiert Wettbewerb
Die FPÖ kritisiert den von Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner (Grüne) angekündigten Entsiegelungswettbewerb „Baba Beton“ als unausgewogenes und ineffektives Förderinstrument. Laut FPÖ-Raumplanungssprecher LAbg. Wiesler erhält nur eine von 171 burgenländischen Gemeinden eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro, während alle anderen leer ausgehen. Gemeinden ohne geeignete Flächen oder finanziellen Spielraum für Entsiegelungsprojekte hätten nach Ansicht der FPÖ von vornherein keine Chance auf Unterstützung.
Wiesler bezeichnet den Wettbewerb als „PR-Aktion“ und fordert stattdessen ein transparentes, objektives und gerechtes Fördermodell, das allen Gemeinden gleichermaßen zugutekommt. Angesichts knapper kommunaler Budgets für Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen, Kindergärten und Kanalnetze sei es aus Sicht der FPÖ nicht nachvollziehbar, öffentliche Gelder für einen einmaligen Wettbewerb mit nur einem Gewinner einzusetzen.
Klubobmann Norbert Hofer habe laut FPÖ bereits ein alternatives Konzept gefordert: eine flächendeckende Entsiegelungsförderung für alle Gemeinden sowie ein Ende von Wettbewerben, bei denen die Mehrheit der Kommunen leer ausgehe.
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